Bad Endorf – Dass sich der Endorfer Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung mit dem Breitbandausbau beschäftigte, ruft bei vielen wohl vor allem zwei Reaktionen hervor: „Schon wieder?“, lautet die eine und „Endlich!“, die andere. Und genau darin liegt das Dilemma.
Denn eigentlich sollte der Ausbau in der Marktgemeinde, der vor fünf Jahren begann, nunmehr weitgehend abgeschlossen, jeder Haushalt mit einer Übertragungsrate von mindestens 30 Megabit pro Sekunde versorgt sein. Dafür haben der Freistaat und die Gemeinde in den vergangenen Jahren gut eine Million Euro in die Hand genommen – wovon auf Bad Endorf ein Anteil von rund 215000 Euro entfiel.
Basis-Standard
nicht überall erreicht
Der Haken daran: Zwar sind viele Bereiche Bad Endorfs nun tatsächlich gut versorgt, teilweise sogar deutlich besser als mit dem erwünschten Basis-Standard. Aber dafür gibt es auch Gegenden im Gemeindegebiet, in denen nicht einmal dieser Grundwert erreicht wird. Und gerade in Corona-Zeiten mit der Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Homeoffice zeigte sich, dass schlechte Übertragungsraten bisweilen durchaus lästig werden können.
Weil dieses Problem der ungleichen Versorgung aber nicht nur in Bad Endorf vorhanden ist, soll nun nach den Vorstellungen der bayerischen Staatsregierung Abhilfe geschaffen werden: durch eine zweite Stufe des Ausbaus.
Näheres dazu erläuterte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung Iris Lefeber vom Ingenieurbüro Ledermann, die Bad Endorf schon bei der ersten Ausbaustufe begleitet hatte. In der folgenden Ausbaustufe sollen nun tatsächlich alle bislang noch unterversorgten Bereiche erfasst werden – und dabei will die Regierung gleich auf allerneueste Technik setzen: Waren beim bisherigen Ausbau die Hauptstränge der Verkabelung in Glasfasertechnik ausgelegt, die Endstrecken von den Kabelverzweigern zu den Haushalten von manchen Anbietern aber noch in Kupferleitungen ausgeführt, soll nun das ganze Netz durchgängig aus Glasfaserleitungen bestehen.
Für normale Haushalte ergeben sich damit mögliche Übertragungsraten von 200 Megabit pro Sekunde, für Firmen soll es sogar ein Gigabit pro Sekunde sein. Und für alle Haushalte, die nach derzeitigem Stand nach wie vor weniger als den Basiswert von 30 Megabit pro Sekunde erreichen, soll es eine Förderung von jeweils 14000 Euro geben.
In der Praxis ist dabei folgendes Vorgehen angedacht: Zunächst einmal muss adressgenau erfasst werden, wie sich die Versorgung im Moment tatsächlich darstellt. Dann werden in einer sogenannten Markterkundung die betreffenden Netzbetreiber aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen und anzugeben, ob ein weiterer Ausbau noch zu erwarten ist. Daraus ergibt sich dann ein Bild derjenigen Versorgungslücken, bei denen davon auszugehen ist, dass sie durch die Betreiber auch in Zukunft nicht geschlossen werden.
Hier könnte nach dem neuen Ausbaumodell nun die Gemeinde ins Spiel kommen, den Ausbau unter Inanspruchnahme der Förderung selbst bewerkstelligen, und dann die verbesserten Netzbereiche an die eigentlichen Betreiber verpachten. Für Martin Mühlnickel, Geschäftsstellenleiter der Marktgemeinde Bad Endorf, stellt sich dabei aber – neben dem Problem, dass das Ausmaß des zu erstellenden Netzes und damit die Kosten noch gar nicht bekannt sind – die Frage nach den rechtlichen Grundlagen: Auf welcher rechtlichen Basis sollte die Marktgemeinde Steuergelder in die Hand nehmen, um einige Haushalte auf den neuesten technischen Stand zu heben, während andere – wenn auch zufriedenstellenden – im Status quo verbleiben müssen?
Bundesregierung finanziert Beratungen
Immerhin bleibt der Gemeinderat mit diesen Fragen nicht gänzlich allein. Die Bundesregierung fördert zu 100 Prozent Beratungsleistungen, mit denen die Gemeinden beim weiteren Vorgehen unterstützt werden. In Bad Endorf wird man diese Hilfe auch in Anspruch nehmen. Der nächste offizielle Schritt nach der Informationsvermittlung in der Sitzung wäre dann ein Beschluss des Gemeinderates, in das sogenannte Markterkundungsverfahren einzusteigen.
Mit diesem Schritt ist zu rechnen, auch wenn bei der jüngsten Sitzung noch kein entsprechender Beschluss gefasst wurde und die Skepsis im Gemeinderat allgemein überwog: Derzeit geht man dort eher nicht davon aus, dass tatsächlich alle bislang noch unterversorgten Gebiete lückenlos ausgebaut werden können. Genaueres ist aber tatsächlich erst zu sagen, wenn die Versorgungslage haushaltsgenau feststeht und die Ausbauvorstellungen der einzelnen Betreiber bekannt sind.