Aschau – Bayerns drittältester Trachtenverein, „D´Griabinga“ Hohenaschau, hat sein traditionelles Gedenken an die gefallenen, vermissten und verstorbenen Vereinskameraden heuer wegen der Corona-Krise nicht ausfallen lassen, sondern einfach anders gestaltet. Dem Appell des Vorsitzenden Claus Reiter folgend, zu der Stunde, wenn gewöhnlich am Samstag nach Christi Himmelfahrt der Jahrtag gefeiert wird, zündeten die Mitglieder in ihren Häusern Kerzen an, deren Lichter in Richtung Schloss und Schlosskapelle ausstrahlten.
Kerzen erleuchten den Jahrtag der Trachtler
Die Idee des Kerzen-Jahrtages kam dem Vorstand bei den Überlegungen, was den Mitgliedern mitgeteilt werden soll zum derzeit veränderten Vereinsleben. „Dabei wollten wir nicht nur mitteilen, dass unsere Veranstaltungen wie Starkbierfest oder Vereinspreisplatteln ausfallen, sondern etwas Verbindendes herstellen. „Wie gut der Gedanke des gemeinsamen und doch getrennten Gedenkens ankam, zeigte sich gleich nach unserem Rundbrief, viele und gerade auswärtige Mitglieder lobten die Aktion“, so Claus Reiter, der die praktische Umsetzung zusammen mit seinem Bruder und Vereinskassier Herbert organisierte.
Brüder setzten die großen Zeichen
Claus Reiter zündete um 19 Uhr in der Schlosskapelle symbolisch für den Verein ein Licht an, dafür verwendete er eine Kerze aus dem Jahr 2009 als der Hohenaschauer Trachtenverein seinen 125. Geburtstag hatte. Gleichzeitig läutete in der Schlosskapelle Herbert Reiter per Hand und mit zwei Stricken die ins Priental hinausklingenden Glocken. Weil es bei den vormaligen Jahrtagen so der Brauch war, dass sich der Verein nach dem Gottesdienst in der Schlosskapelle am nahen Grab der Gönner-Familie von Cramer-Klett einfand, statteten die Brüder Reiter auch an diesem Abend der Grabstätte einen Besuch ab. „Der normale Jahrtag, der immer um den 22. Mai, dem Gründungstag des Vereins, stattfindet, hatte bislang einen anderen Verlauf; heuer ging das nicht, aber die Not-Form war mehr als ein Ersatz, es war stark beeindruckend“, so Claus Reiter. Wie viele Mitglieder und auch Nichtmitglieder, die vom Aufruf hörten und sich der Kerzen-Aktion angeschlossen haben, kann er zwar nicht genau sagen, aber es waren sehr viele aufgrund der Rückmeldungen hernach.
Auch Rosemarie Anner, langjähriges Vereinsmitglied, die zu Füßen von Schloss Hohenaschau in der Schlossbergstraße wohnt, zündete an ihrem Fenster eine Kerze an. Als die Glocken der Schlosskapelle erklangen, wurden in ihr Erinnerungen wach. Sie weiß zu erzählen: „Früher war es Brauch, dass das Geläut ertönte, wenn im nahen Ortsteil Bach jemand verstarb. Wenn der Sarg dann auf dem sogenannten Kirchenweg zusammen mit den Angehörigen zum Aschauer Friedhof gebracht wurde, dann ertönten die Glocken so lange, wie der Trauerzug mit dem Schloss in Sichtverbindung war. Das letzte Mal, dass die Glocken für einen Toten durchgeläutet haben war Mitte der Fünfziger Jahre für einen Kaspar Stadler aus Bach“.
Für Rosemarie Anner war das Gedenken mit Kerzen etwas besonders Berührendes, gerade weil vor wenigen Monaten ihr Mann Franz verstarb und weil all ihre Familienmitglieder mit dem Trachtenverein Hohenaschau eng verbunden sind.
Hoffnung auf einen Heimatabend
Für Claus Reiter hat das Vereinsjahr durch Corona einen vollkommen neuen Verlauf genommen, nicht nur, dass die Proben, Zusammenkünfte und Veranstaltungen für die Sommerzeit abgesagt sind. Große Vorfreude herrschte, weil der GTEV Hohenaschau Göd beim GTEV Bergen ist und damit beim großen Gaufest des Gauverbandes I in Bergen mitgefeiert hätte. „Für dieses Fest haben wir bereits mit den Trachtenvereinen von Vachendorf und Grabenstätt, bei denen die Bergener Trachtler Pate sind, ein gemeinsames Fahnenband angeschafft.
Hoffen wir, dass wir die feierliche Übergabe nachholen können“, so Reiter, dessen weitere Hoffnung ist, dass der letzte für heuer geplante Heimatabend am 2. Oktober in der Aschauer Festhalle doch stattfinden kann.