Aschau – Der Biber vom Bärnsee bleibt ein Dauerthema im Aschauer Gemeinderat. Bei der jüngsten Sitzung gab Bürgermeister Simon Frank (Zukunft für Aschau) das vorläufige Ergebnis der Anfragen der Gemeinde Aschau an das Wasserwirtschaftsamt wegen der Wirkung von Biberdämmen auf das Hochwasserabflussgeschehen und an die Untere Naturschutzbehörde wegen der Entnahme einiger Biber bekannt.
Ausgelöst hatte die Diskussion in der vergangenen Legislaturperiode der damalige Gemeinderat Ludwig Moosmüller (ABL). In einem Antrag forderte er, zwei 450-Euro-Stellen für Bärnseemoor-Grabenreiniger zu genehmigen. Das Bärnseemoor verdanke laut Moosmüller seinen jetzigen Zustand der Arbeit von Generationen von Bauern. Mit mehreren Entwässerungsgräben hätten sie in den vergangenen 100 Jahren den Wasserstand im Moor immer konstant gehalten.
Biber-Stauwerke
in den Moorgräben
Seit acht Jahren funktioniere das Grabenreinigen nicht mehr. Seitdem baut der Biber seine Stauwerke in die Moorgräben. Zehn Dämme sperrten derzeit die Gräben, drei konnten in Absprache mit dem Biberbeauftragten entfernt werden. Sieben seien so angelegt, dass sie mit einfachen Mitteln nicht herausgenommen werden können.
Moosmüllers Idee war, dass die zwei 450-Euro-Jobber täglich den gesamten Grabenverlauf kontrollieren und die über Nacht angelegten Bauten sofort entfernen. Da der Biber an 365 Tagen – und Nächten – ständig arbeite, lasse sich die Arbeit von einem alleine nicht schaffen.
Der Erhalt der Landschaft mit einzigartiger Flora und Fauna sowie der Hochwasserschutz müsse der Gemeinde „doch zwei Euro pro Einwohner im Jahr wert sein“.
Der Aufwand von rund 10000 Euro zur Lösung eines Problems, das die Gemeinde nicht verursacht habe, erschien dem damaligen Gemeinderat zu hoch und einstimmig wurde der Antrag auf die Einstellung von zusätzlichem Personal abgelehnt; die Räte stimmten aber der Entnahme einiger Biber und dem damit verbundenen Abschussantrag zu. Die Bärnseefilze ist für den Hochwasserschutz der Gemeinde Aschau von elementarer Bedeutung. Sie dient mit ihrer hohen Aufnahmekapazität bei Stark- oder Dauerregen wie ein Schwamm und gibt das Hochwasser im Anschluss wieder dosiert über die Moorgräben an die Prien ab. Dadurch wird plötzliches Hochwasser sowohl in Aschau als auch in den flussabwärts liegenden Gemeinden verhindert.
Dieses natürliche Konzept funktioniert allerdings nur, wenn das Bärnseemoor nicht ständig bis zur Grenze seiner Aufnahmekapazität vernässt ist. Das haben die großen Nager in den letzten Jahren allerdings geschafft: Die Biber haben mittlerweile über 80 große Bäume umgelegt.
In der damaligen Sitzung am 28. Februar hatte Moosmüller erläutert, dass die Bauern rund um den Bärnsee und die Gemeinde Aschau jahrelang alles versucht hatten, um mit dem Biber in Frieden leben zu können.
Mehrfach habe man sich mit dem Biberbeauftragten an einen Tisch gesetzt. Aber immer nur gute Ratschläge vom Schreibtisch erhalten, die nichts gebracht hätten. Im Norden des Landkreises entlang des Inns dürften laut Moosmüller Biber aus der Natur entnommen, sprich geschossen, werden. Nicht in Aschau.
Wie viele Biber am Bärnsee leben, ist nicht bekannt. Die nachtaktiven Tiere haben sich bisher einer Zählung im Moor entziehen können. Was sie von den gefällten Bäumen nicht fressen können, bleibt liegen und muss von den Anliegern aufgeräumt werden.
„Der Rückmeldung vom Wasserwirtschaftsamt ist zu entnehmen, dass die Wirkung von Biberdämmen auf das Hochwasserabflussgeschehen zu vernachlässigen ist“, erläuterte Bürgermeister Simon Frank bei der Sitzung. „Eine offizielle Stellungnahme der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) steht noch aus.“
Behörden lehnen
Abschuss weiter ab
Bei einer Begehung des Bärnseemoores mit den Verantwortlichen der Unteren Naturschutzbehörde, Kornelia Walter und Simon Stöhr, der Biberbeauftragten Stefanie Mühl, dem Grundstückseigner und ehemaligen Gemeinderat Ludwig Moosmüller, Heinz Scheck vom Bauamt und Rudi Angermaier vom Bauhof sei ganz klar signalisiert worden, dass die Behörden eine Entnahme von Bibern ablehne.
Es sei erneut der Einbau von weiteren Durchlassrohren und der Einsatz von Elektrozäunen an den Dämmen diskutiert worden. In der Vergangenheit hatten diese Maßnahmen jedoch keinerlei Wirkung gezeigt.
Eine Entschädigung sei nur für die betroffenen Landwirte vorgesehen, nicht aber für die Gemeinden. Bürgermeister Frank merkte abschließend an, dass er das Thema „Biber“ bereits dem Kreisverband des Bayerischen Gemeindetags kommuniziert habe.