Obing – Feiertag in Obing: Die Ortsumfahrung wurde gestern nach drei Jahren Bauzeit freigegeben – von Bundesminister Andreas Scheuer persönlich. Er absolvierte auch die erste Fahrt. Das war jedoch nicht der einzige Höhepunkt beim Festakt, bei dem nicht Scheuer, sondern sein Vorgänger Dr. Peter Ramsauer, Vater des Projekts, im Vordergrund stand – und ein begehrtes Fahrzeug.
„Echtes
Herzensprojekt“
Für Ramsauer, dem früheren Bundesverkehrsminister, ist die Ortsumfahrung von Obing auf der B304 ein „echtes Herzensprojekt“, das ihn seit 2007 begleite. Diese Emotionen waren Ramsauer auch bei seinem Grußwort anzumerken, das er besonders an „seine Obinger Freunde“ richtete. „Es war am 11. Oktober 2007, als mir die Bürgerinitiative „Liebens- und lebenswertes Obing“ 2000 Unterschriften mit den Wünschen zu dieser Umgehung vor eurem Rathaus überbrachte. Damals hab ich versprochen, alles für diese Umfahrung zu tun. Und heute löse ich dieses Versprechen ein.“
Ramsauer betonte, dass „Andi Scheuer die Verfahrensbeschleunigung auf den Weg gebracht hat“. „Heute können wir Vollzug melden.“ Kritische Worte fand er für den langen Atem, den die Obinger benötigten. Über zehn Jahre mussten sie warten. „Wir wollen in Deutschland weltweit Geltung haben, da darf so ein langes Hinziehen nicht sein“, findet Ramsauer.
Dass in Südostbayern auch in Zukunft viel in die Verkehrsinfrastruktur investiert werde, würden Projekte wie der Aubergtunnel in Altenmarkt, aber auch die geplante Auflösung des Bahnübergangs Reitmehring und die Umfahrung von Trostberg zeigen. „Wir brauchen diese Strukturen im Nord-Süd-Verkehr.“
Die Feierstunde an der Umgehung, die eine Länge von 4,7 Kilometern hat und in die der Bund 16,5 Millionen Euro investierte, hatte der Leiter des Staatlichen Bauamts, Christian Rehm, eröffnet. Er dankte den beteiligten Ingenieurbüros und den beiden Baufirmen Hogger und Rädlinger. Er hob das Entgegenkommen der Grundstückseigentümer hervor. „Der gesamte Erwerb geschah auf freiwilliger Basis. Das ist bei Weitem nicht immer so.“ Rehm betonte an die Kritiker der Maßnahme gewandt: „Ich bin mir sicher, dass schnell erkannt wird, welche Wertigkeit diese Umfahrung für Obing hat.“ Besonders hob er die Verdienste seines Vorgängers im Amt, Sebald König, hervor. „Er ist eigentlich der „Vater des Projekts“.
Bundesminister Andreas Scheuer nannte Ramsauer den Motor der Umfahrung von Obing. An die Zuhörer gewandt betonte er: „Diese hier verbauten Gelder sind die Reinvestition Ihrer Steuergelder. Der Bund investierte in der letzten Zeit Rekordsummen in Bayern.“ Er freue sich, dass die veranschlagte Bauzeit um drei Monate habe verkürzt werden können. „Jetzt sind die täglichen 10000 Fahrzeuge durch Obing Geschichte.“
Die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer versicherte ihrem Kollegen vom Bund, dass die Gelder aus Berlin in Bayern gut angelegt seien. „Wir investieren nicht in die Straße, in die Schiene oder in die Schifffahrt, sondern in alle Verkehrswege.“ Schreyer betonte: „Wir stärken das Straßennetz und entlasten die Menschen.“ Sie hob auch die Vernunft der Bauwirtschaft in Corona-Zeiten hervor. „Es gab hier keine Ansteckungswellen. Alle haben ihren Job bestens gemacht.“
Traunsteins Landrat Siegfried Walch unterstrich: „Der ländliche Raum darf nicht abgehängt werden. Wir brauchen diese Investitionen. Heute sehen wir, dass die Gemeinde Obing einen unheimlichen Qualitätsgewinn durch die Umfahrung hat.“ Er betonte, dass die heimischen Qualitätsfirmen die Anbindungen brauchen würden. „Dieser Straßenbau ist notwendig, damit auch unser Nachwuchs seine Existenz im ländlichen Raum sichern kann.“ Obings Bürgermeister Sepp Huber freute sich über die Gäste aus der Bundes- und Landespolitik in der Gemeinde. Als Bürgermeister müsse man „jammern können, man muss Danke sagen und man muss zuhören können. Wir haben gehört, wo den Obinger Bürgern der Schuh drückt, wir haben gejammert über den Verkehr, und wir sagen heute Danke, besonders an Peter Ramsauer, denn dieses ist auch dein Werk“. Mit den besten Wünschen für allseits unfallfreie Fahrt ernannte Huber diesen 17. Juli 2020 zum Feiertag für die Gemeinde.
Zum Abschluss der Festlichkeiten trat noch ein Auto in den Mittelpunkt, das fast mehr Aufmerksamkeit auf sich zog als die neue Straße. Landrat Walch sowie der stellvertretende Regierungspräsident Walter Jonas waren fast nicht mehr vom Vehikel wegzubringen. Der Mercedes 300 aus dem Jahr 1959 gehört dem Obinger Fritz Freilinger. Der Spitzname dieses Autos ist „Adenauer“, denn der Altkanzler hat so einen Wagen gefahren.
Die Minister Scheuer und Schreyer durften im Oldtimer die Premierenfahrt durchführen. Welchen Schreck Freilinger bekommen hat, als sich Scheuer hinters Steuer setzte, können sich Oldtimerfans gut vorstellen. Aber der Eigentümer machte gute Miene und nahm im Fond Platz. Nach der Jungfernfahrt auf der Ortsumgehung wurde auf der noch verkehrsfreien Strecke mit den Politikvertretern diskutiert.