Aschau/Frasdorf – RO, RO, RO – alle Autos auf dem Parkplatz vor dem Frasdorfer Supermarkt stammen aus dem Landkreis Rosenheim. Andere Autokennzeichen – vor allem Münchner und solche aus dem Münchner Speckgürtel – sind nicht mit dabei. Es ist ruhig geworden im Dorf an der Autobahn, anscheinend befolgen doch die meisten die Anordnung „Bleib zu Hause“.
Auf den Parkplätzen vor den Aschauer Lebensmittelmärkten sieht es ähnlich aus. Nur ganz wenige, nicht ortsansässige Kennzeichen aus dem Traunsteiner Bereich sind vertreten. Die Tiroler Kennzeichen aus dem Bezirk Kufstein fehlen seit der Schließung der Grenze vollständig. Der befürchtete Andrang von Zweitwohnsitz-Inhabern an den langen Wochenenden hat sich im Priental nicht eingestellt.
Die Einheimischen
sind unter sich
In den Märkten sind die Frasdorfer und Aschauer weitestgehend unter sich, man kennt sich zumindest vom Sehen, nicht Ortsansässige würden schon fast auffallen. Die Kunden holen sich ihre Einkaufswagen, desinfizieren sie mit dem zur Verfügung stehenden Material und versuchen im Laden die Abstandsregeln einzuhalten. Markierungen am Boden unterstützen sie dabei. Auch an den Kassen gibt es kein Gedränge – offensichtlich haben plötzlich alle Zeit.
Eine Nachfrage beim Bäcker in Frasdorf und beim Metzger in Aschau ergibt auch nichts Neues: „Schon zur Vorbereitung auf Ostern und jetzt das Feiertagswochenende kommen fast ausschließlich unsere Stammkunden, nur ganz wenige fremde Gesichter sind dazwischen“. Dabei handele es sich aber hauptsächlich um Kunden aus dem Ort und der Region, die nur sporadisch einkauften oder solche, die sich zu den Feiertagen einmal ein anderes Stück Fleisch leisten wollen. Man merke auch an den Wünschen der sehr disziplinierten Kundschaft den erhöhten Fernsehkonsum mit seinen ständigen Kochsendungen: „Wenn im Fernsehen Ochsenbackerl gebraten wurden, dann werden sie bei uns am nächsten Tag verlangt, die Leute haben durch die Quarantäne viel mehr Zeit zum Fernsehen und zum Kochen“.
Auch im Prientaler Bergbauernladen am Aschauer Bahnhof kennt man sich. Die Verkäufer hinter der Theke wissen seit vielen Einkäufen, was ihre Kunden brauchen und was sie einkaufen werden. Man ist weitgehend unter sich: Immer die gleichen Leute vor und hinter der Ladentheke, nur selten, dass sich einmal ein neues Gesicht in den Bioladen verirrt. Ein deutlich erhöhtes Aufkommen an neuen Kunden ist derzeit nicht feststellbar. Die Aschauer Zweitwohnungsbesitzer aus dem Münchner Speckgürtel wären doch alle potenzielle Kundschaften für einen Bio-Laden. Wo sind sie dann aber die 1103 Zweitwohnungsbesitzer in Aschau und die 75 in Frasdorf?
Die Zweitwohnungen in Frasdorf fallen nicht auf, die 75 zusätzlich gemeldeten Personen stellen neben den 3120 Hauptwohnsitzen keine erkennbare Größe dar. Anders sieht es in Aschau aus: Zu den 5778 ständigen Bewohnern des Oberen Prientals kommen 1103 Zweitwohnungsbesitzer. Diese sind jedoch nicht gleichmäßig auf das Gemeindegebiet verteilt, ein Schwerpunkt liegt in Sachrang.
Auch kein
Tanktourismus
Diese Wohnungen sind vor allem im Urlaub und an den zusammenhängenden Feiertagen, wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten bewohnt, heuer ist alles anders.
Die Rollos der typischen Sachranger Zweitwohnungen sind alle unten, die Gärten sind noch nicht aufgeräumt; in den Vorgärten und auf der Straße vor den Häusern stehen keine Autos mit auswärtiger Nummer herum. Offensichtlich sind die Menschen aus München, aus dem Frankfurter Raum und aus dem Westen zuhause geblieben und befolgen damit das „Stay at home“. Ein erhöhtes Aufkommen an Ortsfremden ist im ganzen Ort nicht feststellbar, die Straßen sind leer. Da der Grenzübergang nach Tirol gesperrt ist, ist auch der Tanktourismus zur Tankstelle Wildbichl eingestellt. Es ist ruhig geworden im Oberen Priental.
Der Postbote in Sachrang weiß nichts von einer Zunahme an Sendungen aller Art, Brief- und Paketsendungen überschreiten das normale Maß nicht. In Aschau selbst sind die Einheimischen unter sich, Touristen sucht man ohnehin vergeblich, lediglich aus den Nachbarorten kommen einige Frauen und Männer zum Einkaufen zu den Lebensmittelmärkten, zum Bäcker und zum Metzger.