Frasdorf – Nicht nur für Schulkinder oder Beschäftigte im Homeoffice ist derzeit das Internet von größter Bedeutung. Auch die ältere Generation, die jetzt mehr Zeit im Haus verbringt als sonst, entdeckt gerade die vielfältigen Möglichkeiten dieses Mediums. Das Frasdorfer Gemeindearchiv bietet hier eine interessante Seite. Unter www.frasdorf.topothek.de kann man Einblick in das umfangreiche Archiv mit historischen Aufnahmen nehmen.
„Was bisher in Schuhschachteln auf Dachböden dahinschlummerte und Gefahr lief, bei nächster Gelegenheit „entsorgt“ zu werden, wird jetzt Zug um Zug digitalisiert und für jedermann zugänglich ins Internet gestellt“ sagt Rupert Wörndl, der Frasdorfer Gemeindearchivar und Geschichtsvereinsvorsitzende. Wörndl, der auf diese Möglichkeit bei einer Tagung des Landesvereins für Heimatpflege aufmerksam wurde, konnte den Gemeinderat überzeugen, dieses Programm anzuschaffen und hat inzwischen fast 1000 Bilder eingestellt.
Umfangreiche
Recherche möglich
Zu jedem Bild werden, soweit möglich, die Hintergründe und die abgebildeten Personen recherchiert und das Jahr der Entstehung. Das Ganze nennt sich „Topothek“, abgeleitet vom griechischen Wort topos, was Ort bedeutet. Die meisten Bilder sind nämlich mit einem Ort verknüpft, oft mit dem genauen Blickwinkel der Aufnahme. So findet sich neben jedem Bild eine Landkarte, auf der der Aufnahmeort zu sehen ist.
Jedes Bild ist mit einem oder mehreren Schlagwörtern verbunden; so kann man sich leicht ein bestimmtes Thema aussuchen. Wenn man zum Beispiel „Schule“ eingibt, erscheinen alte Klassenfotos, bei „Almen“ Bilder vom Almgehen oder wie es früher arbeitsmäßig auf den Almen zugegangen ist. Auch das kirchliche Leben und die Vereinsaktivitäten sind vielfältig vertreten.
Jeder Betrachter dieser Plattform kann mit einem Mausklick einen Kommentar zu einem Bild abgeben oder direkt beim Archivar anrufen. „Des is ja mei Oma“ oder „des war ja i vor fuchzg Jar“ bekommt man dann etwa zu hören. Wörndl: „Mir ist es ganz wichtig, dass viele Leute Zugang zu diesem Medium finden und mitwirken bei der Aktualisierung und Berichtigung der Bildbeschreibungen. Sie sollen aber vor allem Freude an den Bildern haben und sich dabei an früher erinnern. Dem einen oder anderen fällt dann vielleicht ein, dass auch bei ihm noch ein Album oder ein Kuvert mit Fotos in einem Schrank liegt, das für die Heimatgeschichte von großer Bedeutung sein könnte.“ Kürzlich wurde zum Beispiel ein Album mit Fotos zum Bau der „Reichsautobahn“ in den 1930er-Jahren ins Gemeindearchiv gebracht, ein Ereignis, das ähnlich wie der Bau der Lokalbahn Rosenheim-Frasdorf das Dorfleben und den Dorfcharakter total verändert hat.
„Zum Glück braucht heute keiner mehr seine Fotos aus der Hand zu geben oder gar aus dem Album zu reißen“, erklärt der Heimatforscher. Man kann die Bilder einfach mit dem Handy abfotografieren oder einscannen. Wörndl wünscht sich, dass die Betrachter Gefallen an der Frasdorfer Topothek finden – und dass die Jungen ihren älteren Familienangehörigen mit dem Computer zur Hand gehen.re