Fischbach – Bereits vor rund 600 Jahren wurde Fischbach am Inn die „Bergfreyheiten“ verliehen um dort Silbererze abzubauen, das in der Wolfsschlucht gefunden wurde. Noch heute sind Relikte der bergmännischen Tätigkeiten in der Wolfsschlucht zu sehen. Auf dem Weg zu den nahe gelegen Wasserfällen sind zwei Erdlöcher an einer Felswand zu erkennen.
Es wird wohl nicht lange gedauert haben, bis Händler und Schiffleute die Geschichte der Magd Gertraud Kandler aus Schwaz auch in Fischbach oder Rosenheim erzählt haben. Die Magd will um 1409 beobachtet haben, wie ein Stier mit seinen Hörnern silberglänzendes Gestein im Erdreich aufgewühlt haben soll und dabei Silbererze freigelegt hat. So erzählt man sich zumindest die Geschichte von der Wiederentdeckung des Silbererzes im Raum Schwaz. Hier sollte später das größte mittelalterliche Industriegebiet Europas mit hunderten Bergwerken entstehen.
Bürger aus
München vor Ort
Aussichtsreich soll eine Erzader in der Wolfsschlucht in Fischbach, Gemeinde Flintsbach, gewesen sein. So kam es, dass am „Samstag vor Georgi 1426 die ,Bergfreyheiten‘ zu Fischbach, im Gericht Aurburg, von den Herzogen Ernst und Wilhelm zu München gegeben“ wurden, wie es in der „Sammlung des baierischen Bergrechtes 1764“ beschrieben wurde. Im Oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte sind die Namen der handelnden Personen erhalten geblieben: Genannt sind Meister Konrad Prandthawer, Hanns Stupf und Hansen Tichtl. Es hat sich demnach um Bürger aus München gehandelt. Hanns Stupf war Herzog Albrechts Rentmeister und Hans Tichtl gehörte zur alteingesessenen Oberschicht Münchens.
Zu dieser Zeit wurde im Raum Flintsbach nicht nur nach Erzen gesucht, sondern bereits Gestein abgebaut. So heißt es im Oberbayerischen Archiv: „Aber nicht allein Stein wurde aus der Flintsbacher Gemarkung gebrochen, sondern selbst nach den Metallen wurden die Eingeweide der Erde durchforscht“.
Erzgänge zu entdecken, erforderte geologische und botanische Kenntnisse und ein gutes Auge, um einen „Ausbiss“ (so bezeichnen die Bergleute eine Lagerstätte, die an der Erdoberfläche zutage tritt) zu erkennen. Bergfachleute, die ihr Handwerk verstanden, kamen damals als „Gastarbeiter“ aus Südtirol in die Region.
Da für die heimische Bevölkerung diese Gastarbeiter aus Richtung Venedig kamen, gab sie ihnen den Namen: „Venedigermandl“.
Meist begannen ihre Erkundigungen an Bächen, wo sie im Sediment des Bachbetts nach Mineralien suchten. Auf einen geologischen Hinweis, der heute noch sichtbar ist, stieß man in der Fischbacher Wolfsschlucht. Oberhalb des unteren Zugangs ist eine Verwerfung erkennbar. Bei der Bergfaltung ist offenbar eine andere Gesteinsschicht zutage getreten, die Erze und Mineralien mit sich geführt haben könnte. Grund genug, einen Stollen anzuschlagen. Allerdings hatten die Bergkundigen, auch „Prospektoren“ genannt, weder die finanziellen Mittel noch die Rechte, hier bergmännisch tätig zu werden. Nun kamen die im Jahr 1426 urkundlich erwähnten Gewerke ins Spiel, denen die „Bergfreyheiten“ von den Landesherren verliehen wurden.
Stollen führen
nicht weit ins Innere
Ob es sich bei den Stollenmundlöchern tatsächlich um den erwähnten Bergbau von 1426 handelt, ist allerdings nicht gewiss.
Hierzu berichtet das „Oberbayerische Archiv für vaterländische Geschichte (Band 32, 1872-1873): „Wo dieses Bergwerk betrieben wurde, ob in den Kalkfelsen des Madron und Riesenberges, oder, was wahrscheinlicher ist, gegen den Wildbaren, konnte ich nicht erforschen, da sich keine Kunde von Stollen oder Schachten erhalten hat. Im Turm der Burg Falkenstein soll es aber einstmals ein Wandgemälde gegeben haben, „welches verschiedene Momente des Bergbaus veranschaulicht“.
Falls es sich tatsächlich um das Bergwerk von 1426 handeln sollte, dann war den Gewerken das Bergglück nicht hold: Die Stollen führen nur wenige Meter in den Berg, bis offenbar die Erzader im Berg verschwand.