Gemeinderat beschließt Vollausbau von Feldstraße und Fichtenweg

von Redaktion

Wiederkehrendes Thema des Straßenbaus in Pfaffenbichl hat Diskussion mit knappem Abstimmungsergebnis zur Folge

Riedering – Mit nur einer Stimme Mehrheit votierten die Riederinger Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung erneut für einen Vollausbau des Fichtenwegs und der Feldstraße im Ortsteil Pfaffenbichl. Geschäftsleiter Andreas Uhlig fasste für die trotz Corona im Ausweichort Hirzinger-Stadl zahlreich erschienenen Zuhörer und Gemeinderäte die Chronologie zusammen.

Seit 15 Jahren
ein Thema

Seit 2005 sei der Ausbau des Fichtenwegs ein wiederkehrendes Thema im Gemeinderat. 2013 habe es einen Grundsatzbeschluss für einen Ausbau gegeben, ohne allerdings den Umfang zu benennen. Vor knapp zwei Jahren wurde der Umgriff weiter gefasst und die Feldstraße miteinbezogen.

Trotz der neuen Rechtslage – die Bayerische Staatsregierung hatte die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen rückwirkend zum 1. Januar 2018 abgeschafft – sei die Gemeinde rechtlich dazu verpflichtet, Beiträge für eine sogenannte erstmalige endgültige Herstellung von Straßen von den betroffenen Grundstückseigentümern einzufordern. „Sofern seit dem Beginn der erstmaligen technischen Herstellung mindestens 25 Jahre vergangen sind, können ab 1. April 2021 keine Erschließungsbeiträge mehr erhoben werden“, so Uhlig zur Rechtslage. Der Gemeinderat sei in der Januar-Sitzung nicht der Empfehlung der Verwaltung gefolgt, von einem Vollausbau Abstand zu nehmen. Nach dem Beschluss seien zahlreiche Beschwerden von beitragspflichtigen Grundstückseigentümern in der Gemeindeverwaltung eingegangen. Die Anlieger argumentierten größtenteils, dass der Beschluss zum Vollausbau gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoße.

Der Geschäftsleiter informierte über den neu aufgekommenen Tatbestand, dass sich einige Anlieger der Feldstraße im Jahr 1975 an einem damals privaten Ausbau der Feldstraße beteiligt haben. Ein Dokument, das dies beweist, sei der Gemeinde zwischenzeitlich übermittelt worden. Deshalb hätten einige Mitglieder der Wählerunion (WU) und Wählergemeinschaft Söllhuben (WG) in einem Schreiben nun gebeten, „aufgrund der neuen Erkenntnisse den Beschluss vom 21. Januar 2020 über den Vollausbau aufzuheben und über das Thema erneut zu beraten“.

Uhlig verlas daraufhin alle Ausführungen der Gemeinderäte in jener Sitzung und formulierte den Beschlussvorschlag, wonach „von einem Vollausbau des Fichtenweges aufgrund der unsicheren Rechtslage und möglicherweise zu erwartenden Änderungen im Erschließungsbeitragsrecht sowie der Vielzahl der dadurch aufgeworfenen und in obigem Sachverhalt genannten Probleme und der Ungleichbehandlung der Beitragspflichtigen innerhalb des Gemeindegebietes Abstand genommen“ werden soll.

„Um die derzeit äußerst unbefriedigende Situation einiger Anlieger im Fichtenweg zu eliminieren, ist vonseiten des Gremiums in Zusammenarbeit mit der Verwaltung zeitnah nach einer technischen und finanziell bestmöglichen Lösung zu suchen.“elk

Blick auf die Redebeiträge

Über die Formulierungsvorschläge wurde quer durch alle Fraktionen diskutiert. Hier ein Blick auf die Redebeiträge:

Dr. Georg Kasberger (CSU) sprach sich für einen Vollausbau aus, „jedes neue Gesetz führt zu einer Ungleichheit“, und schlug vor, den Beschlussvorschlag in „Vollausbau“ und „zeitnahe technische und finanzielle bestmögliche Lösung“ aufzuteilen. Fraktionskollege Dominik Summerer befürwortete ein „jetzt gscheid machen.“

Josef Loferer (Freie Wählergemeinschaft, FWG) erklärte, entweder entscheide man heute für einen Vollausbau oder nicht, aber dann werde er auch in Zukunft als Gemeinderat „nichts mehr dafür machen“. Er empfinde das Hin und Her als „Kasperltheater“. Beim Ausbau in Niedermoosen habe man die Anwohner auch nicht befragt. (Die Anwohner des Fichtenwegs wurden 2010 und 2011 bezüglich eines Vollausbaues befragt, die Antworten waren einmal mehrheitlich dafür, das andere Mal mehrheitlich dagegen. Anm. d. Red.).

Matthias Pummerer sah in einem Nicht-Vollausbau eine Ungleichbehandlung.

Bürgermeister Josef Häusler (WGS) widersprach, ebenso Hauptamtsleiterin Monika Hollinger. Die Straßen in Niedermoosen seien keine sogenannten Altanlagen, die in Pfaffenbichl hingegen schon, die erstmalige Herstellung liege schon weit über 25 Jahre zurück.

Sebastian Hamberger (WGS) befand, dass ein Ausbau warten könne. Einige Anwohner der Feldstraße hätten damals schon bezahlt. Sollte der Vollausbau also vor das Verwaltungsgericht führen, dann werde sich das hinziehen.

Hollinger erklärte auf den Einwand Thomas Grübers (CSU) hin, dass die Erschließung der Feldstraße schon damals keine erstmalige Erschließung war. Das sei als „Vorratsleistung anrechenbar mit gutem Willen“.

Bürgermeister Häusler beendete die Debatte. Mit 9:8 Stimmen sprachen sich die Gemeinderäte für einen Vollausbau Feldstraße/Fichtenweg aus.

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