Bürgernähe und offene Kommunikation

von Redaktion

Aschaus neuer Bürgermeister Simon Frank im Interview

Aschau – Der erste Monat im Amt ist rum: Seit 1. Mai ist Simon Frank neuer Erster Bürgermeister der Gemeinde Aschau. Im Interview erzählt der 40-Jährige, wie er seinen Amtsantritt in Corona-Zeiten erlebt hat und vor welchen Herausforderungen er und die Gemeinde nun stehen.

Herr Frank, dieses Jahr ist alles anders: Wie ist der Amtsantritt für Sie gelaufen?

Natürlich ist es anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Ich gehe mit der Situation so um, wie es erforderlich ist. Ich schaue trotz allem optimistisch nach vorn und mache das Beste daraus. Natürlich hat die Corona-Krise auch die Gemeinde schwer betroffen. Das gemeindeeigene Seniorenheim zum Beispiel. Durch die Situation sind natürlich auch viele Vorhaben, die man in der Wahlvorbereitung vorgenommen hat, komplett durcheinandergewirbelt.

Die Abschiedsfeier ist dann wohl auch flachgefallen?

Ja, die Abschiedsfeier beim Sachgebiet Liegenschaften im Polizeipräsidium Oberbayern Süd holen wir dann zu gegebener Zeit nach.

Was ist ihnen für die künftige Zusammenarbeit in der Gemeinde wichtig?

Bürgernähe, offene Kommunikation und transparentes Arbeiten sind mir sehr wichtig. Ich binde auch meinen Zweiten und Dritten Bürgermeister möglichst viel in die Amtsgeschäfte ein. Ebenfalls den Gemeinderat in Angelegenheiten, bei denen ich meine, dass diese wissenswert sind. Ich führe die Mitarbeiter durch Zielvereinbarungskultur und binde sie in die Projektarbeiten mit ein.

Wann war der Moment, als Sie festegestellt haben, dass die Dinge anders laufen werden?

Das war unmittelbar nach der Kommunalwahl. Zu diesem Zeitpunkt hat es ja schon die ersten Fälle bei uns in der Gemeinde gegeben und man hat gemerkt: Das wird uns die nächste Zeit erst einmal beschäftigen. Dann kam auch die Ausgangssperre. Ich habe mir nur gedacht: Das wird eine harte Zeit – wahrscheinlich sogar die härteste der Nachkriegszeit. Für uns alle.

Die Corona-Krise stellt die Kommunen vor große Herausforderungen. Wie macht sich das in Aschau bemerkbar?

Das macht sich zunächst in den Prognosen aus der Kämmerei bemerkbar. In Punkto Finanzen verfolge ich außerdem sehr aufmerksam die Informationen des Bayerischen Gemeindetags, der die Prognosen regelmäßig an uns weiterleitet – für die Gesamtwirtschaft der Bundesrepublik und Bayern, aber auch wie sich die Wirtschaft in unserer Region voraussichtlich entwickeln wird. Aus den Prognosen ergeben sich die ersten Entwicklungszahlen und man kann aus den täglichen Finanzberichten des Kämmerers ableiten, dass sich faktisch jeden Tag fehlende Steuermittel bemerkbar machen. Mal mehr, mal weniger. Aber der Trend zeigt ganz klar, dass Einnahmen fehlen.

Wie hoch sind die Einbußen?

Die Werte, auf die wir uns berufen, sind Ansätze des Bayerischen Gemeindetags. Die geschätzten Einbußen liegen derzeit bei bis zu 25 Prozent. Wir selber können es für unsere Gemeinde derzeit nicht näher konkretisieren, weil es Glaskugellesen wäre. Es herrscht eine andere Dynamik bei uns in Aschau im Chiemgau und im Alpenvorland als in Regionen mit viel Industrie und Gewerbe. Vielleicht haben wir das Glück, dass sich der Tourismus flott erholen wird, aber natürlich sind bei uns alle Gewerbetreibenden für diese zwei bis drei Monaten betroffen.

Welche Projekte wollen Sie zuerst angehen?

Zunächst müssen wir uns auf unser Seniorenheim konzentrieren. Die Belegungszahlen wurden durch die Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen – leider Gottes einerseits durch Sterbefälle, andererseits aufgrund von Verlegungen in andere Einrichtungen. Ich möchte anmerken, dass die Heimleitung und das gesamte Team alles Menschenmögliche in dieser Krise getan haben. Viele sind an ihre psychische und physische Belastungsgrenze gegangen. Wir hoffen, dass wir bald wieder positiv nach vorne schauen können.

Welche weiteren Projekte stehen noch für dieses Jahr auf Ihrer Agenda?

Wir wollen die Sporthallenplanung weiter vorantreiben – wir brauchen eine zeitgemäße und zukunftsfähige Lösung. Der ersehnte Neubau der Sporthalle wird ja schon seit einigen Jahren geplant. Und jetzt haben wir ein bisschen Zeit geschenkt bekommen, um uns nochmals intensiv Gedanken zu diesem Projekt zu machen. Die Einführung eines professionellen Projektmanagements mit Elementen wie Workshops, Projektsteuerung beziehungsweise –leitung und einer Steuerungsgruppe mit Mitgliedern aus den verschiedenen Bereichen der späteren Nutzer ist aus meiner Sicht unverzichtbar. Natürlich haben wir dabei immer im Hinterkopf, dass es für die Gemeinde auch wirtschaftlich darstellbar sein muss. Die nächsten zwei Jahre dürften laut der Prognosen nicht die besten Haushaltsjahre werden. Allerdings hoffen wir auf Konjunkturpakete der Staatsregierung zur Entlastung der Kommunen – vor allem im Hinblick auf bereits begonnene Projekte.

Was erhoffen Sie sich für die diesjährige Urlaubsaison?

Die vergangenen drei Wochen bei uns in der Region waren knapp an der Grenze, sodass man es mit der Parkplatz- und Verkehrssituation gerade noch bewältigen konnte. Gerade an den Wochenenden ist ein enormer Ansturm auf die heimischen Berge zu spüren. Hier brauchen wir ein vernünftiges Konzept, um die rasante Zunahme der Tagesausflügler, zum Beispiel aus der Landeshauptstadt, bewerkstelligen zu können Natürlich freuen wir uns sehr auf unsere Übernachtungsgäste und wünschen uns, dass die heimischen Bettenkapazitäten rasch wieder vollends genutzt werden. Die Beherbergungsbetriebe haben hierfür auch Programme entwickelt, die auf Corona abgestimmt sind. Ich hoffe, dass die Leute im Inland bleiben und auch bei uns Urlaub machen. Das erklärte Ziel ist es, die Übernachtungsmöglichkeiten in Aschau und Sachrang zu forcieren und diese – bei derzeit abnehmenden Bettenzahlen – mittelfristig zu stabilisieren beziehungsweise zu erhöhen.

Interview von tina blum

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