„Aschauer Trachtenhaus“ schließt

von Redaktion

Daniel Fendler gibt coronabedingt Laden auf – Schwerpunkt jetzt auf Schneiderei

Aschau – Räumungsverkauf bei Daniel Fendlers „Trachtenhaus“ in Aschau: Der Trachtenschneider der Prominenten schließt seinen Laden. „Schade eigentlich“, findet Aschaus Tourismus-Chef Herbert Reiter, „es war ein bereicherndes Angebot im Ort, schon allein optisch.“

Mit einem leeren Schaufenster mitten in Aschau wird der Touristik-Chef nicht leben müssen. Daniel Fendler gibt zwar seinen Laden auf, aber nicht sein Handwerk. Die Ladenfläche will er als Showroom für die Schneiderei nutzen, das Schaufenster immer schön gestalten, hat er dem stellvertretenden Bürgermeister Michael Andrelang versprochen.

Prominente für die Wiesn angezogen

Fendler, der in Edling vor den Toren Wasserburgs aufwuchs, hatte sich in den vergangenen Jahren eine prominente Klientel für seine Designerdirndl erarbeitet, die sich beim Oktoberfest gerne in „Fendler“ zeigt. Er entwirft nicht die klassischen Dirndl der traditionellen Tracht-Trägerinnen, sondern arbeitet hochpreisig für glänzende Auftritte. Diese glamouröse Tracht habe absolut eine Daseinsberechtigung neben der klassischen Tracht, findet Herbert Reiter, der nicht nur Touristik-Experte, sondern auch Mitglied im GTEV Hohenaschau ist.

Nur gab es coronabedingt dieses Jahr keine entsprechenden Veranstaltungen. „Und ich weiß, dass im Winter mit Dirndl nichts geht“, so Fendler. Da müsse man bis Herbst vorlegen und das sei dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie nicht möglich gewesen. „Und wenn nächstes Jahr womöglich alle diese Feste auch ausfallen…“ Letztlich sei es eine wirtschaftliche Entscheidung gewesen, das Trachtenhaus zu schließen. . Deswegen habe er sich innerhalb von fünf Tagen entschlossen, sich ein weiteres Mal zu verändern, den Laden zuzumachen und sich auf seine Wurzeln zu besinnen. „Handwerk ist unsere Spezialität, das können wir. Also konzentrieren wir uns jetzt darauf.“ Denn das Oktoberfest, davon ist Fendler überzeugt, wird nie wieder so werden wie vor Corona, damit flache vermutlich auch der „Trachten-Hype“ ab. Also raus aus dem bisherigen Marktsegment, hin zum ganz hochwertigen, maßgeschneiderten Dirndl. „Kleiner, feiner, exklusiver“, formuliert es Fendler, der seine Designer-Laufbahn mit Abendmode begann und nie aufgehört hat, Brautkleider zu entwerfen und zu nähen. Denn er sieht einen Trend nicht nur zum regionalen, sondern auch zum qualitativ hochwertigen Einkaufen. Bei klassischer Tracht sieht die Lage anders aus.

Gewerbebetrieb
im Ort halten

Im Trachtenhaus Peteranderl, ebenfalls in Aschau, läuft es gut. Christoph Gollwitzer, der das Geschäft zusammen mit seiner Frau Sonja Peteranderl führt, legt Wert darauf, nicht fürs Herbstfest, den Aschauer Trachtenmarkt oder die Wiesn zu verkaufen. „Wir haben gut zu tun, denn es gibt immer Anlässe, Tracht zu tragen. Ob Hochzeiten oder andere Familienfeiern. Viele tragen Tracht auch im Alltag oder wenn sie auf die Chiemseeinseln fahren. Und auch Bedienungen brauchen wieder Dirndl.“ Die Schneiderei, im selben Gebäude wie das Trachtenhaus, wird Fendler also weiter dort betreiben. „Wir sind froh, dass wir den Gewerbebetrieb im Ort halten können“, freut sich der stellvertretende Bürgermeister. Fendler: „Mir taugt‘s hier, den Standort gebe ich nicht auf.“

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