Kiefersfelden – Sepp Goldmann (55) aus Kiefersfelden weiß viele lustige Kindergeschichten zu erzählen. Seit 30 Jahren ist er als würdiger Stellvertreter des Nikolaus auf Erden unterwegs. Er sei ein Nikolaus zum „Gernhaben“, betont er. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erinnert er sich an viele schöne Begegnungen und erzählt von der großen Freude, die ihm seine Aufgabe bereitet.
Herr Goldmann, seit Jahrzehnten vertreten Sie den Nikolaus auf Erden. Wie ist es dazu gekommen?
Ich war viele Jahre Jugendleiter beim Trachtenverein Kiefersfelden, hatte also schon immer Kontakt zu Kindern. Eines Tages wurde ich von meinem Freund Joe Schrott, der bei der Heimatbühne tätig ist, gefragt, ob ich kurzfristig dem Nikolaus helfen könnte. Ich hab zugesagt und es hat gleich gepasst. Seither sind Joe und ich ein unzertrennliches Duo.
Bei Ihnen gibt es also nur lachende Kinder?
Ich bin – wie von ganz oben aufgetragen – ein Freund der Kinder, ein Nikolaus zum Gernhaben. Bei mir sollen die Kleinen nicht weinen.
Wie schafft man es, dass sie nicht weinen?
Manchmal hat man leider keine Chance. Man betritt den Raum und dann plärren sie schon (lacht). Einmal hat sich auch ein Junge vor meinen Füßen übergeben, da war die Aufregung zu groß. Aber die meisten Kinder bringe ich zum Lächeln. Meistens erzähle ich ihnen eine Geschichte, damit sie erst einmal runterkommen. Und dann sag ich den Kindern ein paar der guten und ein paar der weniger guten Dinge. Die ganz die schlechten Sachen lasse ich weg. Der Nikolaus ist keine Erziehungsmaßnahme.
Was meinen Sie damit?
Ich will den Kindern keine Predigt halten. Auch der Kramperl trägt bewusst keine Hörner, er soll die Kinder nicht erschrecken.
Was darf bei Ihrem Nikolauskostüm auf gar keinen Fall fehlen?
Der Stab natürlich und das Goldene Buch, in dem das Jahresgeschehen ganz genau festgehalten ist.
Und der rote Umhang?
Nein. Der Nikolaus ist schön und nicht unbedingt rot. Rot erinnert zu sehr an den Weihnachtsmann. Der Nikolaus trägt ein Bischofsgewand und das darf durchaus andersfarbig sein. Meines ist zum Beispiel bunt.
Am 5. und 6. Dezember läuft es für die Nikoläuse rund. Wie viele Besuche standen in der Vergangenheit immer so an?
Etwa an die zehn.
Was war Ihr bisher lustigstes Erlebnis?
Einmal waren Joe und ich bei einer Familie mit sehr lebhaften Buben zu Besuch. Die Mama meinte, der Kramperl soll zuerst zu den rein gehen. Also hat Joe gleich Lärm gemacht. Ich wollte gerade hinterher, da kam ein Schäferhund unter dem Tisch herausgeschossen. Ich konnte gerade noch zur Tür flüchten. Joe ist wie eine Salzsäule erstarrt (lacht). Der Opa der Familie meinte nur: „Ach, den Hund hab ich jetzt ja ganz vergessen.“
Und welches Erlebnis hat Sie besonders berührt?
Vor einigen Jahren traf sich eine Gruppe Erwachsener mit Down-Syndrom zu einer Weihnachtsfeier in einer Wirtschaft. Die Betreuer sagten mir, dass einer der Männer schon seit zwei Jahren kein Wort mehr spricht und auch nicht mehr auf sein Äußeres achtet. Also hab ich ihm, gesagt, dass es so nicht gehe und er wieder mehr auf sich achten müsse. Und am Ende meinte er: „Ja, mach ich Nikolaus.“ Und plötzlich sind alle aufgesprungen und haben ihn umarmt, weil er endlich wieder einen Satz gesprochen hatte. Das war ein absolut erhebendes Gefühl.
Interview: Barbara Forster