Bad Feilnbach – In Zeiten, in denen Corona so gut wie jede Veranstaltung ausbremst, verzeichnet Bad Feilnbach einen Rekord: Als die Bürgerversammlung am Mittwoch kurz nach 19 Uhr startet, sitzen an rund 150 PCs, Laptops oder Smartphones Bürger, um den Vorträgen diesmal bequem von zuhause aus zu verfolgen. Bis zu 400 IP-Adressen verzeichnet die Kommune an diesem Abend auf dem Übertragungskanal, im Schnitt waren 200 Geräte eingeloggt.
„Wenn wir davon ausgehen, dass nicht jeder alleine vor dem Gerät gesessen ist, werden wohl so 500 bis 600 Personen irgendwann mal reingeschaut haben.
Zu den Präsenzveranstaltungen kommen sonst – neben Vertretern des Gemeinderats und Mitarbeitern der Verwaltung – vielleicht zwischen 40 bis 50“, bilanziert Bürgermeister Anton Wallner.
Ein Jahr für die Geschichtsbücher
In seinem Vortrag bezeichnete er das Jahr 2020 mit Blick auf die Corona-Pandemie als eines, das in die Geschichtsbücher eingehen werde. „Geprägt von sozialer Zurückhaltung, gesellschaftlicher Vorsicht und fürsorglicher Rücksicht.“
Nachdem es Bad Feilnbach am Anfang der Welle mit besonders vielen Fällen getroffen habe, seien zu den bis Anfang Mai verzeichneten 158 Fällen bis Ende August nur drei hinzugekommen. Seitdem gebe es zu seinem Bedauern wieder einen starken Anstieg auf 219 (Stand 30. Oktober).
„Damit sind wir an dritter Stelle im Landkreis hinter Bad Aibling mit 325 und Kolbermoor mit 300 Fällen, und vor Wasserburg mit 214.“ Wallner mahnte zu Umsicht und Besonnenheit und bat die Senioren und Angehörige von Risikogruppen, wieder den Einkaufsservice zu nutzen, den die Gemeinde unter Telefon 08066/88725 anbietet.
„Die Zahlen steigen und es erfüllt einen schon mit Beklommenheit, wenn man liest, dass ein Krankenhaus zusperren muss.“ Doch zugleich betonte er: „Ich glaube, wir schaffen es, die Phase zu überwinden. Im Frühjahr haben wir es auch geschafft.“ Man habe eine verrückte Zeit erlebt, aber auch tolle Unterstützung erfahren, als etwa auf den Hilferuf mit Bitte um Schutzausrüstung innerhalb kürzester Zeit aus ganz Deutschland Material eingetroffen sei.
Im VHS-Gebäude habe man eine Notfallpraxis einrichten können, in denen Bürger mit Symptomen separat getestet werden konnten.
Wallner dankte ausdrücklich allen, die mitgeholfen hatten, diese schwere Zeit zu bewältigen und dabei große Solidarität gezeigt hätten. Als „tolle Sache“ bezeichnete er die von Stefan Schlatzer und Peter Menhofer junior ins Leben gerufene Gutscheinaktion des BDS Gewerbeverbands für die heimische Gastronomie unter dem Motto „Solidarität in Bad Feilnbach“. Wallner erinnerte an Zeiten des Lockdowns, als die Gemeinde bei schönem Wetter von Tagesurlaubern regelrecht geflutet worden sei und man im Unteren Jenbachtal zusätzliche Parkplätze habe anmieten müssen: „So etwas haben wir noch nie erlebt.“ Des Weiteren hob er das Corona-Monitoring hervor, das das Robert-Koch-Instituts in Bad Feilnbach für seine Studie durchführte.
Schrankenanlage
oder Shuttleservice?
Eine Reihe von Bürgern, die sich zur Übertragung eingewählt hatten, nutzte in der virtuellen Versammlung die Gelegenheit, sich per E-Mail mit Fragen an die Gemeinde zu wenden. Unter anderem ging es dabei um die Corona-Testkapazitäten und die Frage, weshalb in Bad Feilnbach keine Testungen angeboten werden.
Hier konnte Bürgermeister Wallner aktuell verkünden, dass die Hausärzte wieder Tests durchführen, man also nicht nach Rosenheim zur Teststation auf der Loretowiese fahren müsse.
„Diese Tests finden immer nur zu bestimmten Zeiten statt. Deshalb sollte, wer sich krank fühlt oder Symptome hat, sich vorher für einen Termin anmelden.“
Auf die Frage zur Parksituation im Jenbachtal wies Wallner auf die Idee einer Schrankenanlage hin. Man sei dabei, Lösungen zu finden und rede auch mit Grundstückseigentümern. Einen Shuttleservice vom unteren zum oberen Parkplatz sah er dagegen skeptisch: „Die Parkplätze, die sonst oben genutzt werden, brauchen wir ja dann im Tal.“
Über weitere Anfragen aus der Bürgerschaft und Informationen des Bürgermeisters sowie die Berichte von Geschäftsführer Andreas Lukas, Kämmerer Thomas Weimann und Kur- und Tourismus-Leiterin Ute Preibisch berichten wir in einigen der nächsten Ausgaben.