Samerberg – Der Wandersmann ärgerte sich, und zwar richtig: Noch zu Beginn des Weges sei zu lesen gewesen, dass die Hochries-Hütte offen sei, zwar bis in den April hinein. Doch oben folgte die Enttäuschung: Keine Bedienung mehr, und das schon Anfang Januar, und überhaupt: Erst dort oben sei ihm mitgeteilt worden, dass die Hütte für den Rest des Winters schließe. „Das hätte man doch wirklich vorher mitteilen können“, sagte Jörg Illing den OVB-Heimatzeitungen. Er spricht von „Hochrieshütte im Chaos“.
Franz Knarr, Vorsitzender des Alpenvereins Rosenheim, der die Hochrieshütte betreibt, gibt Contra. Chaos? Man saniere schließlich die Hochriesbahn. „Deswegen haben wir bis 22. März geschlossen“, sagt er. „Ohne Seilbahn kommt der Wirt mit der Versorgung nicht zurande.“
Normalerweise mache man im Januar vielleicht zwei oder drei Wochen dicht, sagt Knarr. „Zurzeit ist es aber so: Weder kann der Wirt Material transportieren, noch Personal rauffahren.“ Der Winterdienst sei schon schwierig genug, wenn man, wie in den Jahren zuvor, die Bahn immer wieder mal zu Transportfahrten einsetzen könne. Vergangenes Jahr wurde schon mal Nachschub mit dem Helikopter auf die Hütte transportiert. Das aber gehe nur in Ausnahmefällen, etwa vor einem sonnigen Wochenende, sagt Knarr. Denn: „Wirtschaftlich ist das nicht, da fallen 1200 Euro Kosten pro Stunde an.“
Bis zum Frühling soll alles fertig sein. Im vergangenen Jahr war der Hauptantrieb und ein neues Notstromaggregat eingerichtet worden. Derzeit läuft, wie berichtet, die zweite Sanierungsrunde an der Hochriesbahn auf Hochtouren. Unter anderem werden die Gondeln überholt. Gut drei Wochen vor Ostern soll alles abgeschlossen sein, dann wird die Hochrieshütte wieder aufmachen.
Derweil wirbt Franz Knarr um Verständnis. Die Vorschriften seien mehr geworden, die Ansprüche gewachsen. Die Transportsituation für die Hochrieshütte aber sei gleich geblieben. „Wir haben überlegt, ob der Karrenweg revitalisiert werden kann“, sagt Knarr. „Aber: In die Natur eingreifen wollen wir auch nicht.“ Kurz: „Die Hochries ist ein schwieriger Berg.“
Nicht mal der Vorraum ist mehr offen
Weniger für Wanderer wie Jörg Illing. 500-Mal, so schätzt er, ist er schon oben gewesen auf dem Hausberg der Rosenheimer. In letzter Zeit aber sei es mit dem Service auf dem Gipfel bergab gegangen. Im Vorjahr sei zumindest noch der Vorraum der Hütte geöffnet gewesen, „für Wanderer und Skitourengeher, die sich vielleicht mal windgeschützt umziehen wollen“.
Grundsätzlich eine gute Sache, findet auch Franz Knarr. „Doch haben wir ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Da drin ist mit Gas und Esbit gekocht worden, es lag immer wieder Unrat drin, es wurden die Bänke nach draußen verzogen, es war insgesamt eine sehr enttäuschende Erfahrung.“ Inklusive der Feststellung, dass ausgerechnet an diesem Ort höchsten Rosenheimer Freizeitvergnügens der eine oder andere Besucher sein Geschäft verrichtet haben soll. Unterste Schublade, findet Knarr, „das tut einem echt in der Seele weh“.
Seelenschmerzen verspürt – wie manch anderer – auch Jörg Illing. Wegen der geschlossenen Hütte, des verschlossenen Vorraums, wegen der weggeschlossenen Holzbänke auch, die früher auf der Terrasse müden Wandererbeinen Komfort boten. „Schade“ findet er das alles. „Der Alpenverein interessiert sich wohl nicht mehr für die Hütte.“