Eggstätt – Durchgangsstraße oder Wohngebiet? Der Standort für einen Neubau der „Villa Sonnenschein“ ist nach wie vor umstritten.
Sicher ist, dass der Kindergarten zu klein ist. Sicher ist auch, dass beide infrage kommenden Grundstücke der Gemeinde gehören. Sicher ist, dass eine Bürgerinitiative im Januar und Februar innerhalb kürzester Zeit deutlich über 400 Unterschriften sammelte gegen den Standort Obinger Straße. Sicher ist, dass der „alte“ Gemeinderat diesen Standort mehrheitlich beschloss. Sicher ist, dass ein runder Tisch zur Suche nach einer Lösung gebildet werden soll.
BI war schon aktiv,
Rat zieht heute nach
Die Bürgerinitiative hat schon einen Vorschlag gemacht, wer nach ihrer Auffassung am runden Tisch sitzen sollte. Nämlich drei Vertreter der BI (Franz Stein, Jana Zeh, Manfred Fischer), die Leiterin des katholischen Kindergartens und die Schulleiterin als Vertreter der pädagogischen Seite, zwei Elternvertreter sowie Vertreter der Fraktionen im Gemeinderat und Mitarbeiter der Verwaltung. 13 Personen insgesamt. Bürgermeister Christian Glas (Freie Bürger) sind das fast zu viele, er hat Zweifel, ob dann effektiv gearbeitet werden kann. Wie sich Bürgermeister und Verwaltung den runden Tisch vorstellen, zeigt sich in der Gemeinderatssitzung am heutigen Dienstag, 26.Mai. Denn ohne Gemeinderat, so Glas, mache er nichts, die Sache solle so sauber wie möglich geregelt werden.
Daran hat auch die BI Interesse, ließ sich darauf ein, einen Bürgerentscheid auf Ende Juli zu vertagen. Schließlich wolle man den Ort nicht spalten, sondern einen Konsens finden. „Wir bereiten uns aber weiter auf den Bürgerentscheid vor“, so Franz Stein, Sprecher der BI. Denn der runde Tisch werde, so sei es ihm von der Verwaltung angedeutet worden, wohl in ein, zwei Wochen tagen – und dann ist es nicht mehr lange hin zum möglichen Bürgerentscheid. Der je nach Verlauf der Sitzung(en) nach wie vor denkbar ist. Sollte der Gemeinderat wider Erwarten den runden Tisch ablehnen, „dann bereiten wir den Bürgerentscheid vor“, so Glas.
Ursprünglich sollte die Villa Sonnenschein am Mühlenweg neu entstehen. So sah das auch der Gemeinderat. Das Grundstück gehört der Gemeinde, ist groß genug und Ärger mit den Nachbarn gab es auch nicht. „Wenn überhaupt, dann nur, wenn beim Sommerfest des Kindergartens sehr viele Autos dort parken“, sagt Stein, dessen Familie am Mühlenweg ansässig ist. Im Frühjahr 2019 kam dann das Grundstück an der Obinger Straße, zwischen Rathaus und Firma Knott, ins Spiel. Auch dieses gehört der Gemeinde. Dort soll nicht nur eine Kindertagesstätte entstehen, sondern in den oberen Stockwerken auch neun Wohnungen.
Es gab Überlegungen, dass diese Gebäude von der Firma Knott mit Wärme versorgt werden könnte. Das aber funktioniert laut Anton Schmid, Betriebsleiter bei Knott, nicht: Das Blockheizkraftwerk und der gasbetriebene Spitzenlastkessel der Firma müssten hydraulisch getrennt werden, damit die Gemeinde nicht mögliche Zuschüsse verliert. Diese Trennung sei technisch nicht möglich, erklärt Schmid auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen.
Hartseestraße
mögliches Nadelöhr
Vertreter der BI sehen auch die zwischen Kita plus Wohnungen und Knott, einem Zulieferbetrieb der Autoindustrie, verlaufende Hartseestraße als Problem: An der befindet sich der Versand der Firma, die Lkws stünden halb in die Straße hinein, gibt Manfred Fischer zu bedenken. Eine Verlegung der Straße um vier Meter Richtung Rathaus sei seines Wissens nach geplant. Was Schmid bestätigt. Allerdings nicht 2020, dafür seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu groß. Aber in den nächsten zwei Jahren sei es wohl so weit. Zumal auch die Einmündung in die Obinger Straße Lkw-tauglicher gestaltet werden müsse. Da die Stellplätze für die Wohnungen über der Kita an der Hartseestraße geplant sind, sieht Schmid da Konfliktpotenzial.
Es gibt in der Gemeinde am Hartsee Mutmaßungen, dass der Gemeinderat sich für den Standort Obinger Straße entschieden habe, weil sich das Grundstück am Mühlenweg zur Finanzierung des Kita-Neubaus besser verkaufen lasse. Was laut Kämmerei nicht nötig ist. BI-Sprecher Stein will sich an diesen Spekulationen ausdrücklich nicht beteiligen. Er erinnert sich aber daran, dass der Verkauf des Grundstücks vor vielen Jahren nur zustande kam, weil sich der Dritte Orden, damals Eigentümer, und sein in Eggstätt fast legendäres Ordensmitglied Schwester Emerentia auf die Zusage des amtierenden CSU-Bürgermeisters verließen, dass dieses Grundstück nur für soziale Zwecke genutzt wird. Schriftlich festgehalten sei das nicht, so Stein, aber „die alten Gemeinderäte müssten das eigentlich auch alle noch wissen.“