Vogtareuth – Artenvielfalt und Biogas sind kein Widerspruch. Unter diesem Motto zeigte der Fachverband Biogas mit verschiedenen Kooperationspartnern in der Aktionswoche unter dem Thema „Artenvielfalt“ Chancen auf, wie Felder in der Region langfristig wieder bunter und artenreicher gestaltet werden könnten. So könnten sie auch als Energieträger wieder wertvollen Lebensraum für Wildtiere und Insekten bieten, hieß es.
Landwirt Hans Bürger-Schuster demonstrierte während eines informellen Erfahrungsaustausches an einigen Beispielen im Gemeindebereich, welche Möglichkeiten vor Ort von der Landwirtschaft für den Naturschutz genutzt werden. Mit dabei waren unter anderem der Ortsobmann des Bauernverbands, Hans Mayerhofer, der Geschäftsführer des Rosenheimer Maschinenrings, Florian Hötzelsberger, und die Fachreferentin des Fachverbandes Biogas, Susanne Jakschitz-Wild.
Hanf gedeiht gut an
der Krankenhausstraße
Ein eher ungewöhnlicher Anblick bietet sich derzeit an der Krankenhausstraße. Hanf wächst hier im Verbund mit rund 20 verschiedenen Blühpflanzen, unter anderem mit Breitwegerich, Kümmel und Sonnenblumen, auf etwa 3000 Quadratmetern.
Ein Labyrinth aus verschiedenen Gängen ermöglicht den Zutritt und lädt zum Erkunden ein. Weitere Ideen, vor Ort auch Kinder für die Natur zu interessieren, stünden schon vor der Verwirklichung, hieß es beim Rundgang. Hans Bürger-Schuster hat hier bewusst auf Mais verzichtet. Das bringt zwar etwas weniger Energieertrag, dafür aber mehr für den Erhalt der Artenvielfalt, sagt er.
Florian Hötzelsberger war heuer mit seiner Saatmaschine viel unterwegs. 15 Kilometer Blühstreifen, drei, zum Teil auch sechs Meter breit, seien entlang von Maisfeldern im Landkreis vom Maschinen- und Betriebshilfsring Rosenheim ausgesät worden, so Hötzelsberger. Für den einzelnen Landwirt sei der Aufwand oft zu hoch, da helfe man gerne mit, betonte der Fachmann.
Auf einem weiteren Feld hat Bürger-Schuster einen anderen Weg gewählt. Hier hat er das Landkreis-Förderprogramm genutzt und als Unterpflanzung von Mais die „Durchwachsene Silphie“ angebaut. Dies spare ihm in den nächsten Jahren einige Arbeiten, da ihm die bis zu drei Meter an diesem, für den Einsatz größerer Maschinen eher problematischen Standort hohen Blütenpflanzen bis zu 15 Jahre Aussicht auf einen guten Ertrag ermöglichten.
Gespannt auf Silphies
Energiemenge
Dieser werde, so der Landwirt weiter, bei der Energiebilanz in der Biogasanlage nicht ganz so hoch ausfallen als mit Mais, dafür können wegfallende andere Kosten neben der Insektenfreundlichkeit positiv punkten.
Da im Raum Rosenheim noch keine längerfristigen Erfahrungen vorlägen, darf man auf die tatsächliche erwirtschaftete Energiemenge gespannt sein. „Sie soll bis zu 80 Prozent der vergleichbaren Maisertragsenergie betragen“, so Bürger-Schuster. Wie aber den Natur- und Artenschutz noch weiter voranbringen?
Der Teamgedanke stünde hier im Vordergrund, waren sich die Teilnehmer der Aktionswoche einig. Schuldzuweisungen, zu wenig oder nichts zu tun, ließen bei vielen Landwirten eher die Lust schwinden, sich beim Artenschutz verstärkt zu engagieren, betonten die Experten.
Dass man auch innerorts etwas für die Natur tun könne, wurde auf der gemeinsamen Besichtigungstour aber auch klar. Insgesamt auf mehr als 2000 Quadratmetern hat die Gemeinde Vogtareuth Flächen mit Blühpflanzen bestückt, unter anderem auch gegenüber dem Rathaus.