„24/7-Aufgabe, aber auch Berufung“

von Redaktion

100 Tage im Amt Christian Glas (Freie Bürger), Bürgermeister von Eggstätt

Eggstätt – Christian Glas (Freie Bürger) ist seit 1. Mai Bürgermeister von Eggstätt. Im Wahlkampf versprach er, sich mit voller Tatkraft für die Zukunft Eggstätts einzubringen. Doch Corona bremste nicht nur die Amtsübernahme, sondern auch das Leben selbst in der knapp 3000-Einwohner-Gemeinde am Hartsee. Wie er die Corona-Zeit erlebt hat, was seine Familie zu seiner neuen Position sagt und welche Ziele ihn umtreiben, berichtet er im Interview mit den Heimatzeitungen.

Haben Sie sich schon in Ihrer Rolle als Bürgermeister eingelebt? Ihr Wahlkampfmotto war ja „machen statt wollen“.

Ich bin seit 30 Jahren Gemeinderat, war schon Dritter und Zweiter Bürgermeister und habe im vergangenen Jahr Bürgermeister Schartner während dessen Erkrankung vertreten dürfen. Von daher waren mir gewisse Abläufe vertraut. Nun darf ich mich täglich den Sorgen, Wünschen und Erwartungen der Eggstätter Bürger stellen und es macht mir Freude. Mein Motto war schon immer: „Nicht lang reden, sondern machen.“ Dazu gehört natürlich zum einen die rechtliche und finanzielle Absicherung, aber auch das gute Verhältnis zum Gemeinderat und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung.

Wie haben Sie Ihren Amtsantritt in der Corona-Krise erlebt?

Anfangs fielen viele Abendtermine weg, so konnte ich mich auf anstehende Dinge konzentrieren und in Themen einarbeiten. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir in Eggstätt 23 Fälle hatten. Aber Gott sei Dank seit einigen Wochen keinen einzigen Fall mehr.

Im Wahlkampf haben Sie sich unter anderem für eine Bürgerhilfe-Initiative eingesetzt und mit dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ geworben. Haben Sie hier schon erste Erfolge erzielen können?

Die Gemeinde Rimsting war hier für mich Vorbild, und auf lange Sicht will ich da noch mehr erreichen. Als Corona anfing, zeigte sich schnell, dass Nachbarschaftshilfe bei uns auch so gut funktioniert. Wir hatten über 40 Helfer, die sich für Botengänge, Fahrten angeboten haben, die Damen der christlichen Frauenbewegung nähten über 500 Masken und spendeten über 2055 Euro in unseren Sozialfonds. Demnächst starten wir wieder unser Bürgertelefon. Solche Dinge, dieser Zusammenhalt, das macht mich als Bürgermeister stolz.

Was sind Ihre vorrangigen Ziele?

Da gibt es vieles. Zum Beispiel die energetische Schulhaussanierung. Hier wollen wir den Ausbau des digitalen Klassenzimmers forcieren, damit die Arbeiten Hand in Hand gehen. Dann steht der Kindergarten-Neubau an. Da bewerten wir augenblicklich die vorliegenden Standorte mit der Planungsgruppe. Genauso auf dem Plan ist der Ausbau des ÖPNV. Zudem wollen wir das IST-MOBIL-Projekt voranbringen, den Ausbau des Radweges nach Weisham, den Umbau der Umkleide im Sportheim, und wir haben fünf Bebauungspläne zur Nachverdichtung am Laufen. Daneben ist da noch meine Zukunftsvision: Wohnungen für Einheimische, für junge Familien und für Senioren.

Was erwarten Sie sich von den kommenden sechs Jahren?

Da altersbedingt nur eine Amtsperiode vor mir liegt, packe ich jetzt tatkräftig an. Ich will mein Amt und die Gemeinde in sechs Jahren geordnet übergeben.

Eine persönliche Frage zum Abschluss: Sie sind vierfacher Vater und sechsfacher Großvater. Was sagt Ihre Familie zu Ihrem Bürgermeister-Beruf? Und wie geht es mit Ihren vielen Ehrenämtern weiter?

Die Entscheidung, mich für die Wahl zum Bürgermeister aufstellen zu lassen, war ein langer Prozess. Das haben wir in der Familie besprochen und ich habe mir das Einverständnis geholt. Nun werde ich mich auf dieses Amt konzentrieren, und teils aus Altersgründen, teils aus Mangel an Zeit werde ich mich bei den First Respondern, der Freiwilligen Feuerwehr und dem PSNVE (Anmerk. der Red.: Psychosoziale Notfallversorgung für Einsatzkräfte ist ein Dienst, den Christian Glas vor gut 15 Jahren initiierte und dort auch jahrelang als Sprecher der PSNVE für Stadt und Landreis Rosenheim tätig war) zurückziehen. Das ist einerseits schade, denn ich habe mich überall gern engagiert, aber andererseits sind jetzt die Jüngeren dran und ich darf ja Bürgermeister sein. Und das ist Aufgabe genug.

Interview: Elisabeth Kirchner

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