Bad Endorf/Amerang/Obing/ Chiemgau – Der „Bürgerbus Chiemsee“ ist ein wichtiger Bestandteil des ÖPNV im nordwestlichen Chiemgau. Das zeigte der Neubeginn des Fahrbetriebs der ausschließlich mit ehrenamtlichen Fahrern funktionierenden Linie nach einer Corona-Zwangspause am 1. Juni. Mit dem Lockdown ab 23. März stand der Bürgerbus still.
Die Bedrohung durch die Corona-Pandemie betraf das Chiemseeagenda-Projekt für mehr Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln besonders stark. Die meisten der ehrenamtlichen Fahrer gehören der Risikogruppe für einen schweren Verlauf von Covid-19 an: Sie sind über 65 Jahre, einige haben zudem Vorerkrankungen.
Start mit strengen
Hygieneregeln
„Die Entscheidung der Fahrerinnen und Fahrer, sich noch nicht hinters Steuer zu setzen, ist absolut berechtigt und verständlich“, sagt Johann Zagler, Koordinator des Bürgerbusses und Geschäftsführer der Rosenheimer Verkehrsgesellschaft (RoVG) für den Bereich Landkreis Rosenheim. Sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen, sei laut Zagler natürlich keine Option. Gesundheit stehe in jedem Fall an erster Stelle.
Erst nach dem Abflauen des Infektionsgeschehens, das im März und April seinen Höhepunkt erreicht hatte, und der Entwicklung von Hygienekonzepten in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens sowie auch für den Bus habe der Fahrbetrieb des „Bürgerbus Chiemsee“ wieder starten können. Vor allem die Einführung der Maskenpflicht für die Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr ermöglichte den Einstieg. Außerdem wird im Bürgerbus der Beifahrersitz freigelassen und die drei Sitzreihen werden möglichst nur mit jeweils zwei Personen belegt, obwohl im ÖPNV sonst bei Bus und Bahn aufgrund der Maskenpflicht das Abstandsgebot nicht zwingend eingehalten werden müsste. So wird das Ansteckungsrisiko noch weiter verringert.
Allerdings wird gegenwärtig nur im „Wintermodus“ mit den Fahrttagen Montag, Mittwoch, Freitag gefahren, nicht wie sonst von April bis Oktober täglich von Montag bis Freitag. Denn es sind nicht alle der 27 ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer im Einsatz wie in Vor-Corona-Zeiten, sondern nur 16.
Die anderen wollen wegen der Pandemie ihr Ehrenamt vorerst ruhen lassen. So ist die Fünf-Tage-Woche nicht zu bewältigen. Bis zum eigentlichen Beginn des Winterfahrplans (1. November bis 31. März) bleibt es daher auch bei der reduzierten Bedienung der Linie.
Hohe Fahrgastzahlen
belegen Bedarf
Dass Bedarf für den Beitrag des „Bürgerbus Chiemsee“ zur Mobilität der Bevölkerung in der Region besteht, beweisen laut Zagler die stabilen Fahrgastzahlen. Während bei anderen Buslinien während der vergangenen Monate der Pandemie die Fahrgastzahlen bis zu 80 Prozent zurückgegangen waren, seien es beim Chiemsee-Bürgerbus im Juni gleich wieder durchschnittlich 23 Fahrgäste je Einsatztag gewesen. Kein großer Unterschied zum Vorjahr im Juni 2019 mit 27 Fahrgästen und erst recht nicht zur Durchschnittszahl von 25 Fahrgästen im Gesamtjahr 2019, wie von Hans Zagler zu erfahren ist.