Mäßige Ernte im Apfeldorf

von Redaktion

Bad Feilnbachs Obstbauern sichern ihre Existenz durch mehrere Standbeine

Bad Feilnbach – Die Apfelernte hat begonnen. Auf mehr als 1200 Hektar gedeihen in Bayern jährlich etwa 35000 Tonnen der Frucht. „In diesem Jahr rechnen wir in unseren großen Anbaugebieten am Bodensee und in Franken mit einer durchschnittlichen Ernte und im Streuobstbereich sogar mit einer sehr guten“, sagt Franziska Rintisch vom Referat Obst- und Gartenbau des Bayerischen Bauernverbandes. Anders sieht es in Bayerns schönstem Apfeldorf, Bad Feilnbach, aus. Hier wird mit einer durchschnittlichen, wenn nicht sogar schlechten Apfelernte gerechnet.

Folgen der Spätfröste im April und Mai

Dabei gedeihen in Bad Feilnbach durch seine nährstoffreichen Böden, die von den Bergen geschützte Lage und das milde Klima die mehr als 30000 Obstbäume eigentlich prächtig. In diesem Jahr aber haben Spätfröste Ende April und Mitte Mai nicht nur die Blüte, sondern auch die Nachblüte zerstört. Davon betroffen sind neben Kirschen, Wildzwetschgen und Mirabellen vor allem Äpfel. „Ich schätze, dass wir etwa 60 Prozent weniger Äpfel ernten als in einem normalen Jahr“, blickt Michael Litzlfelder junior auf die Streuobstwiesen, die er gemeinsam mit seinem Vater und dem Großvater bewirtschaftet. In dieser Woche hat die Ernte begonnen. Jetzt sind Jakob Fischer, Pfirsichroter Sommerapfel, Transparent und Jakob Lebel reif. Bis Mitte Oktober werden etwa 60 weitere Apfelsorten mit einer großen geschmacklichen Vielfalt folgen. Verkauft werden die Früchte im eigenen Hofladen. Wie die Familie den Ernteausfall abfedern kann? „Wir betreiben unseren Obsthof und die Brennerei nur im Nebenwerb“, erklärt Litzlfelder. Zur Landwirtschaft gehört auch ein Milchviehbetrieb mit 40 Kühen und Jungviehaufzucht.

Mehrere Standbeine hat auch der Bad Feilnbacher Wachingerhof. Dazu zählt neben dem Obstbau und der Brennerei auch eine kleine Biolandwirtschaft. Brachte die Corona-Pandemie im März, April und Mai den „Urlaub auf dem Bauernhof“ zum Erliegen, ist jetzt Hochsaison bei Familie Eder. „Die Nachfrage ist groß, man merkt, dass in diesem Jahr viele Urlauber in der Heimat bleiben“, blickt Christian Eder auf die gut gebuchten Ferienwohnungen. Bis Mitte Oktober wird auf dem Wachingerhof Obst geerntet. „Der Ertrag ist in diesem Jahr mittelmäßig“, schätzt Eder ein. „Ab November wird wieder gebrannt“, freut er sich und hofft, dass die Bad Feilnbacher Obstbrenner im nächsten Jahr wieder zur traditionellen Hofführung mit Verkostung „Bad Feilnbach brennt“ einladen können. Auch der Apfelmarkt fällt coronabedingt aus (wir berichteten). „Doch unsere Stammkunden aus dem ganzen Landkreis und München wissen schon, wo sie uns Obstbauern und Brenner finden“, ist Eder zuversichtlich.

Dankbar für Regen und keinen Hagel

„Man muss zufrieden sein“, sagt auch Gerti Seebacher, die Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Feilnbach-Wiechs-Litzldorf. „Die Obstbäume müssen die trockenen Jahre erst einmal ausleben. Wir können dankbar sein, dass es in diesem Jahr so viel geregnet hat, und wir keine Hagelschäden zu beklagen haben.“ Das Echo aus dem Verein sei unterschiedlich. Die einen seien mit dem Fruchtbehang ganz zufrieden, bei anderen wiederum wachse wenig. „Bei uns sind die frühen Äpfel nicht so üppig gewesen, dafür tragen die späten Sorten ganz gut“, schätzt Seebacher ihren eigenen Obstgarten ein. Auch der Meisterhof steht auf mehreren Standbeinen: Viehwirtschaft, Obstanbau, Brennerei und Lohnmosterei. „Das Angebot, aus eigenen Äpfeln, Birnen und Quitten Saft pressen zu lassen, wird gut angenommen“, ist Seebacher zufrieden. Überhaupt beobachtet sie bei den Verbrauchern einen Trend zu mehr Regionalität.

Verkauf ab Hof und auf Regionalmarkt

In diesem Jahr bieten die Obstbauern ihre Früchte vor allem in ihren Hofläden an. Der Apfelmarkt am zweiten Oktoberwochenende muss aufgrund der Corona-Pandemie entfallen. Dafür sollen die Regionalmärkte stärker für den Verkauf regionalen Obstes genutzt werden. Offiziell eröffnet wird die Erntesaison im Apfeldorf auf dem Regionalmarkt am Samstag, 5. September, im Ortszentrum von Bad Feilnbach.

Wie Ute Preibisch, Kur- und Tourismusleiterin in Bad Feilnbach betont, sind die heimischen Landwirte sehr willkommen, an den kommenden Terminen – an den Samstagen 5. September und 10. Oktober – ihr Obst dort zu verkaufen. „Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie sich bei uns melden würden.“ Der Markt findet jeweils von 8 bis 14 Uhr im Bereich vor dem Rathaus statt und bietet Waren, die aus regionaler Bio-Landwirtschaft stammen. „So werden lange Transportwege vermieden, der Verpackungswahn auf ein Minimum reduziert und das Geld bleibt in der Region“, wirbt die Gemeinde.

Artikel 7 von 11