Kiefersfelden – Seit rund 26 Jahren ist die Kläranlage Kiefersfelden/Thiersee in Dauerbetrieb. Sie klärt das Wasser für circa 10000 Einwohner der Gemeinden Kiefersfelden und Thiersee (Tiroler Seite). Der reibungslose Betrieb der Anlage erfordert jedes Jahr Wartungs- und Sanierungsarbeiten. Laut Betriebsleiter Sepp Goldmann steht derzeit die Sanierung von einem der zwei Belebungsbecken auf der Agenda. Dazu musste „das Herzstück“ der Anlage – das komplette Becken – abgelassen werden, ehe im Zuge einer Inspektion die Sanierungsarbeiten festgelegt wurden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 70000 Euro.
Belebungsbecken
kann Ende nächster
Woche gefüllt werden
Die beiden Gemeinden Kiefersfelden und Thiersee teilen sich die Kosten der Gemeinschaftskläranlage entsprechend ihrer Einwohnerzahl (60:40) auf. Für die größere Gemeinde Kiefersfelden und für dessen Bürgermeister Hajo Gruber (UW) ist die Kläranlage „ein Musterbeispiel grenzüberschreitender und sinnvoller Zusammenarbeit“. Auch sei das Klärsystem umweltschonend und relativ kostengünstig, was die Betriebskosten „überschaubar“ halte.
Begonnen wurde mit der Inspektion bei den Beckenkronen. Danach folgten die Dehnungs- und Dichtungsfugen, die mit den Jahren porös geworden sind. Im unteren Beckenbereich waren vereinzelte „Ausblühungen“ von zwischenzeitlich angerostetem Baustahl zu entfernen. Im Anschluss wurde das große Becken auf weitere Schäden untersucht, die von einer Fachfirma in einer dreiwöchigen Reparaturphase behoben werden. Schon Ende der nächsten Woche kann dann das vollständig sanierte Belebungsbecken voraussichtlich wieder gefüllt werden. Goldmann hofft, dass es dann wieder „für die nächsten 30 Jahre hält“.
Mit seinen 1800 Kubikmetern Inhalt sei das Belebungsbecken der zentrale Bereich der Kläranlage, in dem das Abwasser aus Haushalten und Industrie zusammenfließe. Dort durchlaufe es eine „Drei-Stufen-Reinigung“, das verunreinigte Wasser werde dabei mechanisch, biologisch und letztlich auch chemisch gereinigt, erklärt Goldmann. Schon zu Anfang werde es zusätzlich mit Luft belebt, um die Mikroorganismen mit Sauerstoff zu versorgen und sie dadurch bei der Reinigung des Schmutzwassers zu unterstützen. Etwa 15 bis 18 Stunden bräuchten sie dazu. So lange verbleibe das Wasser im Belebungsbecken.
Danach werde es – zu 96 bis 98 Prozent gereinigt – über den Vorfluter dem Inn zugeführt. Die Reinigungsparameter seien auf das niedrigste Niveau erklärt, sagt Goldmann. Das heißt: Mit Inbetriebnahme der Anlage wurde der Reinigungsindex anhand des voraussichtlichen Eintrags vom Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim festgelegt.
Wird dieser Wert unterschritten, mindert sich die Abwasserabgabe erheblich. Überprüft werden diese Werte jährlich und unangemeldet von einem unabhängigen Sachverständigen, der vom Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt beauftragt wird, erläutert Goldmann.
So wurden im vergangenen Jahr 781405 Kubikmeter Schmutzwasser gereinigt. Dafür entstanden Betriebskosten (einschließlich Personalkosten) in Höhe von 929902 Euro. Dabei wurden auch über 40 Tonnen sogenanntes Rechengut aussortiert.
Das sind Dinge, die nicht in den Abwasserbereich gehören, wie beispielsweise Plastikbecher, Holz und Hygieneartikel. „Die Leute schmeißen scheinbar alles in die Toilette, was da nur reingeht“, vermutet der Betriebsleiter.
Die 40 notwendigen Großmülltonnen haben enorme Extrakosten bei der Entsorgung verursacht. An Energie wurden im gleichen Zeitraum 336000 Kilowattstunden Strom verbraucht, wovon knapp die Hälfte (165000 Kilowatt) mit der betriebseigenen Mikroturbine selbst erzeugt und ins Netz eingespeist wurden.
1973 Kubikmeter
Abwasser wurden in
24 Stunden gereinigt
Aktuell kontrolliert Goldmann mit seinen Mitarbeitern 40 Kilometer Kanal, zwölf Pumpstationen und die gesamte Kläranlage. „Uns geht die Arbeit nicht aus“, so der Betriebsleiter. Das geht auch aus einer aktuellen Erhebung hervor: Am 5. Juli zum Beispiel gab es in der Anlage einen Gesamteintrag von 1973 Kubikmetern Abwasser, die in 24 Stunden gereinigt worden sind. Dabei wurden 350 Kubikmeter Gase erzeugt, die mit der Mikroturbine verstromt wurden.
„Von den für die Klärung anfallenden 1200 Kilowattstunden Strom konnte fast die Hälfte von uns selbst eingespeist werden“, sagt Goldmann.