Stephanskirchen – Knapp 70 Unfälle auf dem Schulweg sind im vergangenen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern-Süd passiert. Stephanskirchen musste keinen Schulwegunfall verzeichnen. Ein glücklicher Zufall? Gekracht hat es in Stephanskirchen laut Statistik 2019 fast jeden Tag – insgesamt 297-mal. Für den Elternbeirat der Grundschule Schloßberg Grund genug, den Schulweg für ihre Kinder so sicher wie möglich zu gestalten. Das Mittel dazu: Ein Schulwegplan, dessen Konzept Elternbeiratsmitglied Miriam Stark dem Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung vorstellte.
Gefahrenstellen sollen sichtbar werden
Bei der Erstellung eines solchen Schulwegplans seien zunächst alle Gefahrenstellen gesammelt worden, die sich auf einem Schulweg auftun können – verkehrsreiche Kreuzungen, wie Bereiche ohne Gehweg sowie Sichtbehinderung an Straßeneinmündungen zum Beispiel durch Hecken. Wertvoll sei der Schulwegplan für die Eltern aber vor allem, weil er auch zeigt, wie ein Schulweg, der an solchen Gefahrenstellen vorbeiführt, entschärft werden kann: Indem er zum Beispiel die Standorte von Fußgänger-Ampeln aufzeigt, die Plätze an denen Schülerlotsen stehen, oder auch Alternativstrecken mit Gehsteigführung.
Die Eltern sollen, so die Vorstellung des Elternbeirats, mit dem Schulwegplan die Gewissheit haben, für ihre Kinder den bestmöglichen und sichersten Schulweg festlegen zu können. Dadurch soll ihnen die Entscheidung, ihre Kinder allein auf den Weg zur Schule zu schicken, erleichtert werden. Denn der eigenständig zurückgelegte Schulweg sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Selbstständigwerden, wie Miriam Stark betonte.
Ein Umstand, den auch Bürgermeister Karl Mair (PBS) seiner Würdigung des Vorhabens besonders hervorhob. Miriam Stark ging aber noch einen Schritt weiter: Ein sicherer Schulweg könne vielleicht helfen, die Zahl der „Elterntaxis“ etwas zu verringern. Reduzierter Autoverkehr bedeute wiederum mehr Sicherheit, das sei gewissermaßen eine sich selbst positiv verstärkende Spirale.
Vom zeitlichen Ablauf her hofft man, den Schulwegplan zum nächsten Schuljahresbeginn fertiggestellt zu haben, um diesen den Eltern an die Hand geben zu können. Eine Bestandsaufnahme über die Gefahrenstellen ist bereits erfolgt: Dafür habe man im Frühjahr und noch vor dem Corona-Lockdown alle Eltern der Grundschule befragt. Der Rücklauf ist laut Miriam Stark mit 75 Prozent durchaus zufriedenstellend und aussagekräftig gewesen.
Der nächste Schritt soll eine gemeinsame Schulwegbegehung sein, an der Vertreter der Gemeinde ebenso teilnehmen wie des Elternbeirates, sowie Polizei und Verkehrswacht. Dabei soll überprüft werden, ob und wie die von den Eltern kritisierten Stellen kurzfristig optimiert werden könnten. Es wird aber auch um die Überlegung gehen, an welchen Punkten auf längere Sicht vielleicht durch bauliche Maßnahmen Verbesserungen zu erreichen wären.
Verschiedene Gemeinderäte regten an, dass unbedingt auch Frank Wiens, der Fahrradbeauftragte der Gemeinde, miteingebunden werden müsse. Eine Idee, die auch Miriam Stark gut fand. Zwar erläuterte sie, die als Polizeibeamtin selbst im Bereich der verkehrspolizeilichen Prävention arbeitet, dass Kinder vor der Radfahrprüfung nicht allein mit dem Fahrrad zur Schule fahren sollten. Allerdings solle das zur Schule Fahren sehr wohl in Begleitung der Eltern geübt werden. Genau hierfür seien ausreichend breite und sichere Fahrradstreifen wichtig.
Insgesamt sei der Schulwegplan eine Idee, die schon jetzt in Stephanskirchen Zuspruch findet. Auch die Otfried-Preußler-Grundschule möchte, wie Gemeinderätin Janna Miller (Grüne) in der Sitzung anmerkte, in dieser Angelegenheit mit Miriam Stark Kontakt aufnehmen.
Weitere Schulen wollen mitmachen
Zudem baue man auf weitere Nachahmer: Wenn der Schulwegplan zum nächsten Schulbeginn erstellt worden sei, habe, wie Bürgermeister Mair ausführte, Stephanskirchen im Landkreis eine Vorreiter-Funktion eingenommen, die sicherlich wegweisend werde.