Vogtareuth – In der Corona-Krise müssen nicht nur Hotels und Gaststätten ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, sondern auch Krankenhäuser. Auch in den Schön Kliniken in Vogtareuth und an allen weiteren Standorten in Deutschland wurde Kurzarbeit angemeldet.
Wie und wo man reduziert arbeitet, wird laut Astrid Reining, Pressesprecherin der Schön Klinik SE, am jeweiligen Standort individuell entschieden. „Wir schauen, welche Mitarbeiter gebraucht werden, um die Patienten zu versorgen“, erklärt Reining. „Je nachdem wird mit der Anpassung von Dienstplänen, dem Abbau von Überstunden oder Resturlaub auf das Bedürfnis reagiert.“ Es sei ein „dynamischer Prozess“, da der Bedarf sich ständig ändere. Zudem wurden viele Angestellte entsprechend umgeschult, sodass sie nun auch Corona-Patienten versorgen können.
Interne
Krisenstäbe
In Vogtareuth selbst ist laut Bürgermeister Rudolf Leitmann von der Kurzarbeit in der Schön Klinik, größter Arbeitgeber im Ort, nichts zu spüren. „Es ist nur generell ruhiger wegen Corona“, sagt er. Reining zufolge scheint sich das Operationsaufkommen langsam wieder in Richtung Regelbetrieb entwickeln zu können. Inwiefern der Krankenhausbetrieb wieder hochgefahren werden kann, hänge aber auch vom jeweiligen Bundesland und den dort geltenden gesetzlichen Regelungen ab. Interne Krisenstäbe würden vor Ort entscheiden und flexibel reagieren, sagt die Pressesprecherin.
Sie weist auf den Zusammenhalt innerhalb des Kreises der Krankenhäuser hin. „Der Raum Rosenheim ist ein Paradebeispiel dafür, wie Kliniken übergeordnet zusammenarbeiten“, sagt Reining. „Es werden auch Mitarbeiter ‚ausgeliehen‘, wenn sie anderswo dringend gebraucht werden.“ Die Grenzen, die vorher bestünden, seien aufgehoben worden.
Insgesamt 37
Beatmungsplätze
Aktuell werden in Vogtareuth drei Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Zudem befinden sich acht an SARS-CoV-2 erkrankte Personen in nichtintensivmedizinischer Behandlung, wie Reining mitteilt. Die Klinik verfügt grundsätzlich über 22 Beatmungsplätze für Corona-Erkrankte. Diese Anzahl kann bei Bedarf bis auf 37 Stück hochgefahren werden.
Eine besondere Herausforderung war Reining zufolge, den Intensivbereich vollständig zu teilen und Covid-19-Patienten von Nichtinfizierten zu trennen. „Im Haus wurden praktisch zwei Intensivstationen geschaffen.
Die Abläufe konnten entsprechend voneinander getrennt werden“, sagt Pressesprecherin Reining.
Sie berichtet, dass das Klinikum schon große Erfolge im Kampf gegen das Virus vermelden konnte. Erkrankte, die bis zu 31 Tage lang beatmet werden mussten, konnten anschließend erfolgreich extubiert werden. Nach der Entfernung des Beatmungsschlauches war es ihnen also möglich, wieder selbstständig zu atmen. „Es ist für Corona-Patienten eher ungewöhnlich, dass sie nach so langer Beatmungszeit gesund werden und aus eigener Kraft heraus atmen können“, bestätigt Reining.
Die Schön Klinik Vogtareuth, das größte Krankenhaus Oberbayerns, ist außerdem bekannt für sein International Medical (IMC) Center. Hier werden ausländische Patienten behandelt, die sich anschließend im internationalen Rehabereich erholen können. Viele dieser Patienten stammen aus dem arabischen Raum, wo die Schön Klinik Vogtareuth aufgrund ihrer Expertise im Umgang mit internationalen Gästen bekannt ist. So gibt es ein Angebot an arabischer Küche, die von einem Koch halal (nach islamischem Glauben erlaubt) zubereitet wird, und arabisch und englisch sprechendes Personal.
Im IMC sind noch
arabische Patienten
Im IMC läuft der Betrieb zurzeit auf Hochtouren. Es sind dort aktuell auch noch arabische Patienten untergebracht. Die Mitarbeiter befinden sich nicht – wie der Rest im Klinikum – in Kurzarbeit. Heißbegehrt sind laut Reining im IMC Internisten, Herzspezialisten und Pflegekräfte, sodass auch hier Personal von anderen Kliniken „ausgeliehen“ wird.
Da die Außengrenzen der Europäischen Union aber weiterhin geschlossen sind und die Bundesregierung die weltweite Reisewarnung bis mindestens 14. Juni verlängert hat, können im Moment keine neuen ausländischen Patienten in Vogtareuth aufgenommen werden. Zu Umsatzeinbußen durch coronabedingte Arbeitsausfälle könne man noch keine Auskunft geben.