Stephanskirchen – Wie finde ich neue Freunde, wenn ich Abstand zu anderen Kindern halten muss? Wie rauft sich eine Klasse zusammen, wenn von allen nur die Augen zu sehen sind? Und können sich die Schulsozialarbeiterinnen noch persönlich um alle Probleme kümmern – ohne zu Superspreadern zu werden?
Themen gab es für Christine Resta und Ute Kundmüller genug, als sie sich und ihre Arbeit an der Otfried-Preußler-Schule (OPS) den Kommunalpolitikern vorstellten. Die beiden Sozialpädagoginnen, jeweils 20 Stunden pro Woche an der OPS, werden überwiegend von der Gemeinde bezahlt, der Freistaat Bayern trägt einen kleineren Anteil der Personalkosten.
Arbeitsschwerpunkt
verlagert sich
Beratung und Krisenintervention, Integration, Netzwerken, Stärkung sozialer und emotionaler Kompetenz sowie der Übergang vom Kindergarten in die Schule, von der Grundschule in die Mittelschule und von dort in den Beruf sind die Arbeitsschwerpunkte der beiden Sozialpädagoginnen. Dieses Schuljahr war in den ersten Wochen und Monaten durch die Corona-Pandemie geprägt.
Ute Kundmüller ist für die Mittelschule zuständig. „Momentan bin ich sehr mit den Fünftklässlern beschäftigt, die sich erstmal einfinden müssen, sich neue Freunde suchen.“ Spielerische Übungen, die sie mit den Kindern sonst in der Turnhalle macht, fallen aufgrund der Corona-Spielregeln derzeit flach. Außerdem hat Ute Kundmüller das Gefühl, dass den Kindern ein gewisses Maß an Sozialisation vom Ende der Grundschulzeit fehlt. Die obligatorischen Masken machen es den Zehn- und Elfjährigen nicht leichter, gute Kontakte zueinander aufzubauen, „es dauert länger“.
Die gleiche Beobachtung hat Christine Resta, an der Grundschule aktiv, bei den Kleinsten gemacht. Für die sei ja ohnehin alles neu: Große Klassen, nur ein Ansprechpartner, vom Lerninhalt gar nicht zu reden. Es gebe aber spezielle Erstklässlerprogramme, die habe sie an die Corona-Umstände anpassen können. Die machten es den Kindern auch leichter, trotz Maske Emotionen zu zeigen und sie bei anderen zu erkennen.
Ungewohnt viel Aufmerksamkeit von Christine Resta braucht in diesem Jahr die zweite Jahrgangsstufe. Denn für die war im Frühjahr nach einem halben Jahr der „normale“ Schulalltag vorbei, es ging mit Heimunterricht, später mit „Schichtbetrieb“ im Wechsel mit der zweiten Klassenhälfte weiter. „Wir merken schon, dass diese Zweitklässler ein anderes Lernverhalten haben, als sonst. Fünf Stunden am Stück fallen ihnen schwer. Die Kinder müssen sich fast ein zweites Mal an die Schule gewöhnen.“
Beide Sozialpädagoginnen sind in den Pausen auf dem Hof unterwegs, einerseits für kurze Absprachen mit den Lehrkräften, andererseits um Zankereien oder Mobbing möglichst schnell zu bemerken und abzuwenden. Denn eigentlich gibt es an der OPS Streitschlichter, die sind coronabedingt aber derzeit nicht im Einsatz. Die Schulsozialarbeiterinnen sprangen ein, holen sich die Kinder in einen separaten Raum und versuchen, die Probleme der Kontrahenten zu lösen.
Während die jeweiligen Einsteiger sich dieses Jahr härter tun, als sonst, hat Ute Kundmüller bei den „Großen“ das Gegenteil beobachtet: „Die gehen mit mehr Begeisterung in die Schule, sehen sie auch als sozialen Treffpunkt und genießen die Zeit mit Gleichaltrigen.“
In einem Bereich tun sich aber auch die Acht- und Neuntklässler im Corona-Jahr schwerer als sonst: Bei der Suche nach Praktikumsplätzen. „Da wird viel abgeblockt“, so Ute Kundmüller, zu deren Aufgaben es auch gehört, Schüler bei der Suche nach einem Praktikum zu unterstützen. „Es sind dieses Jahr mehr übrig geblieben, als sonst üblich“, bedauert sie.
Kontakte außerhalb per Telefon halten
Streits schlichten, Absprachen mit den Lehrkräften, Arbeitsorganisation, Elterngespräche, gegebenenfalls Gespräche mit Ämtern – beides aktuell verstärkt telefonisch um die Kontakte geringer zu halten, Einzelgespräche mit Schülern führen, mit externen Partnern klären ob geplante Projekte überhaupt stattfinden – und dann noch die Corona-Folgen abmildern. Da sind 20 Stunden schnell um.