Dr. Thomas Geppert Foto DEHOGA
Bad Feilnbach – Bund und Länder haben Ende Oktober neue Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie beschlossen. Es gehe darum, eine nationale Gesundheitsnotlage zu vermeiden, hatte Kanzlerin Angela Merkel betont. Betroffen von den strikten Reglementierungen sind auch die Beherbergungsbetriebe. „Übernachtungsangebote im Inland werden nur noch für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt“, heißt es unter anderem aus Berlin. Über die Konsequenzen sprachen die OVB Heimatzeitungen mit René Scherff, Geschäftsführer des Betriebes Kaiser-Camping in Bad Feilnbach.
Wie stehen Sie zu den Vorgaben der Bundesregierung?
Ich bin kein Corona-Leugner, sehe die neuen Maßnahmen aber trotzdem skeptisch. Sie sind nicht mehr verhältnismäßig. Durch den ersten Lock-down mussten wir einen Verlust von mehreren Hunderttausend Euro hinnehmen. Nach Lockerung der Einschränkungen haben wir ein umfangreiches Hygienekonzept für unsere Camping-Anlage erarbeitet, das im Sommer hervorragend funktioniert hat. Bei 125000 Übernachtungen in der Corona-Saison gab’s bei uns nicht ein einziges Vorkommnis. 99,5 Prozent stecken sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) woanders an, aber nicht in der Beherbergung oder der Gastronomie – die jetzt aber dicht gemacht geworden sind.
Wie haben Sie auf die neuen, coronabedingten Maßnahmen reagiert?
So wie vorgeschrieben: Wir haben allen Gästen abgesagt, die sich angemeldet hatten. Unser Campingplatz ist wieder komplett leer. Je nachdem wie sich die Situation entwickelt, hoffen wir, dass wir das Weihnachtsgeschäft mitnehmen können – das heißt, wieder Gäste beherbergen dürfen. Sonst müssen wir bis Ende Februar schließen.
Welche Sicherheit können Sie Gästen bieten?
Wir haben im Sommer bewiesen, dass wir die Hygiene-Situation hier auf dem Platz sehr gut im Griff hatten. Die Gäste wohnen in ihren eigenen Wohneinheiten nicht anders wie daheim, Haustür an Haustür. In unseren Gemeinschaftsräumen gibt’s klare Hygieneregeln, deshalb sehe ich persönlich bei uns nicht die große Infektionsgefahr. Soweit ich das als Laie beurteilen kann, ist Campen eine der Urlaubsformen mit den geringsten Risiken.
Was haben Sie mit den Campern gemacht, die Ende Oktober noch auf dem Platz waren?
Verabschiedet. Herzlichen Dank gesagt, dass sie da waren, und heimgeschickt.
Wie waren die Reaktionen auf den Rausschmiss?
Sie haben es natürlich hingenommen, dass sie gehen mussten. (Lachend) Es hat keine Tumulte gegeben. Ich schätze, dass ein Großteil der Camper die Situation ähnlich so sieht wie ich. Das wurde aus vielen Gesprächen deutlich. Sie haben aber wenig Verständnis für die Schließungen der Campingplätze, weil sie sagen, was ist hier anders, als zu Hause zu leben.
Was passiert mit den Saisoncampern? Die zum Beispiel ganzjährig ihr Wohnmobil bei Ihnen parken?
Sie können zwar tagsüber auf ihrer Parzelle den Platz herrichten oder winterfest machen, aber nicht übernachten. Allerdings liegen uns vom Verband keine genaueren Maßgaben vor.
Mussten Sie Buchungen stornieren?
Ja, natürlich. Vor zwei Wochen war Ministerpräsident Söder mit seiner Ankündigung eines Beherbergungsverbots vorgeprescht. Das hat uns eine vierstellige Übernachtungszahl gekostet. Zudem wären am Freitag die Herbstferien-Gäste angereist, aber der Lock-down hält sie zuhause fest. Da gehen uns nochmals rund 2500 Camper verloren.
Das wird sich in Ihren Kalkulationen wohl heftig bemerkbar machen…
…ja, im letzten Jahr und im folgenden Winter haben wir rund eine Million Euro in unsere Anlage investiert. Wir hatten einkalkuliert, dass heuer die Amortisation beginnt, das wird schwierig, aber wir werden wohl mit einem blauen Auge davonkommen.
Was passiert mit Ihrem Personal?
Derzeit beschäftigen wir etwa 20 Mitarbeiter. Wir werden noch die letzten Urlaubstage abbauen, dann geht’s in die Kurzarbeit.
Interview: Ulrich Nathen-Berger