„Planung aus dem letzten Jahrtausend“

von Redaktion

Bürgerinitiativen protestieren in Umrathshausen gegen den Ausbau der A8

Frasdorf – Rund 100 Teilnehmer folgten dem Aufruf der Bürgerinitiativen von Bernau, Siegsdorf, Rohrdorf und Aschau zur Demonstration gegen den Vollausbau der A8, die zwischen Achenmühle und Bernauer Berg auf einer Strecke von zehn Kilometern von vier auf sechs Spuren erweitert werden soll (wir berichteten). Kritisiert wurden vor allem die hohen Kosten, der Flächenverbrauch und die Naturzerstörung. Die Planung sei aus dem letzten Jahrtausend, waren sich die Teilnehmer einig.

Kritik an
der Dimension

Nachdem man längere Zeit nichts mehr von den Bürgerinitiativen gehört hatte und die Frasdorfer Bürgerinitiative mit ihren großen Erfolgen beim Erreichen des Schallschutzes und der Einhausung für das Dorf sehr zufrieden war, nutzten die vier anderen Bürgerinitiativen zwischen Rohrdorf und Siegsdorf die Gelegenheit, sich im Rahmen der Tektur des Planfeststellungsverfahrens in Erinnerung zu bringen.

Dabei ließen sie außer Acht, dass keineswegs das ganze Vorhaben „Autobahnausbau“ wieder auf dem Prüfstand war, sondern – wie berichtet – lediglich die zuletzt geänderten Punkte in der Tekturplanung. Doch alle Redner taten so, als ließe sich das gesamte Vorhaben durch gezielte Proteste verhindern. Alle Gegner kritisieren vor allem die Dimension des geplanten Autobahnausbaus. Die Gemeinderätin der Grünen, Professorin Dr. Edda Weimann aus Aschau, forderte den Stopp der Planungen. Sie hat eine Online-Petition mit dem Titel „Stoppt das A8-Monster: Keine Zerstörung des Chiemgaus!“ gestartet und rief die Demonstranten dazu auf, sich in diese Listen einzutragen. 10000 Unterschriften seien das Ziel dieser Petition. Der Ausbau der Bundesautobahn A8 sei in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen. Der Ausbau und die Planung würden dem Pariser Klimaschutzabkommen, der Klimaschutz-Offensive der bayerischen Staatsregierung und dem Artenschutz widersprechen, denn unter anderem seien zehn Natur- und Wasserschutzgebiete von dem Ausbau betroffen, heißt es in der Online-Petition. Zusammen mit dem Bau des Brenner-Nordzulaufs bedeute dies den Verkehrskollaps in Oberbayern, heißt es weiter. Die Gelder, die durch einen Ausbau mit lediglich zwei nicht zuschaltbaren Standstreifen in Kombination mit einem Tempolimit eingespart würden, könnten vom Staat viel sinnvoller eingesetzt werden. Lärm, Staus, Luftverschmutzung und Unfallgefahren würden damit minimiert. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis eines Vollausbaus sei demgegenüber denkbar schlecht. Die Gelder sollten daher besser für die dringend notwendige Mobilitätswende verwendet werden.

Für den Abschnitt Achenmühle-Bernauer Berg läuft das Anhörungsverfahren der Regierung von Oberbayern und noch bis zum 3. September können Einwendungen eingereicht werden.

Im zweiten Abschnitt soll die A8 zwischen Achenmühle, Gemeinde Rohrdorf und Bernauer Berg auf etwa zehn Kilometern Länge von vier auf sechs Spuren plus zwei Standstreifen erweitert werden.

„Ihr werdet Frasdorf nach dem Bau nicht wiedererkennen“, prophezeite Josef Stein, der 18 Jahre lang im Frasdorfer Gemeinderat saß. Er und die anderen Redner kritisierten Flächenverbrauch, Zerstörung von Feuchtbiotopen, Lärmzunahmen, Dauerbaustellen im ganzen Chiemgau und die immensen Kosten des Ausbaus..

„Prognosen
sind überzogen“

Die Bürgerinitiativen beklagen auch, dass für den Ausbau zu viel Fläche verbraucht würde, zum Nachteil für die Natur und die Landwirtschaft. „Die Planungen stammen aus dem letzten Jahrtausend, sie müssten überarbeitet und an die jetzigen Gegebenheiten angepasst werden“, so Edda Weimann.

Ihrer Ansicht nach seien die Prognosen für den künftigen Verkehr auf der A8 überzogen und würden nahe gelegene Fernstraßen oder eine ertüchtigte Bahn nicht ausreichend berücksichtigen. Auch bei den Plänen für die Entwässerung gebe es Bedenken, weil das angrenzende Wasserschutzgebiet verunreinigt werden könnte. Der Kreisverband der Grünen im Landkreis Rosenheim setze sich für eine Erweiterung der A8 um lediglich zwei Standspuren ein.

Artikel 4 von 11