Stephanskirchen – Artenvielfalt als kommunale Aufgabe, das ist in Stephanskirchen kein neues Phänomen, sondern seit der Amtszeit von Josef Ranner (Bürgermeister von 1985 bis 1996) immer wieder Thema. Seit 2018 ist die Gemeinde zwischen Inn und Simssee eine von zehn Modellgemeinden in Bayern.
Der „Marktplatz der biologischen Vielfalt“ wurde 2018 eröffnet, bis in diesen Herbst hinein gab es eine Bestandsaufnahme, Expertengespräche und drei Arbeitskreistreffen, bei denen die Biodiversitätsstrategie erarbeitet wurde. In Stephanskirchen einigte man sich auf sechs Handlungsfelder: Agrarlandschaft, Wald, Gewässer, Siedlung, Naturerleben und Bewusstseinsbildung sowie Wertschöpfung.
Von Blühstreifen bis Streuobstwiesensaft
Zu diesen fanden die Beteiligten 47 Maßnahmen und Handlungsempfehlungen. Das reicht von Blühstreifen an den Feldern über begrünte Fassaden bis zum Ausschank von Apfelsaft von Streuobstwiesen.
Florian Lang, der das Modellprojekt bayernweit betreut, sagte in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses der Gemeinde, im Falle Stephanskirchens sei aktuell der Charme, dass die Gemeinde auf dem Weg zwischen Strategiepapier und Arbeitsprogramm sei.
Geeinigt hat sich der Arbeitskreis, in dem neben Kommunalpolitikern und Verwaltungsmitarbeitern auch Stephanskirchener aus den verschiedensten Berufen und Ortsteilen vertreten waren, auf fünf Projekte, die Priorität haben sollen: die Ausweitung des bestehenden Blühflächenförderprogrammes, der Aufbau von Biotopverbundsstrukturen, der Grünflächenpflegeplan für kommunale Flächen, die Entwicklung von standorttypischen Moor- und Bruchwäldern in den Filzengebieten sowie die Fassaden- und Flachdachbegrünung.
Stephan Mayer (Parteifreie) wollte wissen, ob die Gemeinde zum Beispiel beim Blühflächenförderprogramm auch auf die Landwirte zugehe. Karin Gall, die zuständige Mitarbeiterin im Rathaus, sei im stetigen Austausch mit den Bauern der Gemeinde, wurde in der Sitzung betont. Ein Projekt zur Fassaden- und Flachdachbegrünung beginne gerade, einen Grünflächenpflegeplan gebe es bereits. Auch andere Maßnahmen zur Artenvielfalt seien bereits angelaufen, zum Beispiel die Beratung der Waldbesitzer zum Umbau ihrer Wälder von Fichten- zu Mischwald, hieß es weiter.
Petra Schnell (Unabhängige) befürwortete es sehr, dass eine ambitionierte und komprimierte Strategie entwickelt wurde, „und nicht immer wieder eine Einzelmaßnahme hier oder da im Gemeinderat entschieden wird.“ Thomas Riedrich (Parteifreie) fragte nach, ob die Stephanskirchener auch künftig in den Prozess eingebunden blieben, was sowohl Lang als auch Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) sehr begrüßen. Das sei wichtig, um den Rückhalt in der Bevölkerung zu erhalten und zu stärken, so Mair. Dritte Bürgermeisterin Steffi Panhans (SPD) wollte von Lang wissen, wie Stephanskirchen im Vergleich zu den anderen Modellgemeinden dastehe. Langs Antwort ließ alle Beteiligten, ob Gemeinderäte oder Verwaltungsmitarbeiter zufrieden strahlen: „Sehr gut, hier ist richtig Zug dahinter.“
Mittel und auch
Personal vorhanden
Allerdings habe Stephanskirchen auch den Vorteil, dass die Gemeinde finanziell gut dastehe und dass es in der Verwaltung Personal für das Projekt gebe. „Und Karin Gall macht ihre Sache mit Herzblut“, attestierte der Bürgermeister seiner Mitarbeiterin. Von den Ausschussmitgliedern gab‘s zustimmenden Applaus.
Zustimmen soll der Biodiversitätsstrategie nach der einstimmigen Empfehlung des Umwelt- und Verkehrsausschusses auch der Gemeinderat in seiner Sitzung am heutigen Dienstag.