Rentner reaktiviert

von Redaktion

Acht Mitarbeiter bei Ökumenischem Pflegedienst Priental in Quarantäne

Aschau – Neben Senioren- und Pflegeheimen trifft die Corona-Pandemie auch Pflegedienste hart. Beim Ökumenischen Sozialdienst Priental mit Sitz in Aschau im Chiemgau stehen derzeit acht Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes unter Quarantäne. Einige haben sich mit dem Coronavirus infiziert, andere stehen unter dem begründeten Verdacht, sich infiziert zu haben. Auch die Eröffnung der teilstationären Pflegetagesstätte, die für Anfang April geplant war, verschiebt um mehrere Monate in den Herbst.

Ansteckungsursache
nicht bekannt

„Wie sich unsere Mitarbeiter angesteckt haben, können wir nicht nachvollziehen“, sagt Lorenz Ablinger, ehrenamtlicher Vorsitzender des Pflegedienstes. Denn das Personal arbeite stets mit dem notwendigen Schutzmaterial – mit Handschuhen, Masken und Desinfektionsmittel, so Ablinger.

Der Ökumenische Sozialdienst erbringt sämtliche Leistungen der häuslichen Krankenpflege und ist im Bereich der Gemeinden Aschau, Frasdorf, Wildenwart und Sachrang tätig. Die rund 60 Mitarbeiter helfen pflegenden Angehörigen bei der Körperpflege und geben auch nach Absprache mit dem zuständigen Arzt medizinische Hilfestellungen. Sie helfen beim An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen, messen den Blutdruck oder unterstützen bei der Gabe von Medikamenten und bei Injektionen. Zum Pflegedienst gehören auch ein Essen-auf-Rädern-Dienst und eine Pflegeberatung. Körperliche Nähe kann bei vielen Tätigkeiten in der Pflege kaum ausgeschlossen werden.

„Wir haben den Dienstbetrieb aber trotz des Ausfalls der Mitarbeiter erhalten können“, sagt Ablinger. Seit 1975 gebe es den Verein und einige der langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bereits in Rente gegangen waren, sind kurzfristig eingesprungen. Weil ältere Menschen ab 50 Jahren zu den Risikogruppen für einen schwereren Krankheitsverlauf bei einer Ansteckung mit dem Coronavirus zählen, arbeiten die eingesprungenen Pflegekräfte mit besonderer Vorsicht und helfen nur bei bestimmten Tätigkeiten aus. „Sie unterstützen bei der Gabe von Medikamenten. Sind aber zu ihrem eigenen Schutz nicht an der direkten körperlichen Pflege beteiligt“, berichtet Ablinger.

Auch weiterhin seien alle Pflegeleistungen sichergestellt, so der Vorsitzende. Denn die ersten Mitarbeiterinnen könnten – nach der erforderlichen Quarantäne und den darauffolgenden Corona-Tests – noch in dieser Woche wieder ihren Dienst aufnehmen.

Vor große Herausforderungen sieht sich der Ökumenische Pflegedienst allerdings in puncto Schutzkleidung gestellt. „Mit dem Mangel an ausreichend Schutzmaterial haben wir derzeit am meisten zu kämpfen“, so Ablinger.

Die Corona-Pandemie bremst auch die Eröffnung der neuen teilstationären Tagespflegestätte in Aschau aus. Die Tagespflegeeinrichtung ist laut Ablinger ein ergänzendes Angebot zu der weiterhin bestehenden ambulanten Pflege und Betreuung in Aschau, Frasdorf, Sachrang und Wildenwart.

Dazu hat der Verein einen Neubau mit 320 Quadratmetern hochgezogen. Dort sollen künftig bis zu 20 Senioren von 8 bis 17 Uhr betreut werden. Die teilstationäre Pflege unterstützt pflegende Angehörige und verhindert, dass Ältere vollstationär untergebracht werden müssen, weil es die Pflegenden neben eigenen Beruf und anderen Verpflichtungen nicht mehr schaffen.

Eröffnung wohl
erst im September

Senioren können auf diese Weise so lange wie möglich in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung leben. „Wir wollten die Tagesstätte am 1. April in Betrieb nehmen“, erklärt Ablinger. Diese verschiebe sich nun voraussichtlich in den September.

Rund 1,8 Millionen Euro hat der Verein in die Errichtung der Tagespflegestelle investiert. „Diese wurden uns größtenteils durch Zuwendungen von unseren Mitbürgern zur Verfügung gestellt, sodass wir die Einrichtung ‚kostenneutral‘ für die Bürger unseres Einsatzgebietes errichten können“, freut sich Lorenz Ablinger. Einen positiven Aspekt sieht der Vorsitzende dann doch: Durch die Verschiebung habe der Verein mehr Zeit gewonnen, um die letzten Vorbereitungen zu treffen.

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