Bürokratie und Biber werden zur Plage

von Redaktion

Wasser- und Bodenverband Ischler Ache: Gewässerpflege seit über 100 Jahren

Eggstätt – Ruhig und mit geringem Gefälle fließt die Ischler Achen bei Eggstätt, und dass es auch so bleibt, dafür sorgt der Wasser- und Bodenverband Ischler Ache (WBV) der drei Liegenschaftsgemeinden Eggstätt, Pittenhart und Seeon-Seebruck seit über 100 Jahren.

Teilweise geht es maschinell, meist jedoch von Hand: Die WBV-Mitglieder stehen mit Misthaken und Sense bewaffnet im herbstlich-kühlen Wasser, mähen und säubern. Eine mühsame, aber wertvolle Arbeit, die nun vielleicht vor dem Aus steht. Denn: Es gibt immer weniger Helfer, und schlimmer noch: Die ausufernde Bürokratie und der immer mehr zur Plage werdende, aber streng geschützte Biber lassen die Ehrenamtlichen am Sinn ihrer Tätigkeit zweifeln.

Gewässerpflege einmal pro Jahr

„Naturschutz und Gewässerpflege sind wichtig“, das wiederholt Sepp Ettenhuber, Vorsitzender des WBV aus Eggstätt, mehrmals im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. So sei beispielsweise unter dem damaligen Vorsitzenden Augustin Pfaffenberger ein Teilstück des Weitmoos ökologisch rückgebaut worden. Aber man dürfe „die Arbeit unserer Vorfahren nicht immer infrage stellen.“ Ganz früher habe man zwei- bis dreimal im Jahr die Sole geräumt und instand gehalten oder das Ufer ausgebaut, weiß Ettenhuber zu berichten.

Heutzutage gebe es nur noch einmal pro Jahr Gewässerpflege. Ein Großteil an Arbeit gehe inzwischen leichter von Hand dank des Baggers mit Moorketten und Mähkorb. Aber da viele Stellen für den Bagger unzugänglich seien, müssen die Verbandsmitglieder mit ihren eigenen Händen ran. Früher war es der Brauch, dass da bis zu 20 Leute aus den drei Anliegergemeinden zusammen halfen, erinnert sich Ettenhuber, heutzutage aber finde man immer weniger Helfer. Manchmal seien es nicht mehr als eine Handvoll, klagt Ettenhuber.

Dabei seien die Gewässerpflege und uferbegleitende Maßnahmen wichtig. Diese sind Bestandteil des Gewässerpflegeplans von 1992 und die Grundvoraussetzung für die Bezuschussung der Arbeiten.

Und da kommt dann die Bürokratie ins Spiel: „Jährlich müssen wir die Pflegearbeiten bis ins kleinste Detail dokumentieren.“ Jeder Arbeitsschritt werde kontrolliert, aber nicht alles werde bezuschusst. „Nur ökologische Arbeiten sind förderungswürdig“, und das nur bis zu 25 Prozent, wenngleich jährlich rund 20000 Euro Räumungskosten anfielen, rechnet Ettenhuber vor.

Rund um die Ischler Ache ist FFH-Gebiet (FFH-Gebiete sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die dem Schutz von Flora (Pflanzen), Fauna (Tieren) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen. Demgegenüber stehen die Grund-, Wald- und Hausbesitzer, für die die Gewässerpflege ebenso bedeutsam ist. Das Privateigentum gehöre geschätzt und genutzt, so Ettenhuber.

Seit gut sechs, sieben Jahren hat nun aber auch der Biber Gefallen an der Ischler Ache gefunden und breitet sich hier immer mehr aus. Naturschützer schwärmen vom Biber als Förderer der Artenvielfalt, Ettenhuber hingegen sieht es sachlich: Bei aller Biberliebe müsse der Schutz von Wohnhäusern, Gewerbegebieten und landwirtschaftlichen Nutzflächen übergeordnet bleiben. Denn der Biber setzt Felder, Wälder und Wiesen unter Wasser, untergräbt Böschungen und fällt Bäume, um seine Biberburgen zu errichten. Trotz Sondergenehmigung zur Entfernung von Bauten und zur Entnahme von Bibern beispielsweise bei Klärwerken habe man den Biberdamm beim Eggstätter Klärwerk erst entfernen dürfen, nachdem sich auf Antrag von Anliegern der Eggstätter Gemeinderat einstimmig dafür ausgesprochen hatte und nachdem ein Rechtsanwalt in einem Schreiben samt 25 Unterzeichnern die Entfernung eingefordert hatte.

Drainagerohre machen keinen Sinn

Mehrfach habe man Ortstermine mit Biberbeauftragten und Behördenvertretern abgehalten, bei denen der WBV darauf hingewiesen habe, dass Drainagerohre (durch die das Wasser teilweise abfließen kann) in einem Gewässer mit wenig Gefälle wenig Sinn machen.

Einen Drahtzaun vor dem Biberdamm musste der WBV entfernen, da dieser laut Unterer Naturschutzbehörde nicht funktioniert habe, was aber die Grundstückseigentümer anders sehen.

„Wir haben schon unseren Rücktritt eingereicht“, aber noch wollen Ettenhuber, sein Co-Vorsitzender Stephan Fronhöfer und der gesamte WBV-Vorstand nicht ganz aufgeben. Vielleicht ergibt sich ja eine neue Verbandsstruktur nach den Kommunalwahlen, denn laut Satzung kümmert sich der WBV um die Gewässerpflege und die Entwässerung. Es muss doch möglich sein, dass Gewässerpflege und Naturschutz Hand im Hand gehen, so Ettenhuber: „Wir sind gesprächsbereit.“

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