Prutting – Zuversicht mit Augenmaß – so könnte man die Stimmung im Pruttinger Gemeinderat gegenüber der Corona-Krise am besten beschreiben. Denn wie die letzte Sitzung deutlich machte, kann der alte Rat seinem Nachfolgergremium einen soliden Haushalt hinterlassen.
Dabei war man im Ansatz vorsichtig: Die Gewerbesteuereinnahmen zum Beispiel waren ursprünglich auf zwei Millionen Euro angesetzt, erste Hochrechnungen lassen eine Einbuße von rund 250000 Euro vermuten, eingestellt in den Haushalt sind aber sicherheitshalber nur 1,5 Millionen Euro. Ähnliche Vorsicht ließ man auch beim Einnahmenanteil aus der Einkommenssteuer walten, hier sind 175000 Euro eingestellt statt der ursprünglich erwarteten gut zwei Millionen.
Genug Spielraum
für Investitionen
Zusammen mit einem wirtschaftlichen Überschuss aus dem letzten Jahr von 1,3 Millionen, der Zuführung aus dem Verwaltungshaushalt von einer halben Million und einer geplanten Kreditaufnahme von 2,7 Millionen ergibt sich damit für den Vermögenshaushalt insgesamt ein Budget von 9,3 Millionen Euro und somit genügend Spielraum für alle anstehenden Investitionen.
Selbst wenn sich die Wirtschaftslage in den folgenden Monaten nicht wie erhofft wieder verbessern, sondern vielleicht sogar noch verschlechtern sollte, so müsste, wie Hans Loy (CSU) , der scheidende Bürgermeister Pruttings erklärt, einzig der Baubeginn des Seniorenheimes, der für dieses Jahr angedacht ist, nach hinten verschoben werden. Für alle anderen geplanten Vorhaben sei die Finanzierung auch bei ungünstiger Wirtschaftsentwicklung gesichert. Dies übrigens dann ohne neue Kreditaufnahme, denn die sei dank der günstigen Wirtschaftslage der letzten Jahre allein für den Bau des Seniorenheimes nötig.
Die vergleichsweise entspannte Ausgangssituation führt man in der Gemeinde darauf zurück, dass man beim Gewerbe breit aufgestellt sei und die von der Krise vor allem betroffenen Sparten – Gastronomie und Tourismus – keine dominante Rolle spielten: Der veranschlagte Einbruch der Steuereinnahmen liegt mit einem Minus von knapp 19 Prozent deshalb auch unter dem Wert vieler anderer Gemeinden im Landkreis.
Damit dies auch so bleibt, ist ein erheblicher Posten des Vermögenshaushaltes – rund 800 000 Euro – für den Grunderwerb für Gewerbeansiedlung und -erweiterung vorgesehen. Es geht dabei um eine Fläche von rund 30 000 Quadratmetern, für die auch durchaus schon Interessenten vorhanden seien.
Hand in Hand mit der Bereitstellung von Gewerbeflächen muss die Wohnraumbereitstellung gehen. Im Vermögenshaushalt sind deshalb weitere gut 800 000 Euro für die Erschließungskosten – Straßen, Trinkwasser, Abwasser – zweier neuer Wohngebiete vorgesehen. Im Bereich der nördlichen Forststraße und „Am Winkel“ könnte bei voller Ausnutzung so Platz für insgesamt 44 Familien geschaffen werden. Ein wesentlicher Investitionspunkt ist auch die Sicherung der Trinkwasserversorgung, die in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. Für den Neubau eines Brunnenhauses samt technischer Ausrüstung sowie für die Rohrleitungen sind 1,34 Millionen Euro eingestellt. Weitere Infrastrukturmaßnahmen sind die Straßensanierung mit 540000 Euro sowie die dritte Stufe des Breitbandausbaus mit 400000 Euro.
Ein Sonderposten in diesem Jahr ist die Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeuges sowie die Sanierung des Löschwasserbehälters bei Oberndorf, die zusammen rund 560000 Euro erfordern. Nach derzeitigem Stand scheint auch das größte Projekt der Gemeinde, der Bau des Seniorenheims, planmäßig Fortschritte zu machen: Nach der endgültigen Genehmigung durch das Landratsamt, die man für Mitte Mai erwartet, müsse sich, so Hans Loy, der neue Gemeinderat noch einmal darüber verständigen, ob das Vorhaben tatsächlich wie geplant von der Gemeinde selbst durchgeführt werden solle.
Gemeinde gibt Zügel nicht aus der Hand
Im Vorfeld – sprich im Umfeld der Wahl – seien sich auch die neuen Gemeinderatsmitglieder in diesem Punkt prinzipiell einig gewesen, denn die Vorteile sprächen für sich: Der Bau, der mit 10,5 Millionen Euro veranschlagt sei, werde vom Staat zu 30 Prozent gefördert, dazu käme für 60 Prozent der Gesamtkosten ein 30-jähriges staatliches Darlehen zu 0,2 Prozent Zinsen. Rahmenbedingungen, die attraktiv seien, zumal auf der Habenseite dann ein weiteres großes Plus stünde: Die Tatsache, dass die Gemeinde über den Betreiber der Einrichtung und damit letztlich auch über die Qualität der dortigen Betreuung frei entscheiden können. Damit der Bau – ein positiver Entscheid des neuen Gemeinderates vorausgesetzt – in diesem Jahr nicht nur begonnen, sondern auch planmäßig weitergeführt werden kann, erteilte der Gemeinderat der Verwaltung Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von sechs Millionen Euro bis 2023. Der Beschluss dazu erfolgte, wie auch die Genehmigung des Investitionsprogrammes, einstimmig.