Tuntenhausen – Die Tuntenhausener Wallfahrtsbasilika ist reich an Schätzen. Einer davon ist schon von Weitem sichtbar: Der lange Zyklus von Mirakelbildern, der sich fast um den gesamten Baukörper der Basilika zieht.
Ein ganz besonderer Schatz Tuntenhausens sind aber die noch vorhandenen Mirakelbücher aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert, die im bayerischen Staatsarchiv verwahrt werden. Darin ist unter anderem auch das älteste Mirakel aufgezeichnet, das 1441 zur Gründung der Wallfahrt führte, die Heilung des Kranken aus „Pretschleipfen“. Pfarrer Bruno Bibinger: „Nach Wunderzeichen stiftete man der Wallfahrt meist auch noch so genannte Votivtafeln. Sie zeigen das Gnadenbild Tuntenhausens, den Bittsteller und den Votivgrund.“ In und um die Basilika sind sie noch reichlich vorhanden und sind so wichtige Zeugen der Wallfahrtsgeschichte von Tuntenhausen.
Geschützter
Bilderzyklus
Schon um die Mitte des 17. Jahrhunderts bestand ein durch ein kleines Vordach geschützter Bilderzyklus. Seine derzeitige Form entspricht im Wesentlichen der von 1730/40. Diese Tafeln, immerhin an die 52 insgesamt, zeigen eine fast schon beispiellose Darstellung von Ereignissen der letzten Jahrhunderte in der unmittelbaren Heimat. Überschwemmungen, Feuersbrünste, Brückeneinstürze oder Unwetter. Diese sind ein wahres Lexikon – nicht in Buchform, sondern an den Wänden des Gotteshauses. Die Herkunftsorte der Pilger geben zudem Auskunft über den weiten Wallfahrtsumkreis: Er reicht über die nähere Umgebung hinaus bis nach Tirol mit den Orten Innsbruck, Schwaz und Brixental, im Westen über den Ammersee bis Friedberg und im Norden bis nach Landshut. Das zeigt die überregionale Bedeutung Tuntenhausens schon in den vergangenen Jahrhunderten.
Im Zuge der großen Restaurierung des Gotteshauses, die im Spätherbst 2019 ihr Ende fand, werden nun auch diese wertvollen Bilder auf Vordermann gebracht. Peter Siebert aus Stephanskirchen ist der Mann, der die historischen Bilder wieder aufpolieren soll. Er ist Restaurator, die Überarbeitung alter Bilder praktisch sein zweites Zuhause. Unterstützt wird er von einigen Kollegen wie der Restauratorin für Wandmalerei Lisa Geiger aus Bad Feilnbach.
Bevor es an die eigentliche Restaurierung geht, müssen Siebert und seine Kollegen Erkundigungen einziehen, wie die Bilder einmal ausgesehen haben. Viele der Bilder sind nicht nur „vergilbt“, manchmal sind ganze Teile ausgeschlagen oder abgefallen.
Zum Teil ist auch die Schrift nicht mehr erkennbar. Ein maßgeblicher Grund hierfür: „Jede Generation hat mit anderen Materialien gearbeitet“, erklärt Siebert. So sind die Votivbilder mehr und die anderen weniger haltbar. Zudem schützt das kleine Vordacherl kaum vor Wind und Wetter.
Ein gutes Zentralarchiv ist für die Arbeit der Restauratoren hilfreich. „Es ist die Basis jeder Rekonstruktion“, meint der Restaurator. So gibt es auch nur ganz wenige Bereiche, über die man gar nichts weiß. Trotzdem wird nichts Neues dazugemalt.
Nach der Grundreinigung gehen die Restauratoren Bild für Bild durch. Fotokopien oder per Photoshop bearbeitete Vorlagen helfen Siebert. Trotzdem ist die Restauration von mehr als 50 Bildern eine gewaltige Aufgabe. „Das wird das ganze Jahr über dauern“, schätzt der Restaurator, der einer der wenigen Handwerker ist, die in der Corona-Krise ihre Tätigkeit ausüben können.
Für Pfarrer Bruno Bibinger sind Mirakelbilder ein einzigartiges Zeugnis des Glaubens. Denn alle diese Tafeln zeigen eines: „Der Glaube bedeutet den Sieg über das Verderben. Maria versagt dem angefochtenen Gläubigen ihre Hilfe nicht. Und deshalb ist die Wallfahrt noch bis heute lebendig“, sagt Bibinger und erinnert an Pfarrer Josef Vogt, von 1985 bis 2004 Wallfahrtskustos, dem die alten Mirakelbücher sehr am Herzen lagen. „Es sind einfach Geschichten aus dem Leben“ konstatiert Bruno Bibinger.