Bad Endorf – Zusammenhelfen und gemeinsam anpacken lernte Alois Loferer (CSU) schon früh auf dem familiären Bauernhof, auf dem er aufgewachsen ist. Seit seinem Amtsantritt am 1. Mai als Bürgermeister in Bad Endorf gilt sein Engagement der Markgemeinde. Wie es ihm in den ersten 100 Tagen im Amt ergangen ist, berichtet er im Interview.
Herr Loferer, die ersten 100 Tage im Amt liegen hinter Ihnen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es waren intensive, arbeitsreiche Wochen. Ein ständiger Dialog mit einer Vielzahl an Menschen. Als der Neue wurde ich im Rathaus gut aufgenommen. Ich bin froh, dort ein Team kennengelernt zu haben, das zielorientiert, aufgeschlossen und umsichtig arbeitet. Die konstruktiv-sachliche und freundliche Arbeitsatmosphäre im Marktgemeinderat schätze ich sehr. Nur unter diesen Voraussetzungen konnten bisher 13 Sitzungen des Plenums und seiner Ausschüsse absolviert werden. Neben wichtigen Beschlüssen haben wir auch viele informative Grundlagen für die kommenden Jahre erarbeitet. Trotzdem begleitet mich manchmal Ungeduld, greifbare Ergebnisse feststellen und Vorgänge abschließen zu können. Alles in allem erfüllt mich meine neue Aufgabe mit großer Freude.
Welche Projekte Ihrer Vorgängerin möchten Sie weiterführen und was wollen Sie in Bad Endorf umsetzen?
Alle geplanten baulichen Projekte der vergangenen Jahre müssen vorangetrieben werden. Unter anderem für Schule, Kindergarten, Ortsentwicklung auf Basis des ISEK und den Kreisverkehr am Kirchplatz habe ich mich schon als Gemeinderat intensiv eingebracht. Dazu kommt noch als Dauerbrenner die Sanierung maroder und die Ergänzung fehlender Infrastruktur, wie Radwege, Straßen und Kanalnetz sowie die gemeindliche Wasserversorgung in den Ortsteilen. Alles auf einmal geht nicht, daher brauchen wir einen Investitionsplan, Förderzusagen und Konzepte unter Mithilfe der Anlieger.
Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?
Der Druck auf dem Wohnungsmarkt ist enorm. Hier ist ein guter Mix an Angeboten unterschiedlicher Preisklassen, Größen und Formen nötig. Die Entwicklung der innerörtlichen Brachflächen steht ganz oben auf der Agenda. Bauland für Einheimische ist ein Stichwort, auch wenn dieses Modell an preisbedingte Grenzen stoßen wird. Vielleicht wird das zukünftig eher Wohneigentum für Einheimische werden müssen. Jedenfalls ist langsames, gesundes Wachstum das Ziel. Eine zuzugsbedingte Bevölkerungsexplosion müssen wir vermeiden. Sonst hinken wir in der Infrastruktur wieder hinterher. Bei allen Entwicklungen dürfen wir die Energiewende nicht vergessen. Bad Endorf war in den 90er- Jahren Vorreiter in nachhaltiger Energieversorgung. Hier müssen wir wieder hin.
Stichpunkt Ortsentwicklung: Wie sieht es in Sachen Verkehrschaos aus?
Wir haben in den vergangenen Jahren mit ISEK und Masterplan unsere Hausaufgaben für das Modellvorhaben „innerörtliche Verkehrslösung statt großräumiger Umgehung“ gemacht. Ein versiertes Planungsteam hat uns dabei geholfen. Konsens in den Gemeinderatsfraktionen und in den Ergebnissen der Bürgerbeteiligung stärken das Konzept. Starten wollen wir mit dem Kreisverkehr am Kirchplatz. Das gesamte Vorhaben ist grundsätzlich ein städtebauliches Projekt. Es hat viel mit Dorferneuerung zu tun. Ziel ist die Stärkung unseres Ortszentrums als Ganzes mit deutlich mehr Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radler.
Wie wollen Sie das schaffen?
Das Raumgefüge muss sich verändern. Dominieren sollen Gebäude, Vorbereiche und Grünzonen. Die eigentliche Fahrbahn wird ihrer derzeitigen Dominanz enthoben. Bevor die Umsetzungsplanung mit den vielen Anliegergesprächen startet, brauchen wir endlich klare Rahmenbedingungen und Zusagen der Ministerien und nachfolgenden Behörden. Wie soll ich als Bürgermeister für Akzeptanz des Vorhabens werben, wenn kein einziger Punkt unserer Planungen, noch nicht einmal das Tempo 30, klar unterstützt wird? Überspitzt möchte ich sagen, es geht um mehr als die verkehrliche Optimierung unseres „Todesstreifens“ am Kirchplatz. Es geht um die Zukunft von Bad Endorf.
Der Bau der Mittelschule und des Kindergartens sind voll im Gange. Wie sehr macht sich Corona da in der Haushaltskasse bemerkbar?
Die Finanzierung des Kindergartens und der bis zu dessen Fertigstellung benötigten „Almhütte“ für zwei weitere Gruppen ist gesichert. Beim Schulprojekt laufen gerade die Vergabeverfahren für das Planungsteam aus Architekten und Fachingenieuren. Es umfasst auch die Grundschule mit Hort. Ende des Jahres wird mit der Entwurfsplanung begonnen. Das Projekt ist eine finanzielle Herausforderung für die Gemeinde. Umso mehr freut es mich, dass die im Mittelschulverband organisierten Nachbargemeinden hinter Bad Endorf stehen und das gemeinsame Finanzierungsmodell befürworten. Das zweite Quartal liegt bei den Steuereinnahmen erfreulicherweise in oder leicht über den im Haushalt gesenkten Erwartungen. Unsere breit gefächerte Gewerbestruktur ist offenbar krisenresistent. Wir müssen noch nicht gegensteuern. Die Krise ist aber nicht vorbei. Es wäre töricht, sich in Sicherheit zu wiegen.
Wie wichtig ist das Thema Digitalisierung und digitale Ausstattung für Sie und wie wird es beim Schulneubau berücksichtigt?
Ich schätze persönliche Gespräche und mag, geprägt durch meine Architektenausbildung, Papier und Stift sehr. Jedoch bin ich ein großer Befürworter der Digitalisierung. Corona hat hier in vielen Bereichen eine Beschleunigung erzwungen. Selbstverständlicher wird zum Medieneinsatz gegriffen. Das werden wir auch im Rathaus ausbauen. Je sinnvoller der Medieneinsatz in den Schulen vermittelt wird, desto besser kommen wir zukünftig alle damit zurecht. Deshalb werden Förderprogramme zur Digitalisierung in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen konsequent schon jetzt genutzt. Die Mittelschule bekommt noch im Sommer Tabletkoffer für den mobilen Einsatz in den Klassen. Anschaffungen von zum Beispiel Tafelsystemen werden so getätigt, dass sie im Neubau integriert werden können, der wiederum ein perfektes EDV-Netzwerk erhalten wird.
Die Sommerferien haben schon angefangen: Machen Sie in Zeiten von Corona Urlaub? Wenn ja, wo geht es hin?
Selbstverständlich braucht ein Bürgermeister Erholung, als Vater von zwei Kindern idealerweise in den Schul- und Kindergartenferien. Ich freue mich auf die Zeit mit der Familie. Corona veranlasst uns, eher den heimischen Gefilden treu zu bleiben. Badeurlaub an unseren Seen, Bergabenteuer in der Nähe, Radtouren in der Region und vielleicht der ein oder andere spontane Ausflug zum Donaudurchbruch, an den Bodensee oder andere attraktive Ziele in unserem Freistaat. Dazwischen zum sportlichen Ausgleich ein bisschen Waldarbeit – das klingt nach schönen Ferien.
Interview: Tina Blum