Amerang – Im Süden Bayerns im kleinen Dorf Stephanskirchen (im realen Leben ein Ortsteil von Amerang) könnte das Leben ruhig und gemütlich sein, wenn es da nicht einen Jungen namens Max gäbe – blitzgescheit und für jedes Abenteuer zu haben. In ihrem zweiten Kinderbuch „Obacht, Max!“, jetzt erschienen im Volk Verlag München, zeigt die Autorin und ehemalige Realschullehrerin Rosi Hagenreiner nach ihrem Erstlingswerk „Max. Zefix!“ in 21 neuen Geschichten‘, dass diesem Lausbuben noch viel mehr zuzutrauen ist. Er kommt nämlich in die Schule.
Schiefe Töne
im Musikunterricht
Max, die bayerische Ausgabe von Michel aus Lönneberga, lässt auch da nichts aus. Ob das in dem kleinen Ort mit dem spitzen Kirchturm, einem Wirtshaus drei Bauernhöfen und einem Maibaum wohl gut geht?
Die Stephanskirchener freuen sich jedenfalls darauf, dass sich zur Abwechslung mal die Profis in der Grundschule mit den vogelwilden Ideen des Lausbuben herumschlagen müssen. Dass Max‘ ältere Schwester Kati Haarsträubendes aus dem „schrecklichen Schulalltag“ erzählt, trübt allerdings zunächst das positive Empfinden der Einschulung. Obendrein findet es Max doof, dass er weder seinen Hund Wuzi, seinen Kater Gerhard oder die Gans Hinke-Resi mitnehmen darf. Zum Glück gibt es aber ja Wandertage und Ferien. Das mildert die Erfahrungen mit Bergen von Hausaufgaben, der aus dem Ruder gelaufenen Hasenzucht von Rektor Dieplinger oder den sakrisch schiefen Tönen seiner Musiklehrerin Spatz etwas ab.
Lustig und ziemlich verrückt sind Rosi Hagenreiners neue Geschichten von Max, seiner liebevoll-schrägen Familie und der unvergleichlichen Dorfgemeinschaft. Die geschilderten Charaktere, alle mit realem Bezug zum Umfeld der Autorin ausgestaltet, erscheinen dabei nicht zufällig so ausgewählt. Das Leben auf dem Land, noch ganz ohne digitale Medien, dafür mit viel Zeit zum Spielen und Unfug machen, steht in dem von Daniela Grabner illustrierten Buch immer im Vordergrund.
Ihre eigenen Erfahrungen bringt Autorin Hagenreiner auch ein. So erscheint die geplante, aber bisher auch wegen Corona verschobene Reise nach Marokko einfach fantasievoll ausgestaltet als Geschichte im Buch. Jung und Alt können dabei schmunzelnd miterleben, wie die unternehmungslustige Oma und der schrullige Opa, der lieber im Bayerischen Wald Urlaub gemacht hätte, sich mit den Widrigkeiten einer Flugreise oder eines Kamelausrittes herumschlagen müssen. Denn der Werkzeugkasten mit Säge und Hammer darf zum Leidwesen Opas nicht mit und die fremde Kultur, die ganz und gar nicht bayerische Musik und die Hitze sind eigentlich nicht seins, auch wenn er sich schließlich dazu überreden lässt, ein Kamel zu besteigen.
Aber auch im heimischen Umfeld gibt es genügend Aufregungen und Probleme. Irgendwie wird alles immer gelöst, aber auch mit besonderer ungewöhnlicher Note ausgestaltet, wie die Geschichte mit der Gans, die den Stephanskirchenern die Wäsche von der Leine zieht. Nur die Lösung mit einer drei Meter hohen Wäscheleine schafft halt neue Probleme. Wenn dann ein Cabrio entlang der Leine fährt, damit die Wäsche überhaupt aufgehängt werden kann, wird die Leserschaft unweigerlich in den Bann gezogen und zumindest zum Schmunzeln animiert.
Enkel sorgen für
Ideennachschub
Dass die ehemalige Lehrerin mit 50-jähriger Schulerfahrung, zweifache Mutter und Oma dabei aus ihren reichhaltigen Erfahrungen schöpft, liegt an zwei Enkelkindern im Alter des Buchhelden Max. Sie sorgen für Ideennachschub und lassen das neue Buch authentisch erscheinen.
Die vielen Erlebnisse – ein dritter Band ist bereits in Vorbereitung, sagt die Autorin aus Amerang – schreibt Hagenreiner in ihrem beschaulichen Wohnumfeld am Waldrand zunächst von Hand in Steno auf. Das gehe am schnellsten, erzählt sie, da könne sie nichts vergessen. Erst danach werde Geschichte um Geschichte ins Reine getippt und an ihren Endfassungen gefeilt.
Karl-Heinz Rieger