Neubeuern – Die Erinnerung an das letzte große Schiffsunglück auf dem Inn am 1. Juni 1949 stand im Zentrum der Jahresversammlung des Schiffleut-Bruderschaft-Vereins Neubeuern beim Vornberger. Damals ertranken sechs von elf Schiffsleuten, darunter zwei Schüler. Alle Bootsinsassen stammten aus dem Ortsteil Altenmarkt am Inn und wollten die Plätte nach Rosenheim überführen, als diese ein entwurzelter Baumstamm gegen den Brückenpfosten drückte. Die 14 Meter lange Plätte brach mittschiffs auseinander. Die Zeitzeuginnen Helga Höchtl und Therese Strobel berichteten über das traurige Ereignis.
Grabtafeln
restauriert
Der Tod von zwei im 19. Jahrhundert verstorbenen Schiffsführern, Georg Riedlsberger und Anton Griessenböck, ist auf Grabtafeln an der nördlichen Kirchenmauer in Altenbeuern verewigt. Jahrzehntelange Witterungseinflüsse und Verschmutzung ließen die Schriftbilder zur Unkenntlichkeit verblassen. Alois Heibl regte die Restaurierung an und Michaela Karl, Kirchenmaler- und Vergoldermeisterin und Restauratorin im Handwerk, arbeitete das historische Schriftbild wieder originalgetreu heraus. Ihr gebührte der Dank des Vereins.
Mit dem Gruß „Nahui in Gotts Nam“ zur Abfahrt der Innschiffe eröffnete Michael Konrad, im elften Jahr am Ruderbaum des Schiffleut-Bruderschaft-Vereins Neubeuern, die Versammlung beim Dorfwirt Vornberger. Dabei konnte er rund 120 Schiffleutbrüder und -schwestern, die Abordnungen der Gastvereine aus Nußdorf und Wasserburg, aktive und ehemalige Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts und die Bootsführer des THW Rosenheim willkommen heißen. Ein besonderes Grüßgott widmete er Walter und Ingrid Wieland, die mit ihrem umgebauten Fischerboot an der Ostküste Amerikas unterwegs sind und seit etwa 20 Jahren regelmäßig das Zusammentreffen in Neubeuern besuchen.
Viele Aktivitäten begleiteten das Vereinsleben 2019, berichtete der Schriftführer Sebastian Paul. Zu den Höhepunkten gehörte das Schiffleutfest am Plättenstadl in Altenmarkt, dessen Organisation im Drei-Jahres-Rhythmus viel Ehrenamtszeit abverlangt. „In zwei Jahren feiern wir stolz unser 400. Jubiläum, zu dessen Ausrichtung die Vorstandschaft schon zahlreiche Ideen sammelte, die zusammen mit einem neu zu gründenden Festausschuss diskutiert und umgesetzt werden müssen“, verkündete Sebastian Paul.
Zu den bedauerlichen Ereignissen zähle der „Schiffbruch“, den das Innschifffahrtsmuseum im Schwirtlichhaus am Marktplatz vor zwei Jahren erlitt. Aufgrund der Brandschutzauflagen ist es seither für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich.
Das Angelusläuten der Altenbeurer Kirchenglocken mit dem Beten des „Engel des Herrn“ und des Gabengebets „Vaterunser“, leitete Pfarrer Rudolph das gemeinsame Mittagsmahl ein. Währenddessen bildeten sich Schlangen an der Zahlstelle, um den traditionellen Mitgliedsobolus von einem Euro zu entrichten. „Es geht an Boch abi mit unserer Schiffleidkasse“, beklagte sich Georg Wachinger in seinem Kassenbericht. Jahrtag, Schiffleutfest, Restaurationen und Schautafeln zehrten am Bestand des wohlbehüteten Schatzkästchens.
Hinzu kommt auch ein neu eingeschlagener Weg der Geschichtspräsentation, der fortan die Brücke zwischen den Generationen schlagen wird. Auf einem großflächigen Roll-Up, erstellt von Chronist Reinhard Käsinger, zeigen sich das Votivbild des Innmuseums, darunter Zeitungsausschnitte des Oberbayerischen Volksblatts und ein aktuelles Foto der Redenfeldener Autobahnbrücke über den Inn.
Schwirtlichhaus
im Gemeinderat
Erster Bürgermeister Christoph Schneider betonte die Wichtigkeit des Geschichtsbewusstseins, um Leute, Hintergründe und Prägungen nachvollziehen zu können. Auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung sind die Vergaben bezüglich der Brandschutzsicherung des Schwirtlichhauses verankert. Der Baubeginn soll Ende Februar erfolgen, damit die Innschifffahrtsleute zu Neubeuern ihr Erbe hochhalten können.
Mit dem Böhmischen Traum, der Lieblingspolka von Michael Konrad, aufgespielt von „Fünferlei“, endete die Vereinszusammenkunft, die ihre eingeschlagene Fließrichtung über und für Generationen verfolgt und pflegt.