Das Gegenteil von fahrradfreundlich

von Redaktion

Was mich freut, was mich ärgert Martin Grad (73) ärgert sich über hohe Bordsteine

Flintsbach – Martin Grad (73) ist passionierter Radfahrer. Er liebt es, mit seinem Drahtesel von A nach B zu kommen. Aber in Flintsbach bereitet ihm das Radeln neuerdings keine Freude mehr – denn wegen des neuen Überweges in der Nähe des Friedhofs sei der Radweg zu umständlich aufbereitet worden. Man hätte ihn so lassen sollen, wie er war, findet der Rentner.

Vorfahrt
wurde genommen

Am heutigen Mittwoch wurde der Überweg über die Staatsstraße final fertiggestellt. „Man muss jetzt erst in die Tatzelwurmstraße einfahren, mit Vorfahrt achten diese überqueren, danach zurück auf die Staatsstraße fahren, um dort wieder auf den Radweg zu kommen“, erläutert Grad.

Grund für diese umständliche Fahrerei sei der nun angehobene Bordstein. Früher sei der Radweg parallel zur Staatsstraße verlaufen. Der Radfahrer hatte Vorfahrt und konnte einfach die Straße queren. Da war der Bordstein noch abgesenkt.

Das nächste Problem befinde sich in der Alpenstraße: Wenn man von dort aus links abbiegen will, komme man nicht mehr auf den Radweg. Jetzt müsse man auf der Staatsstraße parallel zum Radweg fahren, weil auch dort der Bordstein angehoben wurde. „Das ist nicht mehr fahrradfreundlich“, ärgert sich Grad.

Überhaupt sei das Radfahren in Flintsbach eine Katastrophe: Die gesamte Strecke von Ortsanfang Flintsbach bis Kirnstein betrage drei Kilometer. Und auf dieser Strecke müsse man insgesamt fünfmal die Staatsstraße queren. „Ein Unding“, wie Grad findet. Insbesondere der Übergang am Kalkwerk ist Grad ein Dorn im Auge. Als Radfahrer verschwinde man regelrecht hinter einer „Straßenkuppe“, hinter der rechts gleich eine Abbiegung auf den Radweg folgt. Es bestünde große Gefahr, dass man als Radfahrer von einem Auto übersehen wird.

Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher hätte den Fahrradweg in der Nähe des Friedhofs am liebsten so gelassen, wie er war. Aber: „Die Staatsstraße gehört nicht der Gemeinde.“ Zwar habe die Kommune die Kosten übernommen. Trotzdem müsse sie sich an die Vorgaben des Straßenbauamts halten.

Hintergrund der Baumaßnahme sei ein tödlicher Unfall auf der Staatsstraße gewesen, der schon einige Jahre zurückliegt, erläutert Lederwascher. „Deshalb wollten wir einen sicheren Übergang schaffen.“ Im Zuge dieses Überwegs musste auch der Fahrradweg entsprechend abgeändert werden.

Pressesprecherin Ursula Lampe vom Staatlichen Bauamt Rosenheim erklärt diese Entscheidung folgendermaßen: „Die Einmündung der Tatzelwurmstraße in die Staatsstraße wurde aufgrund des Neubaus der Querungsinsel in Höhe der Bushaltebucht aufgeweitet“, so Lampe. Diese Aufweitung des Einmündungsbereichs habe dazu geführt, dass sich die Radfahrerfurt auf der Tatzelwurmstraße verlängert habe. Sprich: Der Weg, den Radfahrende zurücklegen müssen, um die Tatzelwurmstraße zu überqueren, ist länger geworden. Um eine „verkehrssichere Lösung“ für Radfahrer und Fußgänger zu ermöglichen, wurde von den Fachbehörden (Landratsamt Rosenheim, Polizei und Staatliches Bauamt Rosenheim) entschieden, den Radweg an dieser Stelle abzusetzen, sodass die Verkehrsteilnehmer sicher die Straße kreuzen können. Hätte man einen abgesenkten Bordstein gebaut, hätten vermutlich nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger die lange Querung über die Tatzelwurmstraße genutzt, weil sich in unmittelbarer Nähe der Friedhof befindet.

Bürgermeister ist froh über neuen Überweg

Um insbesondere älteren Leuten einen sichern Übergang zu ermöglichen, wurde zur Querung der Tatzelwurmstraße die kürzeste Querungslänge der Tatzelwurmstraße gewählt, erklärt Lampe.

Lederwascher versteht, dass es für den Radfahrer unbequem ist, sich an dieser Stelle umzugewöhnen. Nichtsdestotrotz sei er erleichtert, dass nun durch den Einbau der Querungshilfe ein „sicherer Übergang“ möglich sei. Und was die fünfmalige Querung der Staatsstraße betrifft, sagt er: „Wechseln ist immer blöd.“ Aber solange die Gemeinde keine eigenen Grundstücke bekomme, sei das nicht zu ändern.

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