Es fehlen die Tiroler

von Redaktion

Kiefersfeldener Geschäfte sind von der Grenzschließung stark beeinträchtigt

Kiefersfelden – Wer nicht um die Schließung der deutsch-österreichischen Grenze wegen der Corona-Pandemie wüsste, würde sich fragen, warum in der Grenzregion zu Tirol die Parkplätze vor Geschäften, Apotheken und sonstigen Märkten aktuell sehr überschaubar sind. Vor allem die Apotheken, Drogerien, Super- und Getränkemärkte waren bei den Tiroler Nachbarn sehr beliebt. Dies lag sicher auch daran, dass in einigen Bereichen die Preise, im Gegensatz zu Österreich, eher moderat waren.

Ausgedünntes
Angebot

Viele Kieferer Bürger gehen daher jetzt deutlich entspannter ihren Einkäufen nach, und so mancher freundschaftliche Ratsch ist vor oder im Laden auch schon mal drin, mit gehörigem Abstand natürlich.

Doch diese Situation hat auch ihren Preis. Neben den sicher deutlichen Umsatzverlusten der Anbieter fällt den Konsumenten das scheinbar in Menge und Vielseitigkeit geminderte Warensortiment auf.

So berichtete nicht nur ein Kunde von dem „schon etwas ausgedünnten Angebot der Läden, obwohl doch eigentlich deutlich mehr da sein müsste“. Schließlich dürften ja die Nachbarn nicht mehr hier einkaufen.

Die Situation vor Ort stellt sich aktuell so dar: In der Kieferer Bäckerei Schneider, einem Familienbetrieb, der seit 1952 in vierter Generation betrieben wird, musste das Café schließen. Nur noch die Bäckerei blieb geöffnet.

Während im Café-Betrieb die Einnahmen komplett durch den Lockdown wegbrachen, „ist es in der Bäckerei nicht so dramatisch“, wie dies Inhaber-Tochter und Geschäftsführerin Stefanie Tschappella auf Anfrage bestätigt. „Das ist natürlich schon bitter für uns, aber die Gesundheit aller geht vor. Erfreulicherweise zu beobachten, dass sich wieder viele Kieferer an uns erinnern und Brot und Semmeln beim heimischen Bäcker kaufen. Das macht es uns schon ein wenig leichter.“ Ins selbe Horn stößt auch Michael Wierer, Besitzer der gleichnamigen Getränkemarktkette. „Wir haben durch die Corona-Beschränkungen und den Wegfall der österreichischen Kunden hier in Kiefersfelden rund 25 Prozent Umsatzverlust zu verzeichnen. Aber wir haben unser Sortiment nicht geändert.“

Bürgermeister Hajo Gruber, ein Verfechter der Verkehrsberuhigung in Kiefersfelden und im Inntal, sollte die neue Lage ja eigentlich in die Karten spielen. Auf die aktuelle Situation angesprochen, bemerkt er „dass sich bei den Unternehmensketten (Lidl, Rossmann, Edeka oder Norma) der Verlust bei der Gewerbesteuer in Grenzen hält, denn die zahlen ja hauptsächlich an ihrem Firmensitz Steuern. Bei den privaten Läden, Geschäften oder Unternehmen muss man das aber differenzierter betrachten, zumal hier das Steueraufkommen geringer ist. Da müssen wir vor allem hoffen, dass sie alle die Krise überstehen“.

Beim Besuch in einem großen Discounter stellte ein mit Mundschutz und Einmalhandschuhen gewappneter Reporter der OVB-Heimatzeitungen fest, dass in dem großen Verkaufsladen neben den vielen ordnungsgemäß geschützten Kunden zumindest drei Personen ohne jegliche Schutzmaßnahmen einkauften.

Außerdem benutzten sie keinen für den nötigen Sicherheitsabstand sorgenden Einkaufswagen. Dabei fassten diese Kunden viele Waren an, legten sie aber teilweise auch wieder zurück. Einer sprach sogar eine ältere Kundin an. Auch sonst verhielten sich die drei Männer so, als wäre Corona kein Thema. Das Personal des Discounters nahm scheinbar von den „Kunden“ keinerlei Notiz. Erst an der Kasse wurden sie beim Bezahlen von einem Mitarbeiter auf das obligatorische Tragen der Masken hingewiesen – mehr geschah nicht. Diese Situation wurde auf OVB-Nachfrage von der Pressestelle wie folgt kommentiert (auszugsweise). „Grundsätzlich appellieren wir an jeden Einzelnen, verantwortungsvoll mit der Situation umzugehen. Wir beobachten die täglichen Entwicklungen sehr genau und werden situativ bezüglich weiterer Maßnahmen entscheiden.“

Hoffen auf
Grenzöffnung

Und weiter: „Seitdem die Ein- und Ausreise in die meisten Nachbarländer nur noch aus einem nachweisbar triftigen Grund erlaubt ist, verzeichnen wir rückläufige Kundenzahlen in unseren Filialen in Grenzregionen. Wir haben darauf mit entsprechenden internen Maßnahmen wie zum Beispiel Anpassung der Warenbelieferung und des Personaleinsatzes reagiert. Die Warenverfügbarkeit für unsere Kunden ist weiterhin gesichert. Zum aktuellen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass sich die Situation normalisieren wird, sobald die Grenzen wieder geöffnet sind. Darauf sind wir vorbereitet und werden auf die steigende Nachfrage durch den wieder einsetzenden Pendlerverkehr schnell reagieren können.“

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