Ein Spezialist in Sachen historische Instrumente

von Redaktion

Nußdorfer Orgelbauer Alois Linder ist ein gefragter Fachmann im In- und Ausland

Nußdorf – Die Sanierung historischer Orgeln gehört zu den Spezialgebieten der im Jahr 1992 gegründeten Nußdorfer Orgelbau- und Restaurierungswerkstatt von Alois Linder. Seither erhielt die Werkstatt zahlreiche Aufträge aus dem In- und Ausland. Derzeit betreut die Werkstatt sechs Projekte, davon drei Restaurierungen und drei Neubauten, vier von ihnen in Österreich und zwei in unserer Region, in Vogtareuth und Oberteisendorf.

Aktuellstes Projekt ist die Orgel der Wallfahrtskirche St. Antonius in Rietz. „Unsere Restaurierungsarbeiten beginnen immer mit einer gewissenhaften Bestandsaufnahme des Instrumentes und dem sorgfältigen Studium der Archive. Oft kann erst durch die Kenntnis der Archivalien ein schlüssiges Restaurierungskonzept erstellt werden“, beschreibt Alois Linder die ersten Aufgaben für eine erfolgreiche Restaurierung. Die Orgel der Antoniuskirche (auch Rietzer Orgel genannt) ist ein bedeutendes historisches Instrument in Tirol und wurde 1739 durch den berühmten Orgelbauer Andreas Jäger aus Füssen gebaut. 1871 wurde sie durch den Tiroler Orgelbauer Franz Weber in die Antoniuskirche versetzt. „Dabei wurde der Tonumfang der Orgel erweitert und das Pfeifenwerk verändert. Später wurde dann die Traktur umgehängt, um eine tiefere Stimmung der Orgel zu erreichen“, erklärt Orgelbaumeister und Restaurator Alois Linder, der Diplomingenieur (FH) für Holztechnik ist.

Wichtig ist die
Qualität der
Materialien

Durch seine Erfahrungen bei der Restaurierung solcher historischer Instrumente weiß er, dass Klangqualität und Lebensdauer von der Qualität der Materialien, der handwerklichen Verarbeitung und der Wartungsfreundlichkeit abhängt. „Mit unserem kleinen Team von gut ausgebildeten und engagierten Fachleuten schaffen wir es, diese Voraussetzungen zu erfüllen“, sagt der Chef des neunköpfigen Teams, zu dem auch seine Frau Ursula gehört.

Bereits im Oktober 2019 wurde die historische Orgel abgebaut und über den Winter in der Nußdorfer Werkstatt restauriert.

Eigentlich sollten die Orgelteile bereits im Frühjahr wieder nach Rietz gebracht werden, bedingt durch die Corona-Krise verschoben sich jedoch alle Pläne und es war erst in den letzten Wochen möglich, wieder nach Tirol zu fahren und die Orgel einzubauen. Bei den jetzigen Restaurierungsarbeiten musste der historische Zustand wiederhergestellt werden.

Die Pfeifen wurden restauriert und ergänzt, die silbernen Prospektpfeifen neu gebaut. Die vielen Holzpfeifen mussten abgedichtet und repariert, zum Teil ersetzt werden. Alle beweglichen Teile der Mechanik zwischen Taste und Pfeife wurden restauriert und die Lagerstellen nachgearbeitet.

Außerdem bereitete ihm ein kleiner ungebetener Gast Kopfzerbrechen: Weil der Holzwurm an verschiedenen Stellen Löcher gebohrt hatte, waren einzelne Bauteile nicht mehr dicht, sodass bei manchen Tönen gleich der Nachbarton leise mitspielte.

„Sehr arbeitsaufwendig und schwierig gestaltete sich die Restaurierung der Manualwindlade, die die Luft aus dem Blasebalg gleichmäßig auf die Orgelpfeifen verteilt, da diese sehr stark vom Holzwurm befallen war. Es war sogar zu befürchten, dass die Rahmen der Windlade so geschwächt sind, dass sie das Gewicht der Pfeifen auf Dauer nicht mehr tragen könnten“, schildert der Orgelbaumeister seine Arbeit. Die Windlade wurde deshalb sehr aufwendig gefestigt und alle Bohrlöcher des Holzwurmes ausgespritzt. Zuletzt wurden alle Lederteile erneuert, um eine ausreichende Dichtigkeit zu erreichen. Nachdem in den letzten Wochen nun die ersten der neuen Prospektpfeifen von den Spezialisten der Fa. Linder eingebaut wurden, kann die Intonation und Stimmung beginnen, damit die Orgel bald wieder festlich erklingen kann.

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