Abschied von Altbürgermeister Johann Zoßeder

von Redaktion

Soyen trauert um prägenden Kommunalpolitiker, Landkreis um Mitgründer des Bauernhausmuseums in Amerang

Soyen – Johann Zoßeder, Altbürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Soyen, verstarb am 26. März, zuhause im Kreise seiner Familie, im Alter von 88 Jahren. Seine Beerdigung fand am Montag aufgrund der Corona-Pandemie und dem damit zusammenhängenden Versammlungsverbot im engsten Familienkreis statt. Ein Seelengottesdienst wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden, war von der Familie zu hören. „Er war ein großartiger Mensch, eine herausragende Persönlichkeit, ein prägender Kommunalpolitiker ist von uns gegangen“, so beschreibt Karl Fischberger, Bürgermeister von Soyen, den Verstorbenen.

Geboren wurde Johann Zoßeder 1932 in Hannstätt, wo er mit sechs Geschwistern auf dem elterlichen Hof aufwuchs. Seine Musikalität wurde früh erkannt: Mit seiner „Knaben-Alt“-Stimme wurde er in den Kirchenchor aufgenommen.

Nach dem Besuch der Volksschule in Rieden und dem Abschluss der Landwirtschaftsschule in Wasserburg fand er eine Anstellung im landwirtschaftlichen Betrieb der Molkerei Meggle in Viehhausen. Schon der damalige Firmenchef Anton Meggle senior erkannte die Fähigkeiten und die Zielstrebigkeit des jungen Hans Zoßeder und ernannte den damals erst 18-Jährigen zum „Baumeister“ über den 100-Tagwerk Hof und dessen Personal.

Später spezialisierte sich Johann Zoßeder innerhalb des Meggle Unternehmens auf die Rinderbesamung, die ihm über 20 Jahre lang bis weit über die Landkreisgrenzen hinaus, große Anerkennung und Wertschätzung bei den Landwirten einbrachte. Es soll auch vorgekommen sein, dass man sich nach getaner Arbeit beim Wirt in Palling oder Freutsmoos zu einer geselligen Runde traf und der Zoßeder Hans seine Zither auspackte, die er stets dabei hatte, um „Oans auf`zspui`n“.

Die politische Karriere begann Hans Zoßeder 1966, als er erstmals in den Gemeinderat der Gemeinde Soyen gewählt wurde. Auch der damalige Gemeinderat erkannte wohl das außergewöhnliche Potenzial des 34-Jährigen und ernannte ihn in der konstituierenden Sitzung zum Zweiten Bürgermeister. Dass er sich dieses Amtes würdig erweisen würde, zeigte sich bereits ein Jahr später, wo er die Amtsgeschäfte für den erkrankten Bürgermeister Josef Hamberger führen musste – und nach dessen Tod auch gänzlich übernahm. Die Bürger der Gemeinde Soyen wählten Hans Zoßeder 1968 mit großer Mehrheit zum Ersten Bürgermeister, was er ohne Unterbrechung 28 Jahre bis zum April 1996 bleiben sollte.

Dass sich ein Bürgermeister auch um kulturelle, kirchliche und überregionale Belange kümmern muss, bewies Hans Zoßeder 1972 mit seinem Einsatz zur Gründung des Bauernhausmuseums in Amerang, mit dem Kauf einer Kirchenuhr für die Kirche in Soyen und der Beteiligung an der Gründung des Wasserzweckverbands der Schlicht-Gruppe.

Neben seiner Tätigkeit als Bürgermeister engagierte sich Hans Zoßeder auch im gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Er unterstützte stets die örtlichen Vereine, war bei der Gründung des TSV Soyen beteiligt und selbst aktives Mitglied in einigen Vereinen.

Als Kreistagsmitglied und langjähriges Vorstandsmitglied des Kreisverbands der Bürgermeister im Landkreis Rosenheim war er auch über die Grenzen Soyens hinweg ein engagierter Politiker. Seine Sangesfreude kam auch dem Bürgermeister-Chor des Landkreises Rosenheim zugute, den er mitbegründete und als Sänger über Jahrzehnte unterstützte.

Um Hans Zoßeder trauern seine Ehefrau Lia, mit der er seit 1959 verheiratet war, Tochter Barbara, die Söhne Hans, Martin und Wolfgang mit Ehepartnern, die elf Enkelkinder und die acht Urenkel. Worauf der Familienvater Hans Zoßeder zeitlebens stolz sein konnte, war die Weitergabe seiner Leidenschaft für die Musik innerhalb seiner Familie. So sang er noch im hohen Alter gemeinsam mit seiner Frau Lia im Soyener Kirchenchor, bis es ihm sein Gesundheitszustand vor einigen Jahren nicht mehr erlaubte.

Die Leidenschaft für
die Musik vererbt

Wie es ist, mit einem umtriebigen und engagierten Menschen wie Hans Zoßeder verheiratet zu sein und als Familie meist hinten anstehen zu müssen, wenn sich die politischen oder gesellschaftlichen Verpflichtungen als wichtiger oder dringender erwiesen, beschreibt Lia Zoßeder mit einem kurzen aber prägnanten Satz: „Wir waren Bürgermeister!“.

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