Raubling – „Endlich wieder eine Struktur!“ – das ist die meistgehörte Antwort in Sachen „Home-Learning“. Die OVB-Heimatzeitungen haben am Gymnasium Raubling nachgefragt, wie sich die Situation im Detail darstellt. Per Videokonferenz sprach Schuldirektor OStD Dr. Armin Stadler über die Herausforderungen.
Eigene Lernräume
eingerichtet
„Dank schneller Reaktion konnte bei uns veranlasst werden, dass noch in der Woche vor der Schulschließung alle Lehrer auf der bayerischen Lernplattform des Kultusministeriums ‚Mebis‘ für alle Klassen und Fächer eigene ‚Lernräume‘ anlegen konnten. Gleichzeitig wurden die Kollegen geschult und die Zugänge für solche Schüler, die noch nicht damit gearbeitet hatten angelegt.“
Damit konnten dann vor den Osterferien Arbeitsaufträge und Lehrvideos verteilt werden. Ebenso konnten die Schüler ihre Ergebnisse zurückmelden oder per Chat Rückfragen an die Lehrkraft stellen.
Nachdem aber klar war, dass auch nach den Osterferien kein Präsenzunterricht möglich war, hat am Gymnasium Raubling ein Team von drei Lehrern zusammen mit Dr. Stadler während der Ferien ein Konzept erarbeitet, das den Schülern Unterricht per Videokonferenz ermöglicht. Grundvoraussetzung dafür war natürlich, dass man sicherstellen konnte, dass alle Schüler und Schülerinnen über die nötige Hardware verfügten. Dabei musste man berücksichtigen, dass es zum einen nicht unbedingt in jeder Familie ein Tablet oder einen Computer pro Kind gibt zum anderen aber auch, dass die verfügbaren Geräte oftmals von den Eltern für ihre Homeoffice-Tätigkeit benötigt werden. Hier hat man aber Lösungen gesucht und gefunden und mit Leih-Geräten, die in der Schule vorhanden waren, ausgeholfen. Auch Headsets der Schule wurden verliehen. Nur Webcams, die man noch besorgen wollte, wie mir OStR Christopher Domdey verriet, waren auf dem Markt absolut nicht mehr zu haben.
Nach der Hardware musste dann bei der Software die nächste Hürde genommen werden: der Datenschutz. Um dieses Problem zu umgehen hat man sich für das Videokonferenzsystem des Anbieters Google entschieden, da hier kein Schüler ein Konto mit privaten Daten anlegen muss. Jeder Schüler bekommt einen Link vom Lehrer für das jeweilige Fach und kann damit ins virtuelle Klassenzimmer eintreten.
Nach den technischen Problemen wurden auch noch die organisatorischen Erfordernisse geklärt, so, dass niemand von der neuen Unterrichtsform überfordert wird, aber dennoch etwas Sinnvolles dabei heraus kommt. So hat man sich jetzt entschlossen, kein Unterrichtsfach ausfallen zu lassen und den Stundenplan in zwei Teile zu teilen. Eine Woche werden die ersten drei Stunden des Stundenplans je 60 Minuten unterrichtet, in der darauffolgenden Woche die Stunden vier bis sechs. Die Pausen zwischen den Stunden sind nötig, da so eine Unterrichtsform tatsächlich sehr anstrengend ist.
Zuwinken gegen
soziale Abschottung
Bei Eltern und Schülern und Lehrern kommt dieses Konzept sehr gut an. Christopher Domdey berichtet sehr vergnügt, wie sich vor allem die Fünftklässler im Englischunterricht gefreut hätten, sich wiederzusehen und sich wenigstens gegenseitig zuwinken zu können.
Kilian Franz, Schülersprecher aus der Q11, meint: „Ich finde es wichtig, wieder bekannte Gesichter zu sehen oder vertraute Stimmen zu hören. Die soziale Abschottung macht vermutlich jedem zu schaffen. Daher bietet der Video-Unterricht eine wundervolle Gelegenheit, wenigstens das Gefühl von Normalität zu spüren. Der Lerneffekt ist besser als bei Eigenarbeit, die Effektivität des direkten Unterrichts in der Schule kann allerdings natürlich durch keine Methode erreicht werden.“
Michaela Brecheisen, Mutter von vier Kindern, davon zwei am Gymnasium Raubling, schreibt: „Meine Jungs, fünfte und siebte Klasse, sind seit dieser Woche wieder richtig motiviert bei der Sache. Beide nehmen sehr gerne an dem Online-Unterricht teil, da sie endlich wieder mit ihren Klassenkameraden vereint sind. Es kommt sogar vor, dass beide grinsend und noch immer motiviert aus dem Zimmer kommen, wenn die Stunde vorbei ist. Ganz anders als vor den Ferien, als wir uns alles selbst erarbeitet haben.“ Annika Biegon aus der fünften Klasse, die sogar schon Sport per Online-Unterricht hatte: „Mir gefällt es sehr gut. Ich bin froh, eine Struktur zu haben, und ich habe jetzt nicht mehr das Gefühl, etwas Falsches oder zu wenig zu lernen. Es nervt, dass es manchmal ziemlich unruhig ist und einige das Mikro nicht ausschalten. Das sind aber die Gleichen, die auch im normalen Unterricht für Unruhe sorgen.“ Ihre Mutter Tanja Biegon findet: „Top organisierter Online-Unterricht, der die Eltern sehr entlastet, da die Kinder von 9 bis 12.45 Uhr beschäftigt sind.“