Stephanskirchen – „Was ist denn mit meinem Penny?“, fragt der Kollege erschrocken, das nebenstehende Foto auf dem Bildschirm sehend. Er wohnt am Schloßberg und ist beruhigt, als er erfährt, dass der Bauausschuss der Gemeinde der Erweiterung des Discounters in die ehemaligen Räume der Raiffeisenbank zugestimmt hat.
Der Tagesordnungspunkt las sich harmlos: Antrag auf „Umnutzung von Bankräumen in ein Ladengeschäft auf dem Grundstück Flurnummer 2868/5, Schloßberg, Salzburger Straße 13“. Die Mitglieder des Bauausschusses waren quer über alle Fraktionen froh über den Antrag und winkten ihn ohne Gegenstimme durch. Denn: Es ging um die Erweiterung des Penny-Marktes in Schloßberg. Eines Marktes, den alle Kommunalpolitiker dringend in Schloßberg halten wollen.
Politiker wollten
Standort unbedingt
Mehrfach schon hatte die Verwaltung der Discounter-Kette erwogen, diese Filiale zu schließen: Sie ist klein, eine attraktive Präsentation der Waren auf dem beengten Raum kaum möglich. „Wenn der Markt wirklich zugemacht hätte, wäre das für Schloßberg eine Katastrophe“, sagt Margit Sievi (SPD), Mitglied im Bauausschuss. Wie wichtig der Laden für diesen Teil der Gemeinde sei, habe sich gezeigt, als er vor einigen Jahren wegen Umbaus eine Zeit lang geschlossen war.
Jedes Mal konnte der Discounter vertröstet werden: In der Nachbarschaft würden Räume frei, die Gemeinde werde gerne vermitteln, dass dort eine Erweiterung möglich sei. Ein Bauantrag auf der berühmten grünen Wiese fände vermutlich keine Mehrheit.
Fände er vermutlich wirklich nicht, denn die Bauausschussmitglieder aus allen Fraktionen erklärten auf Nachfrage übereinstimmend, dass ihnen der Markt mitten im Ort wichtig ist. Nicht nur wegen des Einzelhandelsgutachtens von 2018, das schon eine Erweiterung des Discounters vorschlug.
„In Schloßberg gäb‘ es sonst keinen Nahversorger mehr – das geht gar nicht“, sagt Thomas Hoffmann (CSU). „Der Standort muss unbedingt erhalten bleiben, da er fußläufig gut zu erreichen ist“, bestätigt Herbert Bauer (Parteifreie). Und auch per Bus, fügt Johannes Lessing (Die Grünen) an. „Und für Autofahrer gibt es ausreichend Parkplätze vor und hinter dem Haus.“ Das sieht auch das Bauamt so, ein Stellplatz-Mehrbedarf entstehe durch die Umnutzung nicht. Auch die Bankfiliale hatte ja schon Stellplätze für ihre Kunden. Bei Bürgermeister Rainer Auer herrscht „große Freude“ ob der Umnutzung.
Die Gemeinde hatte die Eigentümer der beiden Immobilien miteinander in Kontakt gesetzt, nachdem die Raiffeisen-Filiale vor fast drei Jahren drei Häuser weiter zur neu gebauten VR-Bank zog und das Erdgeschoss des Gebäudes leer stand. „Wir sind stolz darauf, nicht in die Falle ‚Neubau auf grüner Wiese‘ getappt zu sein“, so der Bürgermeister.
Die jetzt gefundene Lösung „ist eine deutliche Stärkung des innerörtlichen Standortes“. Und Schloßberg behält das, was Margit Sievi sein „Herzstück, seinen Treffpunkt“ nennt.