Eggstätt – „Wenn die Bettdecke abends zum Kopfkissen hin eingeklappt ist, dann ist es gut. Wenn nicht, dann gibt es Redebedarf.“ Maria und Eduard Stiftl müssen selbst schmunzeln, als sie anlässlich ihrer eisernen Hochzeit – der 65. Hochzeitstag – ihr allabendliches Ritual verraten. Aber ansonsten gebe es kaum ein Rezept für eine lange Ehe, verrät der rüstige 89-jährige Stiftl-Edi, wie er überall genannt wird. Man müsse sich gegenseitig achten und dem Partner den Wunsch von den Lippen ablesen können. Marille Stiftl (87) hingegen meint, dass Ehrlichkeit das Wichtigste sei. Einander zuhören und ausreden lassen zähle für sie ebenso dazu.
Sportlich aktiv –
auch im Ruhestand
Die beiden können auf ein langes, arbeitsreiches Leben zurückblicken. Aber selbst jetzt, im wohlverdienten Ruhestand, geben die beiden keine Ruhe, sondern betätigen sich noch tagtäglich sportlich. Marille Stiftl beim Radeln, Schwimmen und Nordic Walking – das Garteln und die Hausarbeit nicht zu vergessen. Eduard Stiftl, der früher aktiver Tischtennisspieler, Skifahrer und Regattensegler war, macht heute noch „jeden Morgen meine fünf Tibeter“, walkt und schwimmt.
Kennengelernt haben sie sich beim Kirta-Tanz beim Bauernwirt in Dorfen. „Schon nach zwei Monaten haben wir uns an Silvester verlobt. Es hat halt gepasst.“ sagt Eduard Stiftl und lächelt seine Frau an. Sein Vater hatte – nach Umwegen über Dresden wieder zurück in Dorfen – als gelernter Schreiner die Skifabrik Sundei bei Dorfen aufgebaut. Was nahe lag, denn seine Mutter entstammte der Skifabrik Erbacher aus Ulm.
„In armseligsten Verhältnissen haben wir angefangen. In Glanzzeiten fabrizierten wir Ski, Tennis- und Federballschläger sowie Wasserski und hatten über 80 Mitarbeiter“, sagt Eduard Stiftl und schwärmt von damals. Er habe sich vom Lehrling zum Konstrukteur und schließlich zum Chef hochgearbeitet und die Firma von einer KG in eine GmbH umgewandelt.
Aber: Man habe nicht rechtzeitig diversifiziert wie die anderen Großen der Branche, sagt er. Zwei Jahre nach seinem Ausstieg in den frühen 80er-Jahren war dann Schluss. Was die beiden aber nicht sonderlich störte, denn für Eduard Stiftl bedeutete das, mehr Zeit für den Sport zu haben.
Neben seiner Leidenschaft für den Skisport hatte er zwischenzeitlich auch seine Liebe zum Wasser entdeckt. Dem wochenendlichen Pendeln zum Chiemsee – Eduard Stiftl war jahrelang aktiver Regattasegler – setzten die beiden Stiftls mit dem Bau eines eigenen Hauses in Eggstätt ein Ende. Auch für Marille Stiftl brachte der Umzug viel Positives: Sie bezeichnet die Jahre in Eggstätt als „schönste Lebenszeit“.
Sie, in Schwindkirchen aufgewachsen, wollte ursprünglich Friseurin werden, wurde dann aber Telefonistin und half in der elterlichen Fahrschule mit. Nachdem Marille Stiftl ihren Edi geheiratet hatte, war es für sie selbstverständlich, in der Firma ihres Mannes mitzuarbeiten. Drei Töchter bekamen sie, heute vergrößern noch zwei Enkel und ein acht Wochen alter Urenkel das Familienglück.
Jubiläumsfeier musste
verschoben werden
Leider hat ihnen die Corona-Pandemie bisher verwehrt, den jüngsten Spross zu besuchen, bedauern die beiden. Auch die Feierlichkeiten rund um ihr 65. Ehejubiläum mussten sie verschieben. Dabei sei schon alles geplant gewesen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben, „dann feiern wir eben später“, sagen Marille und Eduard Stiftl und geben sich pragmatisch. Da ist es ihnen wichtiger, gemeinsam zu walken, zu schwimmen und die Natur zu genießen – in Liebe verbunden.