Baggern für den Kiebitz

von Redaktion

An der B15 entstehen neue Feuchtmulden für die gefährdeten Vögel

Rosenheim – Noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurde in den vergangenen Wochen an mehreren Stellen im Landkreis Rosenheim der Lebensraum für Kiebitze verbessert. Wie die Untere Naturschutzbehörde mitteilt, entstanden kleine flache Feuchtmulden und abgeflachte Grabenböschungen – unter anderem an der B15 in Wasserburg, in Schechen oder in Babensham.

Bis vor einigen Jahrzehnten gab es in der Landschaft der Region Wasserburg noch eine Vielzahl von extensiv genutzten Mulden mit größeren und auch kleinen Nassstellen, die für viele Tiere Lebensstätten waren.

Hier konnten sie brüten. Hier fanden sie Schutz und Nahrung für sich und ihren Nachwuchs. Diese Elemente sind zu über 90 Prozent in den vergangenen Jahren verschwunden und damit auch ihre Bewohner. Einige sehr anpassungsfähige Arten, zu denen auch der Kiebitz gehört, wichen auf Äcker aus.

Trockenheit Gefahr
für Nestflüchter

Im Zuge der Klimaerwärmung mit zunehmend trockeneren und heißeren Perioden im Frühjahr bekommen die Vögel Probleme bei der Aufzucht ihrer Küken, die als Nestflüchter nach dem Schlupf sofort selber auf Nahrungssuche gehen müssen. Wenn die Böden hart und trocken sind, finden sie mit ihren kleinen Schnäbeln keine Nahrung mehr und sterben. Daher fuhren einige Landwirte im Frühjahr vergangenen Jahres Wasser für die Küken an die Ackerränder und retteten ihnen damit das Leben.

An mehreren Stellen im Landkreis Rosenheim wurden als dauerhafte Lösung für die Tiere in der freien Feldflur wieder flache, mähbare Seigen angelegt und Gräben aufgeweitet, um ihnen in Trockenzeiten einen Zugang zu Wasserstellen zu ermöglichen und ihr Überleben zu sichern.

Ein sehr gutes Beispiel ist nach Angaben der Naturschutzbehörde beim Landratsamt die Mulde an der B15 bei Wasserburg, die auf einem Grundstück des Bezirks Oberbayern noch vor der Corona-Pandemie neu angelegt wurde. Klaus Schwerdtner, Leiter der Güter des Bezirks Oberbayern, und Landwirt Sepp Baumann freuten sich über die in der Nähe zu beobachtenden Kiebitze, denen die Maßnahme zugutekommt: „Wenn den Tieren durch diese nicht sehr arbeits-, kosten- und flächenintensiven Maßnahmen geholfen werden kann, leistet der Bezirk gerne einen Beitrag“, so Schwerdtner.

Baumann wird in der Nähe der Feuchtstelle Sommergetreide anbauen, das die Kiebitze durch den im Frühjahr offenen Boden gerne als Brutplatz nutzen. Er fördert die Kiebitze schon lange bei der Bewirtschaftung seiner landwirtschaftlichen Flächen: „Der Kiebitz ist ein schöner Vogel, er gehört zu unserer Heimat, auch die künftigen Generationen sollen sich noch an seinen Flugkünsten erfreuen können“, findet Baumann.

Auch Margit Böhm von der Unteren Naturschutzbehörde ist überzeugt, dass mit solchen Kleinstrukturen ein sehr wichtiger Beitrag für die Artenvielfalt in der freien Feldflur geleistet wird.

Weitere Gebiete
festgelegt

In diesem Winter und Frühjahr wurden außerdem in einigen weiteren Gebieten – etwa in der Bachsau bei Schechen, am Fischbacher Mösl in der Gemeinde Soyen, bei Stürzlham in der Gemeinde Babensham – von durch den Landschaftspflegeverband und die Untere Naturschutzbehörde beauftragten Unternehmern und örtlichen Landwirten Seigen angelegt und Gräben aufgeweitet. Diese Maßnahmen kommen nicht nur den Kiebitzen, sondern auch vielen anderen Tierarten wie Amphibien, Schwalben, Libellen zugute. Die Anlage wird nach den Naturpark- und Landschaftspflegerichtlinien gefördert. Im Herbst sind weitere Arbeiten geplant.

Ideen gesucht

Wer eine Idee hat, wo weitere Lebensstätten für Kiebitz und Co. geschaffen werden können, kann sich telefonisch unter 08031/ 3923301 bei Margit Böhm von der Unteren Naturschutzbehörde melden.

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