Pittenhart – Einen unterhaltsamen Nachmittag erlebten viele Besucher am Sonntag im Hilgerhof, als Ortsheimatpfleger Sebastian Guggenhuber und Karlheinz Fürst über das Leben und den Aufzeichnungen von Georg Winsauer, der Lehrer, Gemeindeschreiber, Mesner, Organist, Postexpediror und Bauer in Pittenhart war, berichteten.
Winsauer hat eine Chronik geschrieben, die etwa 270 Seiten umfasst. Aus diesen Aufzeichnungen las Fürst, während Guggenhuber näher auf die Begebenheiten einging. Die Aufzeichnungen gewähren Einblick in das damalige Alltagsleben. Der liberale Lehrer war ein streitbarer Mann, wenn es um Ungerechtigkeiten in der Kirche und Gemeinde ging. Er legte sich mit Pfarrer und Bürgermeister an und schrieb dies nieder. Seiner Hartnäckigkeit war es zu verdanken, dass Pittenhart in den 1890er Jahren eine Postomnibuslinie (Kutsche von Obing nach Bad Endorf) bekam und einen Anschluss an die Telegrafenleitung. „Nun ist Pittenhart an den allgemeinen Weltverkehr angeschlossen“, schrieb Winsauer in seiner Chronik.
Seine Einträge sind mal lustig, mal traurig. Viele Themen, politische, schulische und kirchliche Verhältnisse, kuriose und traurige Todesfälle aber auch den Streit mit Nachbarn und das dörfliche Leben werden darin behandelt. Eine Herausforderung war, der von der königlichen Regierung geforderte Neubau des Schulhauses, welcher auf Ablehnung beim Pfarrer, der Gemeinde und der Bevölkerung stieß. Den Schulhausneubau 1903 durfte er nicht mehr erleben, denn er starb 1897 an einer Pilzvergiftung. Guggenhuber und Fürst haben mit Ausschnitten aus Winsauers Aufzeichnungen neugierig gemacht. In der Pittenharter Gemeindechronik kann man einiges davon nachlesen.
Die Musikinitiative Pittenhart sorgte für die musikalische Untermalung. Die jungen Musikanten hatten lustige Strophen über das Lehrerleben gedichtet und ernteten dafür Applaus.