Rohdiamant für 450000 Euro aufpoliert

von Redaktion

Gemeinderat Kiefersfelden Blaahaus bekommt unverwechselbares inhaltliches Profil

Kiefersfelden – Nicht nur für Bürgermeister Hajo Gruber ist „unser Heimatmuseum Blaahaus“ ein Rohdiamant, den man noch schleifen soll. Damit spielte er auf die Beratungen über mögliche Investitionsmaßnahem zur Aufwertung des Hauses in der jüngsten Gemeinderatsitzung an.

Der Name des Heimatmuseums „Blaahaus“ leitet sich von „Pläh“ oder „Blaa“ ab, das sind alte Bezeichnungen für das Einblasen von Luft in die Holzkohle-Hochöfen, in denen Eisenerz geschmolzen wurde, um die Temperatur der Öfen zu erhöhen. Das neben dem Hochofen stehende Wohnhaus für Arbeiter, Blähmeister und Zimmermeister bezeichnete man damals als „Blaahaus“.

Mit 300 Jahren mal
eben versetzt

Es wurde im Jahre 1696 direkt am Kieferbach errichtet und genau 300 Jahre später (1996) um mehrere 100 Meter auf das jetzige Ausstellungsgelände an der Innstraße umgesetzt und noch im gleichen Jahr zum Museum umgestaltet. Es zeigt aktuell auf drei Etagen die Vergangenheit von Kiefersfelden in Bezug auf Ortsgeschichte, Kultur, Industrialisierung und Grenzverkehr. Ausgestellt sind weiter historische Fotos, Exponate, Schautafeln und teils außergewöhnliche Modelle. Diese wohl auch in der Region einzigartige Sammlung zur Industriegeschichte macht das Projekt zu etwas ganz Besonderem, mit allerlei Raritäten zur Orts-, Regional- und Kulturgeschichte. Und das gilt es zu erhalten und einer breiteren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Das jedenfalls ist das erklärte Ziel und dazu hatte sich die Gemeinde mit der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern fachliche Unterstützung mit ins Boot geholt. Deren stellvertretender Direktor, Dr. Stefan Kley, stellte eingangs der Gemeinderatssitzung fest, „wir können gemeinsam das Haus bedeutender machen, indem wir die lokale Geschichte Kiefersfeldens und die Industriegeschichte Oberbayerns herausstellen, denn Kiefersfelden hat vier Jahrhunderte Industriegeschichte und ist daher ein ganz besonderer Ort“.

So sollen nun nach dem Willen der Gemeinderäte in den nächsten drei Jahren von 2020 bis 2022 rund 450000 Euro in das Heimatmuseum investiert werden, wovon jeweils ein Drittel von der Landesstelle, dem Förderprogramm LEADER und der Gemeinde zu schultern ist. Ziel soll es sein, dem Blaahaus ein unverwechselbares inhaltliches Profil zu geben. Ein klarer und intuitiver Aufbau nach Sachgebieten wird die Ausstellungsstücke zugänglicher und verständlicher machen und eine abwechslungsreiche Dramaturgie baut Spannung und Erlebnishunger auf.

Daneben wollen die Verantwortlichen auf eine atmosphärische Wirkung setzen, die die Themen verstärkt, zu erreichen mit Licht, Farben und entsprechenden Materialien und um das Haus „erlebbar“ zu machen, werden auch multisensorische Aspekte wie Visualität, Akustik, Haptik und Interaktivität bei der Umgestaltung eine wesentliche Rolle spielen.

Inhaltlich und
öffentlich arbeiten

Die nächsten Schritte bestehen sodann in der Fortführung der inhaltlichen Arbeiten und der Auswahl geeigneter Gestalter wie Architekt, Grafiker und der Medien. Mit der schrittweisen Fortentwicklung von Konzepten und dem Entwurf der Produktion und Einrichtung der Ausstellung geht es weiter, bevor dann die Eröffnung folgen kann. Natürlich stehen neben diesen Sachthemen auch andere Dinge auf der Agenda, wie zum Beispiel die laufenden Sachkosten, die Einbindung des Tourismus in das Grundkonzept, Marketing und mögliche Kooperationspartner.

Aber auch die personelle Betreuung ist festzulegen und die Öffnungszeiten sind den aktuellen Gegebenheiten möglichst anzupassen. Daneben soll das Blaahaus auch anderen Vereinen, Institutionen oder Privatpersonen in einem noch festzulegenden Umfang für Ausstellungen, Aktionen oder Feiern zur Verfügung stehen, um es noch transparenter und interessanter zu machen.

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