Amerang – Überraschung gelungen: Die Ameranger Vereine haben sich mit einem – im Geheimen organisierten Fest von Alt-Bürgermeister Gust Voit verabschiedet. Der war baff, als abends plötzlich die Dorfmusik bei ihm vor der Haustür aufmarschierte.
Die Federführung für den Coup hatten die „Cheforganisatoren“: Simmerl Strell, Bauhofleiter und Gemeinderatsmitglied, Maria Höhne, Zweite Vorsitzende des Trachtenvereins, sowie Werner Fröwis, Zweiter Bürgermeister, tatkräftig unterstützt von Bauhof und Feuerwehr.
Mit einem Trick
den Pensionär
ans Haus gebunden
Voit, der 20 Jahre Bürgermeister von Amerang und 24 Jahren im Gemeinderat tätig war, wusste nichts. Das Fest war – unter strengen Auflagen zur Verschwiegenheit – organisiert und von den Vereinen selbst finanziert worden. Voits Ehefrau Berta war eingeweiht und hatte ebenfalls kein Sterbenswörtchen verraten. Der langjährige Freund von Voit, Josef Stein senior, war außerdem auserkoren worden, für den Verabschiedungstag einen „fingierten Ausflug“, der kurzfristig abgesagt wurde, anzumelden. So gelang es, Voit an sein Haus zu binden.
Der „Altbürgermeister“ wurde am Abend auf der Gartenbank vor seinem Haus sitzend überrascht. Zuerst hörte er lediglich, dass in Oberratting eine Blasmusik spielte. Voit vermutete eine Hochzeit in der Nähe oder ein Schlosskonzert. Irritiert stellte er fest, dass die Blasmusik mit der Zeit seinem Haus immer näher kam. Als dann der Festzug, in angeordneter „Hygieneaufstellung“, mit der Ameranger Dorfmusik, mit fünfköpfigen Abordnungen der Vereine aus der Gesamtgemeinde, ausgerüstet mit Getränke- und Verpflegungswagen, Bestuhlungstransport, begleitet von der Feuerwehr und von einem Toilettenhaus bei ihm auf das Grundstück einbog, war die Überraschung groß. Dies zeigte der erstaunte Gesichtsausdruck von Voit. Im Hausvorhof formierten sich die Dorf-Musik unter Leitung von Dirigent Michael Oberbauer sowie alle Vereinsvertretungen zu einem musikalischen Begrüßungsständchen. Simmerl Strell ließ pointiert 20 Jahre „Bürgermeister“ Revue passieren. So manche Erinnerung kam auf. So erzählte Strell unter anderem, dass Voit als häufiger Schirmherr sowie Verbindungsmann zum Wettergott wettertechnisch gelegentlich versagt habe. Auch ein Feuerwehreinsatz bei ihm zu Hause ist unvergessen – ebenso wie viele Großveranstaltungen: Dorf- und Gautrachtenfest, Hottowa-Freilichtaufführungen, Veteranengedenkveranstaltung auf der Kampenwand unter gemeindlicher Regie, viele Jubiläen und Vereinsversammlungen. Voits habe stets ein offenes Ohr für die Vereine gehabt. Er habe sie finanziell und ideell unterstützt, ihre Arbeit anerkannt und den Zusammenhalt der Vereine im Dorf gestärkt, betonten die Gratulanten. Maria Höhne überreichte als Geschenk ein „Holzbuch“, in dem die Vereine ihren Dank und Glückwünsche für den Ruhestand formuliert hatten. Auch das Ameranger Heimatlied, von Michael Oberbauer gedichtet und vertont, in dem auch der ausgeschiedene Bürgermeister vorkommt, war dabei.
Ein eigener Hygieneplan
für das Fest
Die Organisatoren hatten für ihr Fest einen eigenen Hygieneplan erstellt. Essen, Getränke, Bänke und Tische waren mitgebracht worden. Jeder Gast hatte seinen Mund- und Nasenschutz. Trotz der Abstände und der Notwendigkeit, Tisch-Namenslisten zu erstellen, wurde es eine gelungene Verabschiedung auf dem Voit`schen Wiesenpark in Oberratting, waren sich alle einig. Der überraschte „Pensionär“ versprach in seinen Dankesworten, in seiner nun „überdimensionierten Freizeit“ viele Stunden in den Vereinen zu verbringen.