Riedering – Sebastian Niedermaier, Jahrgang 1954, empfindet es als „befreiend“, dass er sich nach 18 Jahren Gemeinderatstätigkeit nicht mehr für das Gremium aufstellen hat lassen. „Man wird mit der Zeit betriebsblind“, sinniert er. Schon immer habe er sich für Politik interessiert, aber vielleicht sei er da auch vorgeprägt. Sein Vater sei jahrelang Gemeinderat gewesen, da lag es nahe, sich ebenfalls fürs Wohl der Gemeinde einzubringen.
Drei Anläufe habe es gebraucht, erinnert er sich, ehe er 2002 ins Gremium gewählt wurde. Zusammen mit Marianne Loferer und Dominik Summerer (beide CSU) und seinem Fraktionskollegen, Josef Halbbitter von der Freien Wählergemeinschaft Riedering (FWGR), habe man den „Ältesten-Rat“ gebildet.
Langfristiger Blick
auf Kommunalpolitik
Zu Beginn der letzten Amtsperiode habe er sich durchgesetzt, als es um die Besetzung der Ausschüsse ging. „Da habe ich gesagt, dass ich als Ältester bestimmen darf, in welchen Ausschuss ich gehe“. Und so war er zusätzlich noch im Rechnungsprüfungsausschuss und beim Abwasserzweckverband Simssee.
Niedermaier kann auf ein arbeitsreiches Leben zurückblicken. Der gelernte Maurer, der über 26 Jahre beim Bauhof Stephanskirchen tätig war, übernahm von seinem Vater 1983 den Hierlhof am westlichen Ausgang Riederings. Nun ist sein Sohn seit vergangenem Sommer der „Sachebauer.“ Niedermaier selbst wohnt mit seiner Frau im Austragshäusl neben dem Hierlhof.
Aber zurück zur Politik: Viel habe man im Gemeinderat erreicht und auch Projekte angeregt, die auf Langfristigkeit angelegt sind. Er selbst habe sein Amt „intensiv betrieben“ und das mit guter Kommunikation unter den Fraktionen und vielen schönen Erlebnissen.
Wichtige Projekte
im Gremium
Der Hochwasserschutz und der Bau des Regenrückhaltebeckens seien notwendig gewesen, ebenso der Neubau des Riederinger Kindergartens, so Niedermaier. Aber dass Gutachter und Ingenieure so viel Einfluss ausüben durften, das habe ihm nicht gefallen. Sei es der Grobholzrechen beim Regenrückhaltebecken, dem er in der Sitzung vom September vergangenen Jahres ob seiner Dimension Einmaligkeit bescheinigte oder die Sickerfähigkeit des Bodens, beim Kindergarten südöstlich der Mehrzweckhalle – diese Gutachten erscheinen ihm viel zu aufwendig.
Natürlich habe es „ein paar kleine Erfolgserlebnisse“ gegeben, so Niedermaier. Die geplante große Werbetafel am östlichen Ortsausgang wurde schlussendlich abgelehnt, was er begrüßt habe. Auch den Rück- und Umbau der Seegaststätte in Ecking am Simssee, schreibe er sich auf die Fahnen. Niedermaier hatte die Anbauten beim Seewirt 2018 als Schwarzbau tituliert, seit Herbst 2019 laufen die Rückbaumaßnahmen.
Ungern erinnert er sich an die Debatten im Gemeinderat um die Änderung der Gebührensatzung der Feuerwehr, die vor gut vier Jahren erlassen wurde. Die neue Satzung, die sich an den Mustervorschlägen des bayrischen Gemeinde- und Städtetages orientierte, habe er abgelehnt. Damals warf er Bürgermeister Josef Häusler vor, das Ehrenamt nicht zu schätzen, und dass „Abzockermentalität“ herrsche. Bis heute könne er mit dem Bürgermeister nicht mehr unter vier Augen reden, da sei er stur.
Auch in Vereinen
aktiv gewesen
Schon während seiner Berufstätigkeit habe er sich bei vielen Ortsvereinen bis in Vorstandsebenen und als Festleiter eingebracht, erzählt er. Von der Jungbauernschaft, der Freiwilligen Feuerwehr, bis hin zum Veteranenverein und dem Sportverein Riedering – diese Ehrenämter seien ihm immer wichtig gewesen. Die Skiabteilung des SV Riedering, die in den 90er Jahren eingeschlafen war, habe er zusammen mit einigen Mitstreitern wieder aufgeweckt. „Wir sind jetzt DSV-Skischule“, freut er sich.
Ob es jetzt ruhiger wird im Hause Niedermaier, bleibt abzuwarten. Mit Empfehlungen an die Neuen im Gremium wolle er sich aber zurückhalten.