Frasdorf – Die beiden Frasdorfer Museen sind nach langer Corona-Pause wieder geöffnet. Rupert Wörndl, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Frasdorf, hat zusätzlich zu den Exponaten im Dorf- und im Höhlenmuseum mit alten Bildern aus dem reichen Fundus des Vereins eine kleine Bilderausstellung zum Thema „Bäuerliche Arbeiten zur Zeit unserer Großväter“ zusammengestellt.
Heuernte, Ochsen und Kühe als Zugtiere, Viehwirtschaft, Düngebetrieb, Feldbau sowie alles rund um Haus und Hof – all das zeigen diese Bilder. Sie führen seinem Betrachter vor Augen, wie sehr sich das bäuerliche Leben in den vergangenen 100 Jahren verändert hat. Maschinen gab es damals nicht, alles musste mit Menschenkraft und mithilfe von Zugtieren getan werden.
Arbeitende Menschen nur selten zu sehen
Auf großen Stelltafeln sind die großformatigen Fotos zum Leben in Frasdorf von der vorletzten Jahrhundertwende bis zum Eintreffen des ersten Bulldogs in den 50er-Jahren zusammengefasst. „Bilder, die die Menschen bei alltäglichen Arbeiten zeigen sind sehr selten; anscheinend haben sich die Leute geniert, in der Arbeitskleidung bei alltäglichen Arbeiten fotografiert zu werden“, berichtet Rupert Wörndl. Auch Fotoapparate seien laut dem Vereinsvorsitzenden selten und das dazugehörige Filmmaterial so teuer gewesen, dass man es als Fotograf nur ungern für einen Schnappschuss mit einem Ochsenfuhrwerk, einem Bauern beim Dengeln oder einer Bäuerin am Spinnrad verschwendete. Die Bürger hätten damals keinen Fotoapparat gehabt, fast alle frühen Fotografien aus der Region seien daher Aufnahmen aus den Fotoateliers der Priener oder Rosenheimer Fotografen.
Deswegen sind Fotografien von Männern, Frauen und Kindern im „guten Gewand“ recht häufig. „Zu allen Festen, wie Hochzeit, Kommunion oder Firmung, ließ man sich gerne ablichten, aber eben vorwiegend bei den Berufsfotografen“, so Wörndl. Erst die ersten Sommerfrischler und die KdF-Urlauber (Anmerk. d. Red.: Die nationalsozialistische Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ war gemeinsam mit dem Amt für Reisen, Wandern und Urlaub der größte Reiseveranstalter der NS-Zeit) in den 1930er- Jahren hätten handliche Fotoapparate, wie die Leica, dabeigehabt und wären nicht mehr auf Glasplatten als Filmmaterial angewiesen gewesen. „Sie machten dann auch Bilder aus dem Alltagsleben der Menschen im Chiemgau und übersandten ihren Gastgebern die Abzüge nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub als kleines Dankeschön und zur Erinnerung“, erklärt Wörndl. Meist versahen sie sie auch noch mit einer Widmung, einem Aufnahmedatum oder den Namen der abgebildeten Personen. So könnten fast alle ausgestellten Bilder genau auf die einzelnen Höfe in der Gemeinde und auf die dargestellten Personen zugeordnet werden.
Im Eingangsbereich erinnern mehrere Tafeln an die große Bauernehrung von 1937. Nach Rimsting (1935), Hittenkirchen, Mauerkirchen und Greimharting war Frasdorf der fünfte Ort in der Region, in dem diese Altbauernehrung durchgeführt wurde. 30 Frasdorfer Bauern erhielten damals eine große Ehrenurkunde, in der alle bisherigen Hofbesitzer mit ihren Lebensdaten eingetragen waren.
Bedingung für diese Ehrung war, dass sich der Hof mindestens 200 Jahre im Familienbesitz befand. Am weitesten konnten die Bewohner des Hamberger-Hofes in Ruckerting ihre Vorfahren bis 1603 nachweisen, gefolgt vom Karl in Pfannstiel (1607) und vom Mitterbichler in Mitterbicht (1609).