Nußdorf – Nicht immer fließt der Steinbach durch Nußdorf sanft daher und lädt an warmen Sommertagen mit seinen seichten Ufern zum erfrischenden Bad ein. Spätestens seit Juni 2013 wissen die Anwohner, dass sich dieser Bach auch von einer ganz anderen Seite zeigen kann.
Seinerzeit sorgte Tiefdruckgebiet Frederike mit starken Regenfällen nicht nur in Nußdorf, sondern im gesamten Landkreis für massive Überschwemmungen. Der Steinbach trat an manchen Stellen über die Ufer. Nußdorf hatte damals Glück, dass nichts Schlimmeres geschehen ist, die Schäden hielten sich in Grenzen.
Gemeinde und Wasserwirtschaftsamt beschlossen, den Hochwasserschutz entlang des Gewässers so zu ertüchtigen, dass er einem 100-jährlichen Hochwasser (HQ 100) plus 15 Prozent Klimazuschlag standhält. Mit Abschluss aller notwendigen Arbeiten kann ein Abfluss von 73 Kubikmetern pro Sekunde schadlos abgeführt werden. Im Juni 2013 beförderte der Steinbach rund 42 Kubikmeter Wasser pro Sekunde talwärts. Immerhin entwässert der Steinbach eine Fläche von gut 52 Quadratkilometern.
Wasserwirtschaftsamt
arbeitete Pläne aus
Die Pläne für den Ausbau, die Sanierung und die ökologische Verbesserung wurden vom Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt ausgearbeitet. Nun soll es in einigen Tagen losgehen, erklärte Projektleiter Diplom-Ingenieur Josef Hamberger vom Wasserwirtschaftsamt. Der erste Bauabschnitt betreffe den Bachverlauf von der Brücke zum Gewerbegebiet „Am Inn“ bis zum Fußgängersteg Höhe Brannenburger Straße. „Durch Aufweitung des Bachbettes, das Abflachen der Böschungen, Eintiefen der Gewässersohle und Schaffen eines Retentionsraums wollen wir das ermöglichen“, sagte Hamberger bei einer Geländebegehung mit Nußdorfs Bürgermeister Sepp Oberauer.
Der erste Bauabschnitt beginnt Anfang Februar zunächst mit Rodungsarbeiten, ab April soll der nördliche Deichkörper um circa 20 Meter in das Vorland verlegt werden. Damit wird nicht nur der Abflussquerschnitt vergrößert, sondern die gesamte Fläche ökologisch aufgewertet. Die Bauzeit hierfür beträgt rund vier Monate.
Ebenfalls im April werden flussbauliche Maßnahmen und der Neubau der Böschungssicherung durchgeführt. Hierfür ist eine Bauzeit von gut zwei Jahren angesetzt worden. „Die Rodungsarbeiten müssen jetzt stattfinden, weil wir auf die Brutzeit der Vögel Rücksicht nehmen. Außerdem haben wir auf eine Population von Haselmäusen zu achten und können daher die eigentlichen Bauarbeiten erst ab April ausführen“, sagt Hamberger.
Der zweite Bauabschnitt beginnt schließlich im Herbst 2021 und soll voraussichtlich im Dezember 2023 fertiggestellt werden. Er umfasst dann das Gebiet ab dem Fußgängersteg bis oberhalb Seilenaustraße. Die Baukosten für das gesamte Projekt liegen bei dreieinhalb Millionen Euro und werden vom Freistaat Bayern getragen. Die Gemeinde stellt Grundstücke zur Verfügung und beteiligt sich an den Kosten.
Verbund AG zieht
beim Bauen gleich mit
Abgesehen von diesen Maßnahmen werden weitere Sanierungsarbeiten baufälliger Abschnitte am Steinbach im Jahre 2020 durch die Flussmeisterstelle Rosenheim durchgeführt. Außerdem wird die Verbund AG, Eigentümer der Inn-Staustufe, für die Durchgängigkeit des Inns mithilfe des Steinbachs und des Labachs in Höhe des Kraftwerks sorgen.
Während viele Aufgaben an Dienstleistungsunternehmen vergeben wurden, wird das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim aber auch mit seiner eigenen Mannschaft tätig. So sollen unter anderem Gehölzarbeiten auf Höhe des Waldparks zeitnah – noch vor der Vogelbrut – durchgeführt werden.