Stephanskirchen – Die Regenbogen-Kobolde sind los. Naja, noch nicht so ganz, aber ab Juni geht es los mit einer Naturkindergartengruppe in Stephanskirchen. Geplant war das eigentlich schon für den März, wurde – wegen der Corona-Pandemie – auf September verschoben und „kann nun erfreulicherweise früher öffnen, als gedacht“, so Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) jetzt im Haupt- und Finanzausschuss.
Im Spindlergraben und auf der angrenzenden Wiese östlich der Kuglmoosstraße haben die Kinder reichlich Platz, sich auszutoben. Die Bauhofmitarbeiter haben schon ein Häuschen gebaut, denn manchmal brauchen auch Kobolde einen Unterschlupf. Wobei laut Mair zu Anfang nicht die 20 bereits angemeldeten Kinder in den Waldkindergarten, für den die evangelische Gemeinde Stephanskirchen die Trägerschaft übernommen hat, gehen werden, sondern nur etwa die Hälfte. Janna Miller (Die Grünen) bedauerte, dass es den Waldkindergarten nicht schon länger gebe: Der wäre toll für ihre Kinder.
104 Krippenplätze
reichen nicht aus
Trotz des neuen Kindergartens im Freien – geleitet von Ulrike Demberger – reichen die Plätze in den Stephanskirchener Kindergärten und -krippen aktuell nicht aus. 400 Kindergartenplätze gibt es in den Kindergärten St.Georg (54), Sonnenschein (83), Bärenstube (86), Regenbogen (102) und Räuber Hotzenplotz (75). Stand Mitte Mai war dennoch für vier Kinder kein Platz. Die brauchen aber laut Carina Forstner, in der Gemeindeverwaltung für die Kinderbetreuung zuständig, aus Altersgründen erst im kommenden Februar einen Platz. Und bis dahin gibt es erfahrungsgemäß immer noch Verschiebungen.
Schlechter sieht es derzeit noch für die Eltern der 17 Kinder aus, für die ab September ein Krippenplatz gebraucht wird. In acht Gruppen können 104 Kinder betreut werden, alle Gruppen sind voll. Allerdings gebe es im Kindergarten Bärenstube noch einen Raum, in dem relativ schnell eine Krippengruppe untergebracht werden könnte.
Ein Teil des benötigten Personals fände sich laut Verwaltung innerhalb des katholischen Kita-Verbundes Stephanskirchen, der St.Georg, Sonnenschein und Bärenstube umfasst. Ob in der Bärenstube eine zweite Gruppe für ganz kleine Bärchen entstehen soll, darüber muss der Gemeinderat noch entscheiden.
Schon entschieden ist, dass am Schloßberger Tulpenweg, wo derzeit sehr viele neue Wohnungen und Häuser entstehen, auch Platz für einen Kindergarten ist. Ob der nur für die dort hinziehenden Kinder ausreicht oder weitere Entlastung bringt, wird sich letztlich erst zeigen, wenn alle Häuser und Wohnungen am Tulpenweg bezogen sind.
88 bis 98 Mädchen und Buben sind, je nach Wochentag und Tageszeit, in den fünf Stephanskirchener Kindergärten derzeit in der Notbetreuung. Über Pfingsten haben auch alle Kindergärten geöffnet, im Sommer wird es zum Teil verkürzte Öffnungszeiten geben, möglicherweise tun sich Kindergärten aus dem Verbund zur Betreuung zusammen.
Der Räuber Hotzenplotz ist voraussichtlich die ganzen Ferien für die Kinder da, den Regenbogen wird es aller Voraussicht nach eine Woche nicht geben. Das ist Stand jetzt, Änderungen sind noch möglich.
Der Haupt- und Finanzausschuss beschäftigte sich aber nicht nur mit den Plätzen in den Kitas, sondern auch mit den Finanzen rundherum. Die durchschnittliche Buchungszeit in den Kitas beträgt fünf bis sechs Stunden am Tag. Für Kinder „Ü3“ werden monatlich 108 Euro fällig, für Kinder „U3“ 240 Euro.
Ein Ungleichgewicht, das wegen des höheren Betreuungsaufwandes bei Kindern bis drei Jahre in Kauf genommen wurde. Mit der vom Freistaat gezahlten Pauschale von 100 Euro für Kindergartenkinder verschob sich dieses finanzielle Ungleichgewicht nun aber auf acht Euro zu 240 Euro. Diese massive Schieflage scheint auch in München aufgefallen zu sein, denn seit Jahresanfang werden auch die Plätze der ganz Kleinen mit 100 Euro bezuschusst. Allerdings, so Kämmerer Philipp Brück, nicht pauschal, sondern bis zu einem Einkommen von 60000 Euro pro Jahr plus 5000 Euro für jedes weitere Kind. Weil der Zuschuss direkt an die Eltern geht, wissen weder Gemeinde noch Kitas, wer ihn erhält.
Bisher Rabatt für
jüngere Geschwister
Bisher gab es für jüngere Geschwister einen Rabatt bei den Gebühren – 20 Euro bei den Kindern Ü3, 40 Euro bei U3. Der hätte aufgrund der staatlichen Pauschalen gestrichen werden sollen. Verwaltung und Ausschussmitglieder waren sich aber einig, dass wegen der durch die Corona-Pandemie herrschenden Unsicherheit diese Abschaffung das falsche Signal wäre.
Der Geschwisterrabatt, so wurde einstimmig beschlossen, gilt auch noch für das Betreuungsjahr 2020/2021.
Extramittel für die Monate April bis Juni kündigen sowohl der Gemeindetag als auch der Städtetag an. Der Freistaat Bayern soll avisiert haben, für diese Zeit in Krippen, Kindergärten, Horten und in der Tagespflege die Elterngebühren zu übernehmen.
Eine Rückerstattung bereits eingeforderter Gebühren sei möglich. Gezahlt werden sollen Pauschalen, bekomme ein Kita-Träger dadurch mehr Geld, als er an Gebühren einnehme, darf er das Geld behalten. Das ist aber laut Brück noch nicht alles in trockenen Tüchern, Änderungen seien möglich, denn die Förderrichtlinie dazu fehle bisher.
Gemeinde übernimmt
fast 20000 Euro Defizit
Gemeinden sind dazu verpflichtet, Defizite bei Kitas aufzufangen. Deswegen müssen die Einrichtungen auch ihre Haushaltspläne von der Gemeinde genehmigen lassen. Der Haushalt des Hauses für Kinder „Räuber Hotzenplotz“ schließt mit nicht gedeckten Kosten von rund 24000 Euro, beim Regenbogen sind es wegen der neuen Koboldgruppe rund 45000 Euro. Endgültige Zahlen gibt es erst mit den Jahresrechnungen. Diese fallen aber laut Carina Forstner erfahrungsgemäß geringer aus. Die Haushalte der drei katholischen Einrichtungen lagen wegen der Corona-Beschränkungen noch nicht vor. Den beiden vorliegenden Haushalten stimmte der Ausschuss einstimmig zu.
Zugestimmt hat der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig auch den Haushalten der Diakonie für die Mittagsbetreuung und der Schulsozialarbeit an den beiden Schulen in Schloßberg und Stephanskirchen. Da muss die Gemeinde ein Defizit von rund 125000 Euro ausgleichen.
Diskussionen gab es keine, denn, so Bürgermeister Karl Mair, „wir machen eh mehr, als wir müssten“.