Der Run auf die Berge geht weiter

von Redaktion

Gemeinden ärgern sich über Wildparker bei überfüllten Wanderparkplätzen

Aschau/Frasdorf/Samerberg – Egal ob in Aschau oder am Samerberg – dort, wo die Wanderwege zu den Gipfeln beginnen, herrscht derzeit Chaos. Und das gerade jetzt, während des Lockdowns. Wenn die Wanderparkplätze überfüllt sind, hält das so manchen Autofahrer nicht davon ab, seinen Pkw wild zu parken. Der zweite Lockdown bringt auch einen zweiten Ansturm auf die Berge.

Region ist
ungemein attraktiv

„Natürlich wollen am Wochenende alle in die Berge“, sagt Andreas Müllinger, Samerbergs Geschäftsleiter. Er hat zwar Verständnis für die vielen Wanderer und Radler, die in die Berge wollen. Aber dass das auf Kosten der Anwohner geht und wild auf Feldern oder am Waldrand geparkt wird, geht ihm zu weit.

Die Touristiker freut der Run auf die Berge, zeigt es doch, dass die Chiemgauer Berge, der Panoramablick auf die Seen im Norden und auf die Bergwelt von Ost bis West und die Gemeinden ungemein attraktiv sind.

In Frasdorf waren die Wanderparkplätze in Soilach und an der Lederstuben am Wochenende übervoll, „bis runter in den Ort wurde geparkt“, wie Susi Bartsch von der Tourist-Info Frasdorf berichtet.

Sie selbst war am Samstag in Sachrang Richtung Spitzstein wandern. Die Wanderparkplätze in Hainbach, Grattenbach und Innerwald seien schon am Morgen sehr voll gewesen, erinnert sie sich. Von Bekannten, die vom Schweiberer Lift in Sachrang aus Richtung Spitzstein starten wollten, habe sie Ähnliches gehört.

Auch aus Aschau wurden Spitzenwerte gemeldet, was das Parkaufkommen angeht. Corinna Sperger von der Aschauer Tourist-Info habe das Geschehen des Wochenendes online in den sozialen Medien verfolgt und so mitbekommen, dass die Wanderparkplätze restlos überfüllt waren.

Von Freunden, die auf die Kampenwand wollten, habe sie gehört, dass die wieder umkehren mussten, weil es keine Parkmöglichkeiten mehr in Hintergschwendt gab.

Auch am Samerberg bot sich ein ähnliches Bild: In Törwang sei es noch gegangen, so Geschäftsleiter Müllinger, aber die Wanderparkplätze an der Hochries und Grainbach seien heillos überfüllt gewesen. Er selbst war bei sich zu Hause in Schleching wandern, aber da, wo er früher im Herbst ein, zwei Wanderern begegnet sei, war er nie allein, und am Geigelstein muss es „der Wahnsinn“ gewesen sein.

Leidtragende sind die Anwohner, deren Straßen und Dörfer zugeparkt sind, die Landwirte, auf deren Wiesen wild geparkt wird, und der Wald. Denn selbst dort kennen Wanderfreunde keine Grenzen. Da helfen auch keine Schilder, so Müllinger. Er verstehe zwar, dass die Leute raus wollen, dahin, wo es schön ist“, aber wenn die Parkplätze voll sind, dann sind sie voll. Er berichtet, dass man im Verkehrsausschuss überlegt habe, ob man anderswo einen größeren Parkplatz mit Shuttle-Verbindung schaffen könnte, aber „soweit sind wir noch nicht“. Außerdem dürfe man das Problem nicht in eine andere Gemeinde verlagern.

In Aschau werden alle Wanderparkplätze durch den KDZ (Zweckverband Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland) überwacht, erklärt Heinz Scheck, Leiter des Tiefbauamts. So seien am vergangenen Wochenende über 170 Strafzettel verteilt worden. Die kommunale Parkraumüberwachung komme zwei- bis dreimal die Woche regelmäßig zum Einsatz, betont er, die Kontrolle und Bußgeldbescheide allein reichten nicht.

„Die wollen sich Gebühren sparen“

In Huben/Berg gibt es keinen Wanderparkplatz, stattdessen parken Ausflügler am offiziell nicht ausgewiesenen Parkplatz am Waldrand.

„Die wollen sich die zwei Euro Parkgebühr sparen“, mutmaßt Scheck. Dass man dafür den Radweg und eine Holzbrücke queren muss, die dann über einen Feldweg in den Wald führt, scheint die Ausflügler nicht davon abzuhalten. Ob sich da bald was ändert, weiß Scheck nicht.

Für Hintergschwendt arbeitet die Gemeinde an einem Ausweichparkplatz. Dort sollen ab 2021 150 Parkplätze mehr geschaffen werden, aber noch steht die Genehmigung dafür aus.

Falschparkern drohen Bußgeld und Abschleppen

Die Polizei verfolge Falschparker am Samerberg mit einem wachen Auge, bestätigt Rudolf Weber von der zuständigen Polizeiinspektion Brannenburg. Wer falsch parkt, riskiert mindestens 15 Euro Strafe. Das sei doch um ein Vielfaches höher als die zwei Euro Parkgebühr. Die Kollegen hätten am vergangenen Wochenende viele Knöllchen verteilen müssen. Die Gemeinde Samerberg habe mit dem KDZ (Zweckverband Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland) eine Überwachung des ruhenden Verkehrs vereinbart. Falschparken werde geahndet, warnt Geschäftsleiter Andreas Müllinger. Ausflügler sollten nur die ausgewiesenen Wanderparkplätze nutzen. Wer beispielsweise außerorts auf Vorfahrtsstraßen parke oder sein Auto so abstelle, dass neben dem Fahrzeug nicht einmal mehr drei Meter Fahrbahn blieben, werde zur Kasse gebeten. In Absprache mit der Polizei habe auch die Gemeinde Aschau zusätzlich Schilder aufgestellt, die Rettungswege und Feuerwehrzufahrten kennzeichnen. Sei durch Falschparker die Durchfahrt eines Rettungsfahrzeugs nicht mehr gewährleistet, dann dürfe die Polizei das Fahrzeug abschleppen lassen. Solche Schilder finde man beispielsweise nun in Hintergschwendt. Die Androhung allein zeige Wirkung. Wie die Polizeiinspektion Prien bestätigt, musste zwar kein Auto abgeschleppt werden, aber dafür seien viele Strafzettel wegen Falschparkens ausgestellt worden.

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