Pfaffenhofener kürzen ihren Maibaum

von Redaktion

Tannen-Blättling schädigt Stamm – Ortsvereine starten ungewöhnliche Aktion

Schechen – Ein Schwammerl sorgte im Ortsteil Pfaffenhofen für eine gemeinschaftliche Trotzreaktion. Das Schwammerl, ein Tannen-Blättling saß unpassenderweise am Fuß des Maibaums. Maibaum mit großem Fest aufstellen, sich fünf Jahre daran erfreuen und dann den nächsten aufstellen? So einfach ist es nicht. Es gilt die Verkehrssicherungspflicht, das heißt, ein einmal aufgestellter Maibaum muss jährlich auf seine Standsicherheit getestet werden. Ab dem dritten Jahr ist diese Kontrolle dann nur noch durch einen öffentlich bestellten Sachverständigen zulässig.

Der Rat des
Sachverständigen

Im Mai 2020 teilt der Sachverständige beim gut dreijährigen Maibaum in Pfaffenhofen mit, dass ein Tannen-Blättling in den untersten 70 Zentimetern des Baumes vorhanden ist. Auf die Frage, was man da jetzt machen könne, antwortet der Sachverständige: „Schneidts hoid unten oan Meter weg“. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass die Pfaffenhofener Ortsvereine diesen süffisanten Rat auch in die Tat umsetzen werden, amüsiert sich Bürgermeister Stefan Adam noch im Nachhinein.

Und so standen Vertreter von Feuerwehr, Veteranenverein, Trachtenverein, Bulldogclub, Landjugend und Schützenverein mit einem Autokran der Firma BKL aus Schechen und einer Arbeitsbühne des Malerbetriebs Rolle aus Deutelhausen am Kirchplatz zusammen, um den Maibaum zu kürzen. „Ohne die beiden Firmen wäre es nicht gegangen, sagt der Bürgermeister, hätten sie das Gerät mieten müssen, wäre der Maibaum eben doch umgelegt worden. Obwohl er auf Langlebigkeit ausgelegt, eigens mit einer luftdurchlässigen Farbe angemalt wurde.

Neuer Baum zum
Gautrachtenfest

Der Baum, nach wie vor mit seinen Schildern geschmückt, bekam im oberen Drittel einen Gurt verpasst, wurde dann am Haken des Autokrans eingehängt. Der rund 1,5 Tonnen schwere Maibaum erhob sich aus seiner Halterung in die Luft. Der Feuerwehrkommandant griff zur Säge und kürzte den freischwebenden Baum um 1,10 Meter. „Das habe ich mir nicht nehmen lassen“, lacht Stefan Adam, der Pfaffenhofener Feuerwehrkommandant und Bürgermeister in Personalunion ist. Dann sank der Baum zurück in die Verankerung, wurde wieder eingespannt und schmückt mindestens noch ein weiteres Jahr, bis zum nächsten Besuch des Sachverständigen, das Ortsbild. Vermutlich aber länger, denn 2023 ist in Pfaffenhofen Gautrachtenfest, erst dazu soll – so zumindest der Plan – ein neuer Maibaum aufgestellt werden. Und der Sachverständige? „Der war überrascht, aber einverstanden, wollte nicht einmal Fotos sehen“, erzählt Adam amüsiert. Gekürzte Maibäume gibt es immer mal wieder, hat der Bürgermeister festgestellt. „Aber die sind alle oben abgeschnitten worden. Ich habe keinen anderen gefunden, der von unten gekürzt wurde“, freut sich Adam über die „starke Aktion“ der Pfaffenhofener.

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