Privatinitiative hält Andenken an Heilig-Kreuz-Kapelle aufrecht

von Redaktion

Verwitterung zerstört gotische Figur am Kreuz – Neuen Korpus Christi angefertigt und geweiht

Flintsbach – Aufgrund der Bedeutung als zentraler Ort der Grafschaft Falkenstein, standen in Flintsbach, der Urpfarrei des bayerischen Inntals, Kapellen in verschiedenen Ortsteilen. Ausgelöst durch die Säkularisation 1803 wurden einige davon abgebrochen, so auch die „Heilig-Kreuz-Kapelle auf der Windschnur“, auch „Kistlerkapelle“ genannt. Sie stand am südlichen Ortseingang von Flintsbach.

An dieser Stelle wurde ein Gedenkkreuz errichtet, welches die Hausbesitzer des „Blaslanwesens“, (Hausname „Blaslweber“) Familie Birkinger, in den letzten Jahrzehnten betreuten.

Bis in die 80er-Jahre kümmerte sich Franz Birkinger, der damalige Flintsbacher Gemeindesekretär, um das Kreuz. Nach dessen Tod 1981 ließ seine Ehefrau Maria das Kreuz in den 90er-Jahren auf eigene Kosten neu fassen und eine dauerhafte Grundfeste anbringen.

Am Gedenkkreuz war zuletzt ein Korpus angebracht, der auf gotischen Ursprung schließen ließ. Die Verwitterung setzte der Figur über die vielen Jahrzehnte auch nach einer fachmännischen Renovierung so stark zu, dass sie abgenommen werden musste.

Marielle Birkinger, die sich zwischenzeitlich aus Familientradition um den Erhalt des Kreuzes kümmert, entschied sich nach langem Abwägen über die künftige Form – wieder ein geschnitzter Herrgott.

Nach umfangreichen Recherchen wurde der Kreuzschnitzer Georg Willibald aus Lenggries beauftragt. Willibald befasste sich intensiv mit der Geschichte der Heilig-Kreuz-Kapelle und dessen früherem Korpus. Mit diesem Wissen schnitzte er die Figur des Gekreuzigten, angelehnt an den neugotischen Stil.

Nach den Lockerungen der Corona-Einschränkungen konnte Birkinger die Weihe der neuen Christusfigur organisieren. Dekan Pfarrer Helmut Kraus hielt eine Andacht am geschmückten Kreuz, mit anschließender Weihe.

Dekanmusikwart Wast Unterseher umrahmte die Feier musikalisch mit dem Akkordeon. Marielle Birkinger sprach die einleitenden Worte, während ihr Bruder Rudi Birkinger den geschichtlichen Hintergrund des Kreuzes, angelehnt an das Buch „Flintsbach/Falkenstein“ von Pfarrer Josef Rosenegger erläuterte.

Verwandte, Freunde, Bekannte sowie die „Gunkelfrauen“ begleiteten die Weihe. In den abschließenden Worten lobte Kraus das private Engagement der Familie Birkinger. So konnten das Gedenkkreuz und die Überlieferung zur Heilig-Kreuz-Kapelle auf der Windschnur erhalten werden.

Bild der Kapelle
auf Rochusfahne

Ein Bild der Heilig-Kreuz-Kapelle auf der Windschnur ist auf der Rochusfahne dargestellt, die an das Pestgelübde „Rochuswallfahrt“ im Jahr 1611 auf dem Petersberg erinnert.

Die Rochusfahne ist derzeit im Kirchenschiff der Pfarrkirche St. Martin in Flintsbach, vorne rechts zu sehen (wir berichteten).

JOHANN WEISS

Blick in die Vergangenheit

„Die Heilig-Kreuz-Kapelle auf der Windschnur: Sie stand an der Staatsstraße Rosenheim – Kufstein, an der östlichen Straßenseite gleich nach dem Ortsausgang, wo jetzt ein Kreuz ihren ehemaligen Standort kennzeichnet. Sie war eine alte Brunnenkapelle mit Wassergrant und einem hölzernen Glockentürmchen und wurde von Wallfahrern wohl wegen des Wassers aufgesucht. Schon 1625 bestand hier ein steinernes Kirchlein, das damals mit Fresken ausgeschmückt wurde. 1661 ließ Pfarrer Veit Messinger die Kapelle durch Maurermeister Martin Tanner renovieren und durch den Kufsteiner Maler Peter Weißpacher neu ausmalen.

Diese Kapelle wurde 1804 abgebrochen. Ihr Altar kam in das Kistler-Anwesen auf der Windschnur, Teile desselben mit einem sehr schönen Maria-Hilf-Bild (wahrscheinlich Georg Zelger, 18. Jahrhundert) und zwei Ölbilder, (den heiligen Sebastian und die heilige Barbara darstellend) kamen in den Pfarrhof, wo sie im Pfarrbüro Verwendung finden und die einzigen Zeugen dieser kleinen Wallfahrt geblieben sind. Die beiden Glocken sollen vorher in der Pestkapelle gehangen haben.“ (Auszug aus dem Buch „Flintsbach/Falkenstein“ von Geistlichem Rat, Magister Pfarrer Josef Rosenegger).

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